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Stimmen aus dem Mittelalter
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Stimmen aus dem Mittelalter

Ein Bericht aus dem Neuen Granseer Tageblatt von Margot Schöning

Gransee – Der Kontrast hätte am Freitagabend in der großen, dreischiffigen Marienkirche nicht größer sein können. Die noch immer intensiven Sonnenstrahlen eines beschwingten Abends leuchteten, leicht gebrochen, durch die farbigen Fenster auf die Gesichter der acht Männer in Mönchskutte. Als die Meister des gregorianischen Chorals noch verborgen unter Kapuzen mit würdevollem Schritt und gefalteten Händen den von Kreuzrippen gewölbten Innenraum betraten, verstummte andere Stimmen.
Das Gotteshaus war mehr als gut besucht. Neben den Bankreihen saßen viele Erwartungsvolle auf Stühlen – trotz der Eintrittspreise von rund 20 Euro. Schon mit den traditionellen Mönchskutten erzeugen die Gregorians eine mystische Atmosphäre, die das Publikum durch eine Klangwelt ohne zeitliche, religiöse und sprachliche Grenzen begleitete. Das passte ungemein zu einer Kirche, die in mehreren Bauphasen zwischen der Mitte des 13. Jahrhunderts und 1520 gebaut wurde.

Bei dem gut zweistündigen Konzert fiel überhaupt nicht auf, dass der Chor von keinem Instrument begleitet wurde, dass nur a cappella gesungen wurde. Mit den ersten Tönen des „Ave Maria“ begann die tief geistlich geprägte Zeitreise ins Mittelalter. Die acht klassisch ausgebildeten Bulgaren fesselten als Chor wie auch als Solisten das Publikum mit einstimmigen, gregorianischen Chorälen aus dem 9. bis 12. Jahrhundert in lateinischer Sprache und ganz besonders mit dem Kyrie „Missa Orbis Factor“ oder dem „Salve Regina“ wie auch dem „Adoro Te Devote“.

Mit orthodoxen Gesängen sowie Liedern und Madrigalen der Renaissance und des Barock spannten die Stimmvirtuosen den
Bogen von den liturgischen Gesängen der katholischen Kirche bis zur musikalischen Tradition des Abendlandes und zum Konzertende bis zur Moderne. Vor allem zeigten der Chor und die vielen Solopassagen, wie Gregorianik heute klingen kann: authentisch und zeitnah. Auf die Moderne traf das Mittelalter nach der Pause mit Klassikern der Popmusik wie das „Ameno“, „Sailing“ oder auch „The Sound of Silence“. Ohne den gewohnten Beat, aber außergewöhnlich arrangiert und interpretiert war der Gesang nur noch schön. Labsal für die Seele des vor allem vorwiegend reifen Publikums, das sich mit stehenden Ovationen bedankte.
erstellt von Mathias Wolf am 12.08.2014, zuletzt bearbeitet am 07.09.2022
veröffentlicht unter: Neues aus dem Pfarrsprengel