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Erst die jüngsten Posaunen, dann ein himmlisches Gericht
Ein Artikel aus der MAZ/Ruppiner Tagesblatt von Regine Buddeke
Herzberg – „Ein besonderer Feiertag – nicht die Geburtsstunde der Kirche, aber ihre Erneuerung“, sagt Pfarrer Ulrich Baller vor den knapp 100 Besuchern in der Herzberger Kirche. Erstmalig seit längerer Pause hat die Herzberger Gemeinde am Reformationstag wieder die Lindower Gemeindemitglieder samt Pfarrer Holger Baum zu Gast. Beim gemeinsamen Posaunengottesdienst wurde Martin Luthers gedacht, der mit seinen 95 Thesen, die er ans Wittenberger Kirchenportal schlug, gegen den Brauch der Ablassbriefe anging und dadurch eine Diskussion anregte, die die Reform der Kirche einleitete.
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Herzberg – „Ein besonderer Feiertag – nicht die Geburtsstunde der Kirche, aber ihre Erneuerung“, sagt Pfarrer Ulrich Baller vor den knapp 100 Besuchern in der Herzberger Kirche. Erstmalig seit längerer Pause hat die Herzberger Gemeinde am Reformationstag wieder die Lindower Gemeindemitglieder samt Pfarrer Holger Baum zu Gast. Beim gemeinsamen Posaunengottesdienst wurde Martin Luthers gedacht, der mit seinen 95 Thesen, die er ans Wittenberger Kirchenportal schlug, gegen den Brauch der Ablassbriefe anging und dadurch eine Diskussion anregte, die die Reform der Kirche einleitete.
„Diese Halsabschneider“, wettert Pfarrer Baum alias Martin Luther in einem szenischen Spiel. „Geld gegen den Sündenerlass. Der Papst belügt die Menschen, um Geld für seinen Petersdom zu bekommen“, tönt er und will mit dem Hammer seine Thesen ans gebastelte Portal hämmern. Letztlich klebt er sie an: „Der Denkmalschutz verbietet das Annageln“, erklärt er dem Publikum.
Dass der gutbesuchte Gottesdienst kurzweilig ist, ist auch den Musikern zu danken. 30 Bläser der Landeskirche Berlin-Brandenburg haben gerade in Schönberg die zweite ihrer jährlichen Rüstzeiten hinter sich. „In drei Tagen haben wir hier viel einstudiert“, erklärt Landesposaunenwartin Barbara Barsch. Was in den Proben
funktioniert hat, klappt auch beim Auftritt – feierliche Klänge schallen durch das Kirchenschiff, begleiten die Gesänge und glänzen als Instrumentalstücke. „Wir wollen ein einstimmiges Stück spielen“, so die Leiterin. „Das ist jedenfalls beabsichtigt“, sagt sie schmunzelnd und lässt die Kinder erst einmal die Melodie singen, bevor dann das Blasen ohne Instrument erfolgt. „Pfrrr“, tönt es laut – ein wenig ungewöhnlich klingt das schon, bevor dann die Instrumente zum Einsatz kommen. Alles klappt, auch das vom Posaunennachwuchs
ausgesuchte Mozartstück kommt beim Publikum gut an.
Entsprechend großzügig fällt auch die Kollekte im Anschluss aus. Die wird in diesem Fall geteilt. Eine Hälfte wandert in die Herzberger Kirche – die Orgel bedarf einer Rundumsanierung, erklärt Pfarrer Baller. Den Rest erhält der Posaunenchor, der damit ein Partnerprojekt in Lettland unterstützt. „Seit mehr als 15 Jahren bauen wir dort Posaunenchöre auf“, wirbt Barbara Barsch. „Das geht nur mit deutscher Unterstützung“, weist sie auf die nicht so rosige Wirtschaftslage der Letten hin. Als Dankeschön erhält jeder Gottesdienstbesucher ein Figürchen in Engel- oder Fischgestalt. Ein Geschenk, kein Ablassbrief, sagt Pfarrer Baller, der froh über die glückliche Fügung ist, dass die Bläser just an diesem Tage in Herzberg ihre Rüste beenden.
Geschenkt ist auch die „Luther-Suppe“, die es im Anschluss auf dem Hof zu verkosten gibt. Ob sie nach Originalrezept des Reformators gekocht wurde, ist nicht herauszubringen. Sie schmeckt jedenfalls, bestätigen alle Gemeindemitglieder am wärmenden Feuer.
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„Diese Halsabschneider“, wettert Pfarrer Baum alias Martin Luther in einem szenischen Spiel. „Geld gegen den Sündenerlass. Der Papst belügt die Menschen, um Geld für seinen Petersdom zu bekommen“, tönt er und will mit dem Hammer seine Thesen ans gebastelte Portal hämmern. Letztlich klebt er sie an: „Der Denkmalschutz verbietet das Annageln“, erklärt er dem Publikum.
Dass der gutbesuchte Gottesdienst kurzweilig ist, ist auch den Musikern zu danken. 30 Bläser der Landeskirche Berlin-Brandenburg haben gerade in Schönberg die zweite ihrer jährlichen Rüstzeiten hinter sich. „In drei Tagen haben wir hier viel einstudiert“, erklärt Landesposaunenwartin Barbara Barsch. Was in den Proben
funktioniert hat, klappt auch beim Auftritt – feierliche Klänge schallen durch das Kirchenschiff, begleiten die Gesänge und glänzen als Instrumentalstücke. „Wir wollen ein einstimmiges Stück spielen“, so die Leiterin. „Das ist jedenfalls beabsichtigt“, sagt sie schmunzelnd und lässt die Kinder erst einmal die Melodie singen, bevor dann das Blasen ohne Instrument erfolgt. „Pfrrr“, tönt es laut – ein wenig ungewöhnlich klingt das schon, bevor dann die Instrumente zum Einsatz kommen. Alles klappt, auch das vom Posaunennachwuchs
ausgesuchte Mozartstück kommt beim Publikum gut an.
Entsprechend großzügig fällt auch die Kollekte im Anschluss aus. Die wird in diesem Fall geteilt. Eine Hälfte wandert in die Herzberger Kirche – die Orgel bedarf einer Rundumsanierung, erklärt Pfarrer Baller. Den Rest erhält der Posaunenchor, der damit ein Partnerprojekt in Lettland unterstützt. „Seit mehr als 15 Jahren bauen wir dort Posaunenchöre auf“, wirbt Barbara Barsch. „Das geht nur mit deutscher Unterstützung“, weist sie auf die nicht so rosige Wirtschaftslage der Letten hin. Als Dankeschön erhält jeder Gottesdienstbesucher ein Figürchen in Engel- oder Fischgestalt. Ein Geschenk, kein Ablassbrief, sagt Pfarrer Baller, der froh über die glückliche Fügung ist, dass die Bläser just an diesem Tage in Herzberg ihre Rüste beenden.
Geschenkt ist auch die „Luther-Suppe“, die es im Anschluss auf dem Hof zu verkosten gibt. Ob sie nach Originalrezept des Reformators gekocht wurde, ist nicht herauszubringen. Sie schmeckt jedenfalls, bestätigen alle Gemeindemitglieder am wärmenden Feuer.
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