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Ich bin sehr gern Pfarrer in Germendorf
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Ich bin sehr gern Pfarrer in Germendorf

Arndt Farack schätzt das Miteinander in der dörflichen Gemeinschaft. ein Artikel aus der MAZ von Andrea Kathert

Germendorf. „Hier ist man nahe beieinander“, sagt Arndt Farack. Seit 2005 ist er Pfarrer in Germendorf. Sein Vorgänger Werner Liedke hat große Spuren hinterlassen. Doch Arndt Farack fühlt sich gut aufgenommen. „Ich bin sehr gern Pfarrer hier“, sagt er. „Man merkt den dörflichen Charakter, es gibt einen Anger mitten im Dorf und da steht eben die Kirche drauf.“

Die starke Vernetzung der Menschen und der Vereine spürt Farack auch, wenn die Feuerwehrleute bei den Kirchenfesten mithelfen und die Volkssolidarität eine Bank für den Lutherapfelbaum spendet, der bald vor der Kirche gepflanzt wird. Das Für- und Miteinander im Dorf, „das ist das Schöne hier.“

Jedes Jahr beginnt das Osterfest für Farack in Germendorf. Hier hält er die Osterandacht. Und wenn die Osterlichter aus der dunklen Kirche ins Freie getragen werden, ist das für ihn ein ganz besonderer Moment.

270 Seelen zählt die Kirchengemeinde. Mit dem Gemeindekirchenrat lässt es sich gut arbeiten. „Es sind tolle Kirchenälteste hier“, findet Farack. Besonders Kay-Jürgen Reddig, der Vorsitzende des Gemeindekirchenrates, ist für ihn eine große Hilfe. Erst recht als vor zwei Jahren die Sanierung der Kirche begann. Reddig hat das ganze Baugeschehen gut mit begleitet. „Als Theologe hat man schließlich was anderes studiert als Bau“, lacht Farack. Trotzdem kennt sich der Pfarrer gut aus, als er über die Baustelle führt. Der alte Putz rund um das Kirchenschiff und den Turm ist abgeschlagen. Etwa zehn Kubikmeter Schutt haben die Männer der Eberswalder Firma „Drei Schilde“ abgefahren. Die Maurer sind gerade am Ostgiebel beim Putzen. „Das schaffen wir an einem Tag“, sagt Vorarbeiter Mario Schulze. Mit großer Sorgfalt reiben die Männer den Rotkalk glatt. Später werden die horizontalen Fugen entstehen, die der Fassade ihre Struktur geben. Um die Fugen in den Putz zu bekommen, hat sich Mario Schulze selbst eine spezielle Kelle gebastelt. In einem Zug kann er damit die Struktur in den Kalk ziehen. Und seine Erfindung funktioniert perfekt, wie man bereits an der Südseite sehen kann. Die Putzfassung, die der Denkmalschutz vorgegeben hat, soll an die Anfänge des alten Baumeisters Schinkel erinnern. „Es gab sogar mal einen Pfarrer namens Schinkel hier“, sagt Farack. Und der war tatsächlich mit dem alten Baumeister verwandt. Bei seinen Studien über die Geschichte der Kirche war Farack auf diese Anekdote gestoßen. Der neue Putz an der Fassade ist der letzte Teil der Außensanierung. Vor zwei Jahren war mit dem Kirchturm begonnen worden. Dafür wurden schon 71?000?Euro investiert. Im vorigen Jahr bekam das Kirchenschiff ein neues Dach samt Dachstuhl. Das war die größte Herausforderung. „Ständig gab es statische Probleme.“ 195?000?Euro verschlang dieser Bauabschnitt. Für den Außenputz sind 78?000?Euro eingeplant. 35?000?Euro davon kommen vom Kirchenkreis, 15?000?Euro von der Landeskirche und 3000 Euro von der Stadt Oranienburg. 25?000?Euro gibt die eigene Kirchengemeinde dazu, es sind alles Spenden. Auch wieder ein Zeichen für das Miteinander im Dorf. „Das ist schon sehr erfreulich, wenn selbst im dritten Jahr noch so viel Geld zusammenkommt.“

Als Arndt Farack vor der Kirche steht, zeigt die Turmuhr fünf vor Zwölf. Das passt. Denn fünf vor Zwölf war es auch für die Rettung der Kirche. Die Freude darüber, dass die Sanierung so gut gelaufen ist, wird wohl am 3. September besonders zu sehen sein. Dann soll in der Germendorfer Kirche beim Sonntag der Diakonie auch der Abschluss der Bauarbeiten und das Reformationsjubiläum gefeiert werden. Mit Bläsermusik wird der Tag eröffnet, um 14?Uhr beginnt der Gottesdienst mit Superintendent Simon und um 15.30?Uhr das Theaterstück zum Leben Luthers. Und auch der Lutherapfelbaum wird gepflanzt und die Bank davor aufgestellt.

Bis dahin müssen die Bauarbeiter der Firma „Drei Schilde“ fertig sein. Aber so zügig, wie die Männer arbeiten, dürfte das kein Problem sein. Nach dem Rundgang auf der Kirchenbaustelle schlägt die Turmuhr Zwölf. Und kurz darauf setzt das Mittagsgeläut ein. Auch am Morgen um 8 Uhr und abends um 18?Uhr hören die Germendorfer ihre Kirchenglocke. Es ist die kleinere Bronzeglocke, die drei Mal am Tag erklingt. Die große Stahlglocke wird nur zu den Gottesdiensten am Sonntag geläutet. Früher war das Kirchengeläut gang und gäbe in den Dörfern. Die Menschen wussten, wann sie zur Arbeit mussten, die Bauern orientierten sich, wann sie vom Feld konnten und die Kinder merkten, wann es an der Zeit war, nach Hause zu laufen. Heute gibt es nur noch wenige Dörfer, in denen die Glocken läuten. Auch das macht Germendorf ein Stück aus.

Pfarrer Farack ist jetzt 60 Jahre alt. Seine Dienstzeit läuft noch fünf Jahre. Und wenn er gesund bleibt, möchte er auch solange arbeiten und gerne weiter Pfarrer in Germendorf sein.
erstellt von Mathias Wolf am 15.08.2017, zuletzt bearbeitet am 20.09.2023
veröffentlicht unter: Neues aus dem Pfarrsprengel

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