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Foto: Isabel Pawletta

Andacht in der St. Marienkirche Gransee für Opfer und Betroffene der Corona-Pandemie

am 4. Dezember 2020, 18.00 Uhr, mit Superintendent Uwe Simon

Am Abend dieses Tages, am Abend der Woche nach dem ersten Advent herzlich willkommen in der St. Marienkirche zu einer Zeit der Einkehr, der Stille, des Nachdenkens jenseits aller Proteste und Rufe, aller Parolen und Demonstrationen.

Wir machen uns Sorgen.
Wir fühlen uns hilflos.
Wir erfahren schmerzhaft, wie so viele Selbstverständlichkeiten, so viele Sicherheiten in diesem Jahr in Frage gestellt werden.

Mehr als 1,1 Mio Menschen haben sich in unserem LND nachweislich mit Covid-19 infiziert, mehr 18.000 Menschen sind mit oder an Covid-19 verstorben. Die Menschen, die sich um Kranke gesorgt, um das Leben gerungen, mit den Trauernden ausgehalten haben, sind da überhaupt nicht miterfasst. Und sie oft <m ende ihrer Kräfte und gehen dennoch darüber hinaus

Wir brauchen Hoffnung, neuen tragenden, eigentlich sogar fröhlichen Wagemut, füreinander dazu sein, verantwortungsgvolle Aufmerksamkeit, also Taten der Liebe und des Respektes, und Vertrauen, Verantwortung wahrzunehmen und die, die die schwere in das Leben von Menschen eingreifende Entscheidungen treffen müssen, zu unterstützen mit unseren Gedanken und Gebeten um Kraft, Liebe und Besonnenheit.

Was wir nicht brauchen sind Wut gegen Menschen Sachen, auch nicht Aggression, Anklagen oder Vorwürfe. Wir brauchen Hoffnung und Räume der Stille, um auszusprechen, was das Herz und den Blick für alle Bewahrung und alle Hilfen in der Krise so schwer macht.

Die Adventszeit steht in unserer Kirche in diesem Jahr unter dem Motto: weil wir Hoffnung brauchen und über diesem Motto leuchtet dann wie vor der Kirche der Stern der Weihnacht.

Wir sind heute hier, weil wir nicht nur Hoffnung brauchen, sondern Hoffnung haben: Mit dem Spruch der zu Ende gehenden Woche aus dem Buch des Propheten Sacharja: Siehe dein König kommt zu dir, ein gerechter und ein Helfer

Lied: EG 11, 1+6+7

Ich lese und bete einen Winterpsalm des Pfarrers und Dichters Lothar Zenetti, getragen von Zuversicht und Geduld: Winterpsalm

Es ist jetzt nicht die Zeit, um zu ernten.
Es ist jetzt auch nicht die Zeit, um zu säen.
An uns ist es, in winterlicher Zeit
uns eng um das Feuer zu scharen
und den gefrorenen Acker
in Treue geduldig zu hüten.

Andere vor uns haben gesät.
Andere nach uns werden ernten.
An uns ist es, in Kälte und Dunkelheit
beieinander zu bleiben und während es schneit,
unentwegt wachzuhalten die Hoffnung.
Das ist es.
Das ist uns aufgegeben
in winterlicher Zeit.

Lesung Jesaja 60, 1-3 (aus der Tageslese)
1 Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir! 2 Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker; aber über dir geht auf der HERR, und seine Herrlichkeit erscheint über dir. 3 Und die Völker werden zu deinem Lichte ziehen und die Könige zum Glanz, der über dir aufgeht

Lied: EG 16, 1

Die einen sagen: Das ist doch alles gar nicht so schlimm.
Die anderen sagen: Jeder Kranke, jeder Tote ist einer zu viel.
Die einen sagen: Sie reden euch etwas ein.
Die anderen erzählen, wie sie an den Krankenbetten und auf den Internsivstationen und an den Beatmungsgeräten rund um die Uhr um das Leben kämpfen, manchmal gewinnen und erleben, wie schwer für die Patienten der Weg zurück ins Leben sein kann,
manchmal aber auch verlieren und den Tod beklagen müssen.
Die einen sagen: Ich lass mir meine Freiheit nicht nehmen.
Die anderen sagen:Was soll das für eine Freiheit sein, in der die Verantwortung füreinander, die Rücksicht aufeinander keine Rolle mehr spielt.
Die einen sagen: da gibt es doch keinen Plan, das ist alles Willkür.
Die anderen sagen: wir werden einander am Ende viel zu verzeihen haben. Denn wir lernen immer noch dazu, wir hoffen, dass Vorsicht und Rücksichtnahme und Kontaktbeschränkungen die Pandemie zu begrenzen helfen… viele müssen Opfer bringen, vielen wird viel zugemutet.

