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Schönheiten und Schattenseiten

Schönheiten und Schattenseiten

Ein Bericht von Marco Winkler in der Gransee-Zeitung über den zweiten Teil des Irans-Vortrags

Menz (GZ) Zwei Wochen waren Beate und Mathias Wolf im Iran. Im Oktober 2015 war das. Die Eindrücke sind frisch und vor allem zahlreich. So vielfältig sogar, dass der Reisebericht über das persische Land für einen Vortrag zu lang gewesen wäre. In der Regionalwerkstatt trugen die beiden Theologen deshalb am Freitag Teil zwei ihrer Iran-Eindrücke vor.

Wüste, Sand, viel Sand, leises Rieseln der Körner. Vollmond, keine Wolken, Sterne. Stille. So empfing sie der Iran. 40 bis 45 Grad Celsius im Schatten. Die Kopfbedeckung, die Frauen an vielen Orten tragen müssen, wurde da zur Qual für Beate Wolf. Wie halten das die Frauen nur aus, fragte sie sich. Die Antwort, die sie bekam: "Wir hassen es. In der Moschee ist es in Ordnung, aber im Alltag nicht." Das war in Kashan. Zehn Frauen nahmen die Menzer Pfarrerin da zur Seite, luden sie zu sich ein, zu Melonen, Pistazien, Brot und Tee. Mit dem Regime seien sie oft nicht einverstanden, sagten die Frauen.

Eine Erfahrung, die Beate Wolf auch im Frauenpark in Teheran gemacht hat. Dieser ist von dicken Mauern umgeben. Männer kommen da nicht rein. Frauen können sich im Park frei bewegen - ohne Kopftuch. Eine Erleichterung. Beate Wolf berichtete den Frauen von 1989 in Deutschland. Mauerfall, Grenzöffnung, jubelnde Menschenmassen. "Gebt die Hoffnung nicht auf", sagte sie zu den iranischen Frauen. Große Offenheit sei ihnen im gesamten Land begegnet. "Ich habe mich nicht einmal bedroht gefühlt", so Beate Wolf. Eher im Gegenteil. Selbst während des Ashura-Festes in Gedenken an Imam Husain, einem Märtyrer, hätte sie sich sicher gefühlt. Die Prozession wird begleitet von lautem Gesang, Männern, die sich selbst geißeln.

Die Stimmung sei religiös sehr aufgeheizt gewesen, erinnert sie sich. Aber die Männer seien freundlich aufgetreten, hätten sogar aufgepasst, dass ihr im Tumult nichts passiere. "Ich weiß nicht, ob ich mich auf dem Oktoberfest auch so sicher fühlen würde."

Doch natürlich, der Iran hat auch seine Schattenseiten, und davon nicht wenige. Das massive Drogenproblem ist eine davon. Die Rolle der Frau in der Gesellschaft eine andere. Juden und Christen werden benachteiligt, Kurden diskriminiert. Menschenrechtlern, (Internet-)Aktivisten und Feministinnen drohen Haft, Folter, manchmal sogar die Todesstrafe. Stimmen gegen das Regime werden nicht geduldet. Homosexualität ist tabuisiert; Schwule und Lesben werden mit Peitschenhieben bestraft oder öffentlich erhängt. 2015 wurden laut des Iranischen Menschenrechts-Dokumentationszentrums (IHRDC) fast 1000Menschen wegen Mordes, Drogendelikten, Gotteslästerung, Prostitution, Ehebruch, unliebsamer politischer Meinungsäußerungen oder "Verstößen gegen die Moral" hingerichtet. Immer wieder werden auch Minderjährige gefoltert oder ermordet.

Die Nachrichten können das alles nicht ausblenden. Als Tourist fällt es manchmal schon etwas leichter, und vielleicht ist es auch nötiger, sich auf die angenehmen Seiten eines Landes zu konzentrieren. Wie auf die alten Moscheen mit ihren prächtigen Kuppeln und Verzierungen im Inneren oder auf die Herzlichkeit vieler Menschen, die berühmten Melonen, welche mit Taubenkot gedüngt werden, die Schönheit der Salzwüste, die überbordenden Bazare, die teils fragil anmutenden Lehmbauten. Am Ende des Vortrags gab es Applaus für den lebendigen Reisebericht von Beate und Mathias Wolf.
erstellt von Mathias Wolf am 29.02.2016, zuletzt bearbeitet am 07.09.2022
veröffentlicht unter: Neues aus dem Pfarrsprengel