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Leegebruchs Pfarrerin Nele Poldrack: Aufhören, wenn es am schönsten ist
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Leegebruchs Pfarrerin Nele Poldrack: Aufhören, wenn es am schönsten ist

MOZ / Klaus D. Grote / 28.06.2020

Leegebruch (MOZ) Hinter der Haustür fällt der Blick zuerst auf gelb-rote Lilien. "Ich habe viele Blumen geschenkt bekommen", sagt Nele Poldrack. Vergangenen Sonntag hat sich die Leegebrucher Pfarrerin von ihrer Gemeinde verabschiedet. Nach zwölf Jahren will die 57-Jährige kürzer treten und sich auf die Seelsorge in der Klinik Sommerfeld konzentrieren.

Sie wolle auch mehr Zeit haben, um sich um ihre Eltern in Berlin zu kümmern. Die Mutter ist 87 Jahre, der Vater 94 Jahre alt. Und die beiden Kinder wohnen auch in Berlin. Die Pfarrstelle für Leegebruch, Velten und Marwitz ist nun ausgeschrieben. Die Vakanzvertretung übernimmt ab Juli Kremmens Pfarrer Thomas Triebler.

Nele Poldrack wirkt irgendwie erleichtert, denn mit der Aufgabe als Pfarrerin fällt wohl auch eine Last von ihr ab. Pfarrerin ist kein 8-Strunden-Job, für die Gemeinde ist sie rund um die Uhr da. Als Seelsorgerin könne sie da einfacher Grenzen ziehen, sagt sie. Dabei ist ihr die Gemeinde ans Herz gewachsen. 2008 kamen Nele und Christoph Poldrack nach Leegebruch und teilten sich die Pfarrstelle. Vor drei Jahren wechselte Christoph Poldrack (67) in den Ruhestand. Vorher hatte sich Ehepaar 13 Jahre lang eine Pfarrstelle in Anklam geteilt. Dann war es Zeit für einen Wechsel. "Wir sind damals sehr herzlich aufgenommen worden, und ich bin hier richtig gern Pfarrerin gewesen", lobt Nele Poldrack. Die Gemeinde habe viele tolle Leute, die mitdenken und mitgestalten. "Das ist ein sehr lebendiges Miteinander." Sie könne nun sagen, dass sie aufhört, wenn es am schönsten ist.

Den Bibliolog will Nele Poldrack gern weiterführen. Dabei werden biblische Geschichten so erzählt, dass sie aus der Innenansicht wahrgenommen werden können, erklärt die Theologin. Beteiligte versetzen sich in Personen und beantworten Fragen, als seien sie Teil der Geschichte. Zuletzt fand der Bibliolog im Garten Eden statt. Das passte auch gut zum Jahresmotto der Gemeinde "Boden und Bäume".

Und so wie zu den Anfängen der biblischen Geschichte ging, blickt Nele Poldrack zurück auf ihre Zeit als Pfarrerin. Immerhin erschien ihr der Beruf einst weit entfernt. 1963 geboren und aufgewachsen in der Auguststraße in Berlin, "im Hinterhof, in dem die Ratten umher liefen", wurde die spätere Theologiestudentin kein bisschen religiös erzogen. Sie beschreibt sich als Einzelgängerin. Die Wochenenden und die meiste Zeit der Ferien verbrachte das Kind im Garten der Großeltern bei Königs Wusterhausen. Nach dem Abitur wurde sie Krankenschwester in Wittenberg.

Sie habe schnell gemerkt, dass der Beruf sie nicht dauerhaft erfüllt. In Wittenberg knüpfte sie Kontakt zur Evangelischen Kirche, lernte Friedrich Schorlemmer kennen, wurde Teil der Friedens- und Umweltbewegung. "Ich hätte gerne Philosophie studiert. Aber das Theologiestudium versprach mir die meiste Freiheit", sagt Nele Poldrack. Der Staat hatte keinen Einfluss auf die theologischen Inhalte. Aber natürlich sei Kirche auch politisch. "Politik spielt für meinen Glauben eine große Rolle", sagt Nele Poldrack. Es stelle sich beispielsweise immer die Frage, wo die Kirche in der Welt steht und wie sie Menschen "abholen" kann.

Während des 1987 aufgenommenen Studiums an der Universität Greifswald lernte sie ihren Dozenten Christoph Poldrack kennen. Nach einem späteren Wiedersehen wurden die beiden ein Paar. Zusammen bewarben sie sich schließlich auf die Stelle in Anklam.

"So, wie es gelaufen ist, war es gut. Ich bereue nichts", sagt Nele Poldrack mit Blick auf ihr Berufsleben. Gott habe sie geführt. Und im Gottvertrauen freue sie sich nun auf ihre neue Lebenssituation.
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