Advent und Weihnachten ist und wird anders.

Aber eins bleibt: in den Worten aus dem Buch des Propheten Jesaja klingt es durch: dein Licht kommt, in die Dunkelheit hinein, über der Dunkelheit, in der wir immer noch tappen, über all unseren Sorgen und Ängsten, aber auch unsere Verantwortung geht Gott auf wie die Sonne, die dir Dunkelheit erhellt, wie die Wärme die die Kälte der Angst, aber auch der Wut und der Aggression vertreibt, da wo die Kräfte zu Ende gehen
Advent heißt ja: schau auf, Gott kommt
Sieh hin, da ist Licht am Horizont, es gibt Grund zur Hoffnung.

Wir erinnern heute an die Menschen, die an Corona oder mit Corona verstorben sind:
Im Amt Gransee und Gemeinden sind seit Beginn der Pandemie 37 Personen infiziert worden, im Landkreis OHV 1710, 21 Menschen sind im Landkreis verstorben, im Land Brandenburg sind es 425 Menschen, Gesichter, die wir womöglich nicht kennen, Geschichten, die erzählt werden müssten, um sie vor dem vergessen zu bewahren.
Zum einen begreifen wir schmerzhaft, woran uns die Gedenktage im November immer erinnern wollen: Leben ist kostbare, geschenkte und endliche Zeit.
Wir beklagen aber zugleich auch den Tod durch Krankheit zur Unzeit.
Wir sind dankbar, mit welchem Nachdruck und welchem Einsatz an der Erforschung von Medikamenten und Impfstoffen gearbeitet wird. Wir sind auch dankbar für die Möglichkeiten, die uns Vernunft, Forschung und Wissenschaft eröffnen. Vernunftbegabung macht Menschsein aus. Daran dass es Begabung und damit Gabe ist, erkennen wir dankbar das Geschenk der Vernunft und bitten darum, dass sie zum Wohl der Menschen, für Gesundung und Befriedung eingesetzt wird, dem Leben und der Schöpfung dient.
Wir sind dankbar für all die Menschen, die sich im Gesundheitswesen, in sozialen Berufen, im öffentlichen Leben dafür einsetzen, dass das gemeinsame Leben weitergehen kann und aufrechterhalten wird.
Wir entdecken mit einem Mal wie systemrelevant Selbstverständliches ist und wie schnell es kommen kann, dass das Selbstverständliche auch unter Einsatz der eigenen Unversehrtheit und Gesundheit geschieht.
Für den Reformator Martin Luther war deshalb jeder weltliche Beruf Gottesdienst, besonders dann, wenn er dem oder der Nächsten dient.
Ihnen gebührt unser Dank, unser Respekt, aber auch spürbare und messbare Anerkennung!
Wir fühlen uns mit denen verbunden, die unter den Kontaktbeschränkungen besonders leiden. Altgewordene, allein Lebende, Kranke und Sterbende, Infizierte oder Kontaktpersonen in häuslicher Isolation.
Ich wünsche mir, dass sie spüren, wie wir auch mit ihnen, ihren Sorgen und Befürchtungen, ihrer Trauer und ihrem Leiden, verbunden bleiben.
Ich wünsche uns Mut und Phantasie, in aller Verantwortung und voller Rücksichtnahme Zeichen der Verbundenheit zu setzen,
die zu unterstützen, die um ihre wirtschaftliche und soziale Existenz fürchten.
Mit unseren Gedanken und Gebeten wollen wir der Angst ihre lähmende Kraft nehmen, Geduld stärken und Aufmerksamkeit füreinander wecken, wir wollen Liebe zum Nächsten praktizieren, im Egoismus überwinden und statt auf das eigene ICH auf das mir geschenkte DU achten.
Wir wollen Gott um Frieden und Bewahrung bitten, um Trost und Hoffnung, um Geduld und Ausdauer, um Bereitschaft zu versöhnen und Gräben zu überwinden.
Advent heißt: Gottes tröstende, heilende und versöhnende Wirklichkeit kommt auf uns zu und verwandelt Menschen und das Angesicht dieser Welt.
Gottes Wirklichkeit kommt und stärkt die Leidenden, Kranken, Engagierten und Trauernden, seine Wirklichkeit tröstet und umfängt auch Sterbende.
Seine Wirklichkeit schenkt Hoffnung.
Es ist Advent: weil wir Hoffnung brauchen!

