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Prinzessin ist wieder bei Georg
Foto: Pfr. i.R. Christian Albroscheit

Prinzessin ist wieder bei Georg

Vor gut 100 Jahren überließen die Templiner dem Uckermärkischen Geschichtsverein zwei Skulpturen. 20 Jahre hat es gedauert, bis es einem Pfarrer gelang, die Dauerleihgabe wieder zurückzubekommen. Templin. „Auf diesen Tag habe ich mehr als 20 Jahre gewartet und hingearbeitet“, sagte Pfarrer Ralf-Günther Schein am Sonntagvormittag.

von Ines Markgraf (Nordkurier)
Vor mehr als 100 Jahren waren Exponate, darunter ein ruhender Christus und eine Prinzessin mit Lamm, aus der St. Georgen-Kapelle in der Berliner Straße an den Uckermärkischen Geschichtsverein für den Aufbau einer historischen Sammlung in Prenzlau übergeben worden. Daraus hervorgegangen ist das heutige Museum im Dominikanerkloster, in dessen Bestand die Figuren erhalten blieben. Beide konnte Schein nach intensiven Verhandlungen mit dem Prenzlauer Klosterchef Dr. Stephan Diller wieder entgegennehmen.

Die Prinzessin gehört zu einer Figurengruppe, die die Legende vom Heiligen Georg darstellt. Diese war für die Ausstellung bereits früher restauriert worden. So ist sie und der Christus bis vor Kurzem auch in der seit 1930 museal genutzten Frauenkapelle des Prenzlauer Dominikanerklosters zu sehen gewesen.
Ritter Georg auf seinem Pferd und der Drache dagegen waren in einem weniger guten Zustand und bedurften noch dringend ihrer fachgerechten Restaurierung. Da kam dann Gerhard Prückner ins Spiel. Der Restaurator, der schon des Öfteren für uckermärkische Kirchen tätig war und Altäre und Kanzeln wieder zu neuem Leben erweckte, erhielt den Zuschlag.

Bevor er dann allerdings vor eineinhalb Jahren in seinem Atelier ans Werk gehen konnte, mussten nicht nur eine Bestandsaufnahme für eine Dokumentation gefertigt, sondern auch die Farben genau analysiert werden. „Die Lindenholz-Figuren hatten eine braune Farbe, das konnte nicht richtig sein“, erklärte der Ringenwalder, „denn aus der Kunstgeschichte wissen wir ja, dass sein Pferd ein Schimmel gewesen sein muss.“ Zwei Farbschichten habe er gefunden, so Prückner. Eine stammte aus den 1920er Jahren, die andere aus der Barockzeit. Mit einem Skalpell habe er kleine Stellen an den Figuren freigelegt, Proben genommen und sie unter dem Mikroskop untersucht. Anhand der Farben auf der letzten sichtbaren Fassung erarbeitete er ein Farbkonzept. Einige Schäden retuschierte er und hauchte der Figurengruppe mit Gouache-Farben (deckende Wasserfarben, die nach der Trocknung mit Wasser wieder anlösbar sind) neues Leben ein. Auch die Rüstung wurde – wie früher – mit Blattgold bestückt.

Gerhard Prückner zeigte sich beeindruckt von der Leistung des unbekannten Schnitzers, der die Figuren einst mit viel Liebe zum Detail geschaffen hat. „Schauen Sie nur, der Ritter sitzt auf einem herausgearbeiteten Sattel. Selbst die Nieten der Rüstung sind geschnitzt.“ Aufgrund der Qualität vermutet er, dass der Künstler damals nicht aus der Region kam. „Die Figuren standen früher wahrscheinlich im Raum“, vermutete Pfarrer Ralf-Günther Schein, „so dass man sie von allen Seiten betrachten konnte“. Das sollte nun – nach der aufwendigen Restaurierung – auch wieder möglich sein. Bislang stand die Gruppe ja nur in einer Nische oberhalb des Kirchenschiffs. Tischler Rainer Warnow baute darum nach einer Zeichnung Prückners eine Holzkonstruktion, die nun im Chor steht. Auf dieser finden nun sowohl Ritter Georg samt Pferd, der verwundete Drache und die Prinzessin ihren würdigen Platz. Letztere ist, ganz der Perspektive entsprechend, bewusst viel kleiner ausgeführt worden, denn sie verfolge das Ringen Georgs mit dem Drachen ja auch aus einiger Entfernung, so Schein. Leider ist sie nur unvollständig erhalten. Ihre Arme, vermutlich in Abwehrhaltung, fehlen und auch der Kopf des Lammes zu ihren Füßen ist nicht mehr vorhanden. 

Nach ihrer durch die Georg-Stiftung finanzierten Restaurierung hat die über 100 Jahre getrennte Figurengruppe wieder einen angemessenen Platz im wahrscheinlich ältesten Gebäude der Kurstadt gefunden.

Gern hätte Schein auch noch das 1905/06 als Dauerleihgabe an den Geschichtsverein abgegebene Kruzifix von Dr. Stephan Diller zurück, um das Interieur von St. Georg zu vervollständigen. Doch da beißt er anscheinend auf Granit. „Das bekommt er nicht zurück“, lehnt der Klosterchef auf Nachfrage des Uckermark Kurier kategorisch ab. „Wir haben den Christus, die Prinzessin und das Kruzifix auf unsere Kosten restaurieren lassen.“ Die Templiner hätten die beiden Figuren – ihre Dauerleihgabe – nur unter der Maßgabe erhalten, dass sie keine weiteren Forderungen mehr stellen. Es sei nicht üblich, dass das Museum Exponate wieder zurückgibt. Einzige Ausnahme war bisher der Taufengel in der Potzlower Kirche, den das Dominikanerkloster der Kirche 2013 unrestauriert als Dauerleihgabe überließ.

Am Sonntag wurde deshalb „nur“ die Wiederkehr der Figurengruppe mit einem Gottesdienst gefeiert. Eigens dafür brachte Religionslehrerin Kerstin Gottschalk die mit ihren Schülern der Goetheschule einstudierte Legende vom Heiligen Georg in Lied und szenischem Spiel noch einmal zur Aufführung. Nachdem zuvor bereits viele Kinder der Bewohner dem Tier geopfert worden waren, hatte auch die Prinzessin diesen Weg gehen sollen. Doch mit ihrer Hilfe konnte der mutige Ritter den mit seinem Gifthauch alles verpestenden Drachen fangen und in die Stadt zurückkehren. Erst als sich die Bewohner taufen ließen, erschlägt er den Drachen und das Land war vom Bösen befreit.

„Für uns evangelischen Christen ist diese Geschichte ein Sinnbild für christliche Tapferkeit. Die ´modernen Drachen´ tragen Militärstiefel und schießen mit tödlichen Raketen“, so Pfarrer Schein von der Kanzel herab. „Sie tragen vielleicht auch Anzug und Krawatte und zerstören mit profitablen Geschäftsideen die Natur. Ihr Gifthauch kommt vielleicht aus gefährlichen Industrieanlagen, die tödlich sind für die Menschen, auch wenn sie den Wohlstand sichern ...“
veröffentlicht unter: Neues aus der Kirchengemeinde

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