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Gedenken an Häftlingsfrauen
Ein Artikel aus der MAZ von Martina Burghardt
Grüneberg. Vor 75 Jahren wurde das Barackenlager des Konzentrationslagers Ravensbrück in Grüneberg in Betrieb genommen. Einwohner erinnern mit einer öffentlichen Veranstaltung an diese Zeit.
<b> Sie beschäftigen sich schon lange mit der Geschichte des Lagers. In welcher Form werden Sie am Sonntag der Menschen, die dort gelitten haben, gedenken? </b>
Ruth-Barbara Schlenker: Am 4.?März wollen wir erst einmal innehalten und an jene denken, die hier unfreiwillig leben und arbeiten mussten. Sie sollen in der Veranstaltung „Grüneberg liest“ am Sonntag um 16 Uhr zu Wort kommen, indem Einwohner aus Grüneberg Textabschnitte aus Protokollen und Berichten lesen. Ein Gang an den Gedenkort mit Blumen und Kranz wird den Nachmittag abschließen.
<b> Gerade an diesen kalten Tagen will man wissen, wie die Häftlingsfrauen untergebracht waren. Was haben Sie darüber in Erfahrung gebracht? </b>
Sie haben in Holzbaracken gelebt. Jedes Bett hatte zwei Decken und einen Strohsack. Vornehmlich durch die Körper wurden die Räume erwärmt, denn Kohlen, um die Eisenöfen zu heizen, waren rar. Die Frauen trugen Baumwollzeug. Sie haben sicher erbärmlich frieren müssen. Dazu die Strafexpeditionen, die im Lager herrschten, die geringe und minderwertige Nahrung, die harte Arbeit im 12-Stunden-Takt. Nur sie selbst wissen, was sie durchgemacht haben. Zum Glück wurden Befragungen durchgeführt, direkt nach der Befreiung und im Jahr 2000. Dadurch sind relativ detaillierte Informationen überliefert.
<b> Sie kamen vor zwei Jahren nach Grüneberg. Gerade dieses Thema beschäftigt Sie offenbar besonders? </b>
Schon in Thüringen haben ich mich insbesondere mit dem jüdischen Leben in Apolda beschäftigt und viele Jahre einen Verein geführt, der ein ehemals jüdisches Geschäftshaus zu einem Ort der Begegnung und des Erinnerns wandelte. Die Verknüpfung von Heimatgeschichte mit den Ereignissen der Nazizeit und die Erinnerungen an außergewöhnliche Menschen des Widerstands – das war und ist mir wichtig. Deshalb habe ich ungezählte Zeitzeugeninterviews geführt.
<b> Haben Sie das in Grüneberg fortgesetzt? </b>
Auf Zeitzeugen bin ich auch in Grüneberg getroffen. Noch leben Menschen, die mehr oder weniger bereitwillig von der Zeit damals erzählen. Aber vor allem sind Protokolle und Filmaufnahmen aufgetaucht von Frauen, die im Grüneberger Lager waren und davon berichten. Man könnte ?meinen, in diesem kleinen Lager, ?in dem am Ende etwa 1800 Frauen inhaftiert gewesen waren, wäre alles harmlos und unauffällig. Aber das Gegenteil ist der Fall. ?Es ?gab ?hier genauso Schikane, Sadismus, Verrat und Missgunst.
<b> Wie haben Sie die Forschungsarbeit organisiert? </b>
Als erstes lud ich Interessierte im Dorf ein, sich mit dem Lager zu beschäftigen. Es fand sich ein kleiner Kreis von ambitionierten Menschen zusammen, wir haben schon eine Menge „Hintergrundarbeit“ erledigt. Dass der Landesjugendring mit seinem Projekt „überLAGERt“ zur selben Zeit wie ich nach Jugendlichen suchte, die sich mit der Heimatgeschichte und mit KZ-Außenlagern beschäftigen wollen, war eine glückliche Fügung.
<b> Wie kann man sich das Ergebnis solcher Projekte vorstellen? </b>
Diesmal sind es jüngere Menschen zwischen 14 und 18 Jahren. Sie wollen eine App als Gedenkweg entwickeln. Dies lernten sie auf den Geschichtstagen in Potsdam, wo sie mit den anderen Projekten von unseren Politikern im Plenarsaal des Landtages begrüßt wurden. Im selben Zuge gehen die Vorbereitungen für das Aufstellen von Info-Stelen in Grüneberg weiter. Und ein Filmprojekt ist auch angeschoben.