Lied: EG 16, 3+4

Gebet:
Gott, du verbindest uns Menschen.
In Angst und Unsicherheit werden wir uns nah.
Plötzlich sind wir Nächste, die wir es gestern noch nicht waren.
Wir teilen Fragen und Sorgen,
Nicht-Wissen und doch Ahnen, was da kommen kann.
Die einen mögen bewahrt bleiben.
Andere werden um ihr Leben kämpfen.
Gelassen und voller Sorgen könnte unser Alltag werden.
In den kommenden Wochen und heute schon
bitten wir für alle Kranken und die es werden,
die Angst haben, dass der Virus sie erreicht,
für alle Ärztinnen und Pflegenden,
für die, die in diesen Tagen um ihre Existenz bangen.
Wir bitten dich, dass Du uns alle bewahrst in diesen schweren Zeiten,
sei Du der, der uns eint, als die die glauben und auch die es nicht tun.
Wir Menschen sind verbundene, aufeinander angewiesene,
miteinander helfende.
Du verbindest uns Menschen, Gott. Amen.

Fürbitten des Lutherischen Weltbundes zu Corona:

O Gott, unser Heiland,
zeige Dein Erbarmen für die ganze Menschheitsfamilie, die gerade in Aufruhr ist und beladen mit Krankheit und Angst.
Höre unser Rufen, o Gott: G: Höre unser Gebet.

Komm uns zur Hilfe nun, da sich das Coronavirus auf der ganzen Erde ausbreitet.
Heile die, die krank sind, unterstütze und beschütze ihre Familien, Angehörigen und Freunde vor Ansteckung.
Höre unser Rufen, o Gott: G: Höre unser Gebet.

Schenk uns deinen Geist der Liebe und Besonnenheit, auf dass wir zusammenwirken, um die Ausbreitung des Virus und seine Wirkungen einzuschränken und zum Erliegen bringen zu können. Höre unser Rufen, o Gott: G: Höre unser Gebet.

Mach uns wach, aufmerksam und vorausschauend im Blick auf die Bekämpfung von Krankheiten überall: die Malaria, das Dengue-Fieber, die HIV-Krankheit und die vielen anderen Krankheiten, die bei Menschen Leid verursachen und für etliche tödlich enden.
Höre unser Rufen, o Gott: G: Höre unser Gebet.

Heile unsere Selbstbezogenheit und unsere Gleichgültigkeit, wo wir uns nur dann sorgen, wenn wir selbst vom Virus oder anderem Leid getroffen sind.
Eröffne uns Wege, aus unserer Zaghaftigkeit und Furcht hinaus, wenn unsere Nächsten für uns unsichtbar werden.
Höre unser Rufen, o Gott: G: Höre unser Gebet.

Stärke und ermutige die, die im Gesundheitswesen, in Praxen und Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und anderen Bereichen der Medizin arbeiten: Pflegende, Fürsorgende, Ärztinnen und Ärzte, Klinikseelsorgerinnen und -seelsorger, Mitarbeitende in Krankenhäuser – alle, die sich der Aufgabe widmen, für Kranke und ihre Familien zu sorgen.
Höre unser Rufen, o Gott: G: Höre unser Gebet.

Inspiriere die Forschenden, die an Impfstoffen, Medikamenten und der Herstellung medizinischer Ausstattung arbeiten. Gib ihnen Erkenntnisse und Weitblick.
Höre unser Rufen, o Gott: G: Höre unser Gebet.

Erhalte die Menschen, deren Arbeit und Einkommen durch Schließungen, Quarantänen, geschlossene Grenzen und andere Einschränkungen bedroht sind.
Beschütze alle, die reisen müssen.
Höre unser Rufen, o Gott: G: Höre unser Gebet.

Leite die politisch Verantwortlichen, dass sie die Wahrheit sagen und danach handeln.
Halte die Ausbreitung von Falschinformation und Gerüchten zurück. Hilf, dass Gerechtigkeit waltet, sodass allen Menschen auf der Erde Heil und Heilung erfährt.
Höre unser Rufen, o Gott: G: Höre unser Gebet.

Heile unsere Welt. Heile unsere Körper. Stärke unsere Herzen und Sinne. Und in der Mitte des Aufruhrs gib uns Hoffnung und Frieden. Höre unser Rufen, o Gott: G: Höre unser Gebet.
In deinen gnädigen Armen halte alle, die gestorben sind und die in dieser Zeit sterben werden.
Tröste ihre Hinterbliebenen, tröste die, die verzweifelt sind.
Höre unser Rufen, o Gott: G: Höre unser Gebet.

Gedenke deiner Familie, der ganzen Menschheit, und deiner ganzen Schöpfung, in deiner großen Liebe. G: Amen.


erstellt von Stefan Determann am 05.12.2020, zuletzt bearbeitet am 04.09.2023
veröffentlicht unter: Neues aus der Kirchengemeinde

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