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Auf Entdeckungsreise durch Sankt Marien
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Auf Entdeckungsreise durch Sankt Marien

Ein Bericht aus der Gransee-Zeitung von Sabine Slatosch

Gransee (MZV) Das Konzert für Orgel und Trompete war lange geplant im Rahmen der Granseer Sommermusiken. Am Sonnabend fügte es sich zudem in die erste Nacht der offenen Kirche in St. Marien ein.

Nicht nur der kühlende Kirchenraum war nach der Hitze des Tages ein Labsal. Unter anderen mit Werken von William Boyce, Dietrich Buxtehude, Henry Purcell oder Johann Sebastian Bach wie auch mit der neuzeitlichen Melodie des Glockenspiels von Westminster beglückten Kantor Martin Schubach an der Orgel und Carsten Gariel an der Trompete die Besucher. Eine erhabene Kombination der Instrumente. Dafür hatte Gariel einen Abstecher in die Ackerbürgerstadt gemacht, bevor er am Mittwoch mit den Berliner Symphonikern nach Japan reist.

Wer zuvor und im Verlauf des Abends in die Nähe des Kirchplatzes kam, konnte sich der einladenden Atmosphäre kaum entziehen. Im Nacht-Café der jungen Gemeinde im Schatten der Bäume plauderten die Gäste bei Kaffee und Kuchen. Der Rauch vom Grill zog seine Bahn. Seifenblasen der Kinder schillerten in der Abendsonne. Mit einer Taizé-Andacht begann die nächtliche Veranstaltung. Auch das war ungewöhnlich und neu in der evangelischen Gemeinde von Gransee. Taizé ist ein Ort in Frankreich, der bekannt ist durch die dort und an verschiedenen anderen Orten von einem internationalen ökumenischen Männerorden ausgerichteten Jugendtreffen, zu denen Besucher vieler Nationen und Konfessionen kommen und große Zeltlager bilden. Die Andacht ist anders als ein normaler Gottesdienst. Auf dem Boden sitzend wird vor allem gesungen, oft mehrstimmig, und oft wiederholt - gleich einer Meditation. "Wir haben zart begonnen", resümierte Volker Liefring. Gemeinsam mit seiner Frau Nikola war er mit dem Wohnmobil in Frankreich. Beide wurden inspiriert in Taizé.

Zu einer Einführung in die Technik der stillen Meditation folgten Nikola Schröder-Liefring zwölf Besucher - unter den Frauen ein Mann - in den Nonnenchor. Es sei ein Einstieg für Leute, die sich nie getraut haben, mal zu fragen. Ihre Masterarbeit hat die Reha-Ärztin über Meditation geschrieben. Etwa zwei Mal im Jahr gibt sie nach den Gottesdiensten Meditationsseminare.

"Wenn der eine oder andere lernt, sich selbst zu sehen und seine Mission im Leben findet, dann ist die Saat gut auf den Acker gefallen - das ist das größte", bekannte sie.

Unerschöpflich war die Informationsflut, die Werner Beil den Gästen während seiner Kirchenführung zukommen ließ. Nahezu jeder Baustein der Stadtkirche, deren Ursprung bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht, ist ihm vertraut und eines Wortes Wert. Sein Liebling: der Altar im nördlichen Seitenschiff mit der Darstellung der Anna Selbdritt. Eine willkommene Ergänzung dazu war die kunsthistorische Lesung von Dr. Johann Michael Streffer. Er las einen Text von Peter Knüvener über spätmittelalterliche Malerei und Plastik in Brandenburg mit einer Besprechung des Flügelaltars in der Granseer Stadtkirche.

Viele kleine Kerzenlichter flimmerten derweil rot im dunklen Kellergewölbe der Kirche. Dort sammelten sich die Kinder um Katechetin Susanne Meißner und lauschten der Geschichte von Fledolin, dem Fledermaus-Jungen, der anders war als die anderen, weil er verkehrt herum hing. Und weil das Anderssein ja liebenswert ist, bastelten sie sich anschließend viele neue Fledermausfreunde aus Papier.

Mit einer Orgelführung durch Martin Schubach und meditativer Orgelmusik klang die Nacht aus.
erstellt von Mathias Wolf am 11.06.2014, zuletzt bearbeitet am 19.09.2017
veröffentlicht unter: News-Archiv (Gransee)

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