Großes von und über Groß
Ein Artikel aus der MAZ von Marco Winkler
Lange galt sie als verschollen, nicht einmal ein Foto gab es von ihr. Die Bach-Büste des Edener Bildhauers Wilhelm Groß steht jetzt – dank eines Tipps aus Argentinien – wieder in Eden. Zur Feststunde las Hanna Spiegel aus ihrem neuen Werk über den Künstler und Prediger.
Oranienburg. Seit Jahren versuchen die Stadt Oranienburg und die Eden-Genossenschaft, Bildhauer und Prediger Wilhelm Groß mehr Anerkennung zukommen zu lassen, als er sie zu Lebzeiten und auch posthum erfahren hatte. Vor über 40 Jahren verstarb der Künstler. Am Sonnabend präsentierte Hanna Spiegel ihr zweites Buch über ihn - und ein als verschollen geglaubtes Werk kehrte heim.
Die Berlinerin Ingrid Rausch erhielt vor Kurzem einen Anruf von ihrer Tante, die seit 50 Jahren in Agentinien lebt. Das Gesuch der ehemaligen Edenerin: die Kunststein-Büste „Der erblindete Bach“ von Wilhelm Groß. Ingrid Rausch wusste gleich Bescheid. „Sie ist schon lange im Familienbesitz, stand erst in Frohnau, dann in Hermsdorf“, erzählt die 61-Jährige. Ihr Vater, Otto Rausch, erhielt die Büste als Honorar, weil er Wilhelm Groß’ Sohn Uwe Klavierunterricht gab.
Hermann Rausch ist der Neffe des Klavierlehrers. „Es ist immer der Wunsch meines Vaters und sicher auch meines Onkels gewesen, dass die Büste wieder nach Eden kommt, wenn wir keine Verwendung mehr dafür haben“, so der 65-Jährige. Die Büste war immer da, Teil des Familienlalltags. Doch nach einem Umbau hätte sie keinen Platz mehr gefunden.
Jetzt ist sie wieder an ihrem Ursprungsort: Eden, zu sehen jeden Sonntag von 14 bis 17 Uhr in der Eden-Ausstellung. Dort, wo Wilhelm Groß über 50 Jahre wirkte und viel bewirkte. Kaum jemand weiß das besser als Hanna Spiegel. Nach „Gefesselte Kirche“ schrieb sie mit „Der Bildhauer Wilhelm Groß in Eden“ ihr zweites Werk über Groß. „Nach dem ersten Buch fingen die aufwendigeren Recherchen erst an“, so Hanna Spiegel, die selbst seit 60 Jahren in Oranienburg wohnt.
Themen unter anderem des Buches: die Bekennende Kirche. „Udo Semper hat mich darauf, gebracht, wie interessant die Oranienburger Kirchenlandschaft ist.“ Auch er und seine Frau Heike kommen im Buch vor. Es geht um die Zerstörung der Nicolaikirche, Pfarrer Wagner, der der SA beitrat und unter seinem Talar Uniform trug, die Notkirche in der Orangerie. Immer dabei: Wilhelm Groß. „Nach dem Krieg wurde er zum Prediger ordiniert, die Krönung seiner Lebenslaufbahn“, so Hanna Spiegel.
Weggefährten von Groß wie der Künstler Martin Niemöller und die Keramikermeister Stachat und Richter spielen ferner eine Rolle in dem umfangreichen Werk.
Groß blieb im Nazi-Regime und in der ehemaligen DDR Anerkennung verwehrt. Er hatte nie einen leichten Stand. „Trotzdem, selbst wenn er immer wieder in Existenznöte geriet, hat er seinen Humor behalten“, so Hanna Spiegel anerkennend. Ihr Werk lebt auch von den 161 Abbildungen, viele davon in Erstveröffentlichung zu sehen.
Ist damit die Geschichte von Wilhelm Groß erzählt? Mitnichten. Hanna Spiegel wird an einem dritten Buch arbeiten, reichen die Verflechtungen des Künstler- und Predigerlebens noch bis nach Kraatz und Gutengermendorf. „Mein Sohn meinte, Mutti, du kommst nicht drum herum, du musst ein drittes Buch schreiben“, so Hanna Spiegel.