<b> Sie beschäftigen sich schon lange mit der Geschichte des Lagers. In welcher Form werden Sie am Sonntag der Menschen, die dort gelitten haben, gedenken? </b>
Ruth-Barbara Schlenker: Am 4.?März wollen wir erst einmal innehalten und an jene denken, die hier unfreiwillig leben und arbeiten mussten. Sie sollen in der Veranstaltung „Grüneberg liest“ am Sonntag um 16 Uhr zu Wort kommen, indem Einwohner aus Grüneberg Textabschnitte aus Protokollen und Berichten lesen. Ein Gang an den Gedenkort mit Blumen und Kranz wird den Nachmittag abschließen.
<b> Gerade an diesen kalten Tagen will man wissen, wie die Häftlingsfrauen untergebracht waren. Was haben Sie darüber in Erfahrung gebracht? </b>
Sie haben in Holzbaracken gelebt. Jedes Bett hatte zwei Decken und einen Strohsack. Vornehmlich durch die Körper wurden die Räume erwärmt, denn Kohlen, um die Eisenöfen zu heizen, waren rar. Die Frauen trugen Baumwollzeug. Sie haben sicher erbärmlich frieren müssen. Dazu die Strafexpeditionen, die im Lager herrschten, die geringe und minderwertige Nahrung, die harte Arbeit im 12-Stunden-Takt. Nur sie selbst wissen, was sie durchgemacht haben. Zum Glück wurden Befragungen durchgeführt, direkt nach der Befreiung und im Jahr 2000. Dadurch sind relativ detaillierte Informationen überliefert.
<b> Sie kamen vor zwei Jahren nach Grüneberg. Gerade dieses Thema beschäftigt Sie offenbar besonders? </b>
Schon in Thüringen haben ich mich insbesondere mit dem jüdischen Leben in Apolda beschäftigt und viele Jahre einen Verein geführt, der ein ehemals jüdisches Geschäftshaus zu einem Ort der Begegnung und des Erinnerns wandelte. Die Verknüpfung von Heimatgeschichte mit den Ereignissen der Nazizeit und die Erinnerungen an außergewöhnliche Menschen des Widerstands – das war und ist mir wichtig. Deshalb habe ich ungezählte Zeitzeugeninterviews geführt.
<b> Haben Sie das in Grüneberg fortgesetzt? </b>
Auf Zeitzeugen bin ich auch in Grüneberg getroffen. Noch leben Menschen, die mehr oder weniger bereitwillig von der Zeit damals erzählen. Aber vor allem sind Protokolle und Filmaufnahmen aufgetaucht von Frauen, die im Grüneberger Lager waren und davon berichten. Man könnte ?meinen, in diesem kleinen Lager, ?in dem am Ende etwa 1800 Frauen inhaftiert gewesen waren, wäre alles harmlos und unauffällig. Aber das Gegenteil ist der Fall. ?Es ?gab ?hier genauso Schikane, Sadismus, Verrat und Missgunst.
<b> Wie haben Sie die Forschungsarbeit organisiert? </b>
Als erstes lud ich Interessierte im Dorf ein, sich mit dem Lager zu beschäftigen. Es fand sich ein kleiner Kreis von ambitionierten Menschen zusammen, wir haben schon eine Menge „Hintergrundarbeit“ erledigt. Dass der Landesjugendring mit seinem Projekt „überLAGERt“ zur selben Zeit wie ich nach Jugendlichen suchte, die sich mit der Heimatgeschichte und mit KZ-Außenlagern beschäftigen wollen, war eine glückliche Fügung.
<b> Wie kann man sich das Ergebnis solcher Projekte vorstellen? </b>
Diesmal sind es jüngere Menschen zwischen 14 und 18 Jahren. Sie wollen eine App als Gedenkweg entwickeln. Dies lernten sie auf den Geschichtstagen in Potsdam, wo sie mit den anderen Projekten von unseren Politikern im Plenarsaal des Landtages begrüßt wurden. Im selben Zuge gehen die Vorbereitungen für das Aufstellen von Info-Stelen in Grüneberg weiter. Und ein Filmprojekt ist auch angeschoben.