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Richte unsere Füße auf den Weg des Friedens, du Gott des Friedens.

Richte unsere Füße auf den Weg des Friedens, du Gott des Friedens.

Predigt von Gemeindepädagoge Dirk Bock zur Friedensandacht am vergangenen Sonntag in Lindow

Liebe Gemeinde und liebe hier Lesenden,

am vergangenen Donnerstag erreichte uns eine sehr emotionale Nachricht. Oksana, die Frau des Cousins meiner Frau (sie leben in Berlin) hat noch viele Familienmitglieder in der Ukraine. Unter Tränen berichtete sie: Ihr Bruder Serjoscha - er war gerade mal 37 Jahre alt - kam vor 9 Tagen im sinnlosen Krieg zu Tode. Seine Frau und die beiden Töchter (10 und 13 Jahre alt) vegetieren derzeit im kalten Keller in Chernigov, einer Stadt an der weißrussischen Grenze. Dort herrschen so starke Bombenangriffe, dass sie ihre Häuser nicht verlassen können.

Die Schwiegermama von Serjoscha lebt in einem Ort, 100 km weg von Chernigov. Sie kommen dort nicht hin und wissen auch nicht, wie es ihr geht. Man weiß noch nicht, wie Serjoscha, er war ukrainischer Soldat, ums Leben kam. Er liegt in einer Leichenhalle und man will seinen Tod noch untersuchen, aber das geht gerade nicht.

Die Familie kann nicht Abschied nehmen, und an eine Beerdigung ist gar nicht zu denken.

Oksana bittet uns: Betet für meinen Bruder. Er soll friedlich mit Gott schlafen und seine Ruhe finden. Wir sollen beten für die Kinder ihres Bruders und seine Frau, aber auch für alle Menschen in der Ukraine und wir sollen damit nicht aufhören.

,,Bitte betet dafür, dass sie überleben und dass man ihnen hilft, die Stadt zu verlassen!''

Durch eine tolle Spendenaktion des Evangelischen Gymnasiums kamen am letzten Donnerstag unglaublich viele Sachspenden zusammen. Die Schule brachte diese Sachen nach Lobetal, von wo aus sie in die Ukraine gebracht werden. Oksana beschrieb uns genau, wo ihre Familie fest sitzt und dringend auf warme Sachen und Essen wartet. Wir hoffen, ein Transport erreicht sie ganz schnell. Es ist nur ein schlimmes Schicksal von sehr vielen. Es geht um ihre Heimat. Und um die Heimat von 41 Millionen Menschen.

Sie sind Mütter und Töchter und Schwestern, Brüder und Söhne und Väter. Sie wollen leben. Musizieren. Mit ihren Kindern auf den Spielplatz gehen. Morgens ins Büro fahren. Abends sich am Esstisch von ihrem Tag erzählen. Den Alltag leben, den wir auch leben. In einem freien Land.

Dieses Land ist nun im Kriegszustand. Krieg auf europäischem Boden. Nach über 80 Jahren Frieden. Das geht unter die Haut.

Krieg auf europäischem Boden. Realität von Gewalt und Angst.

In den Nachrichten sehe ich ein Bild. Ein Kind hat es für seinen Vater gemalt. Der Vater ist ukrainischer Soldat. Das Bild hängt an seinem Spind. Dort wo er stationiert ist. Was wird passieren? Gewalt schreit nach Gegengewalt. Waffen auf der einen Seite rufen nach noch mehr auf der anderen. Drohung bedingt Gegendrohung nicht nur in der Ukraine, sondern überall in Europa.
Eine tödliche Logik.

Eine Sackgasse ohne erkennbaren Ausweg. Da kann man dran verzweifeln. Und es mit der Angst zu tun bekommen. Oder in der Not zu Gott beten:

Richte unsere Füße auf den Weg des Friedens.
Ein Gebet, wo die diplomatischen Gespräche gescheitert sind?
Muss Gott mal wieder richten, was die Menschen verbockt haben?
Doch Friede kann niemand verordnen.
Friede muss gewollt sein.
Menschengewollt und zwar von beiden Seiten.

Frieden entsteht nur, wo die Beteiligten Schritte aufeinander zugehen. Sonst kann es keinen Frieden geben. Gott kann und will das allein nicht machen.

Darum sind die Worte der Bergpredigt ein Teil einer großartigen Friedenserzählung: Christus
kommt wie ein Himmelslicht, vertreibt die Finsternis und löst die Schatten des Todes auf wie die Sonne den Nebel. Aber er tut das nicht ohne uns. Sondern indem er die Füße der Menschen auf
den Weg des Friedens ausrichtet und ihnen den Weg aus der Sackgasse zeigt.

Christus kommt in die tiefste Dunkelheit. Er steht allen bei, die tödlich bedroht sind. Und auch denen, die fassungslos und ohnmächtig die Bilder des Kriegs in der Ukraine in den Nachrichten sehen.

Aber den Weg des Friedens müssen Menschen gehen. Schritt für Schritt. Ohne Abkürzung. Und mit Geduld und Beharrungsvermögen. Und mit einem Gebet auf den Lippen:

Richte unsere Füße auf den Weg des Friedens, du Gott des Friedens.
Und darum geben uns die Seligpreisungen Hilfe und Trost.

Selig sind, die da geistlich arm sind; denn ihrer ist das Himmelreich.
Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden.
Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen.
Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden.
Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.
Selig sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen.
Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen.
Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihrer ist das Himmelreich.
Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und allerlei Böses gegen euch reden und dabei lügen.

Seid fröhlich und jubelt; es wird euch im Himmel reichlich belohnt werden. Denn ebenso haben sie verfolgt die Propheten, die vor euch gewesen sind.

Amen
erstellt von Stefan Determann am 09.03.2022, zuletzt bearbeitet am 13.11.2023
veröffentlicht unter: Neuigkeiten aus der Gemeinde

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