Von Marco Winkler
Oranienburg. Seit Jahren versuchen die Stadt Oranienburg und die Eden-Genossenschaft, Bildhauer und Prediger Wilhelm Groß mehr Anerkennung zukommen zu lassen, als er sie zu Lebzeiten und auch posthum erfahren hatte. Vor über 40 Jahren verstarb der Künstler. Am Sonnabend präsentierte Hanna Spiegel ihr zweites Buch über ihn - und ein als verschollen geglaubtes Werk kehrte heim.
Die Berlinerin Ingrid Rausch erhielt vor Kurzem einen Anruf von ihrer Tante, die seit 50 Jahren in Agentinien lebt. Das Gesuch der ehemaligen Edenerin: die Kunststein-Büste „Der erblindete Bach“ von Wilhelm Groß. Ingrid Rausch wusste gleich Bescheid. „Sie ist schon lange im Familienbesitz, stand erst in Frohnau, dann in Hermsdorf“, erzählt die 61-Jährige. Ihr Vater, Otto Rausch, erhielt die Büste als Honorar, weil er Wilhelm Groß’ Sohn Uwe Klavierunterricht gab.
Hermann Rausch ist der Neffe des Klavierlehrers. „Es ist immer der Wunsch meines Vaters und sicher auch meines Onkels gewesen, dass die Büste wieder nach Eden kommt, wenn wir keine Verwendung mehr dafür haben“, so der 65-Jährige. Die Büste war immer da, Teil des Familienlalltags. Doch nach einem Umbau hätte sie keinen Platz mehr gefunden.
Jetzt ist sie wieder an ihrem Ursprungsort: Eden, zu sehen jeden Sonntag von 14 bis 17 Uhr in der Eden-Ausstellung. Dort, wo Wilhelm Groß über 50 Jahre wirkte und viel bewirkte. Kaum jemand weiß das besser als Hanna Spiegel. Nach „Gefesselte Kirche“ schrieb sie mit „Der Bildhauer Wilhelm Groß in Eden“ ihr zweites Werk über Groß. „Nach dem ersten Buch fingen die aufwendigeren Recherchen erst an“, so Hanna Spiegel, die selbst seit 60 Jahren in Oranienburg wohnt.
Themen unter anderem des Buches: die Bekennende Kirche. „Udo Semper hat mich darauf, gebracht, wie interessant die Oranienburger Kirchenlandschaft ist.“ Auch er und seine Frau Heike kommen im Buch vor. Es geht um die Zerstörung der Nicolaikirche, Pfarrer Wagner, der der SA beitrat und unter seinem Talar Uniform trug, die Notkirche in der Orangerie. Immer dabei: Wilhelm Groß. „Nach dem Krieg wurde er zum Prediger ordiniert, die Krönung seiner Lebenslaufbahn“, so Hanna Spiegel.
Weggefährten von Groß wie der Künstler Martin Niemöller und die Keramikermeister Stachat und Richter spielen ferner eine Rolle in dem umfangreichen Werk.
Groß blieb im Nazi-Regime und in der ehemaligen DDR Anerkennung verwehrt. Er hatte nie einen leichten Stand. „Trotzdem, selbst wenn er immer wieder in Existenznöte geriet, hat er seinen Humor behalten“, so Hanna Spiegel anerkennend. Ihr Werk lebt auch von den 161 Abbildungen, viele davon in Erstveröffentlichung zu sehen.
Ist damit die Geschichte von Wilhelm Groß erzählt? Mitnichten. Hanna Spiegel wird an einem dritten Buch arbeiten, reichen die Verflechtungen des Künstler- und Predigerlebens noch bis nach Kraatz und Gutengermendorf. „Mein Sohn meinte, Mutti, du kommst nicht drum herum, du musst ein drittes Buch schreiben“, so Hanna Spiegel.
Von Marco Winkler