
Bildrechte: Peter Krause
Andacht zum Sonntag Estomihi, 14. Februar 2021
Ev. Pfarrsprengel Sachsenhausen von Pfarrer Peter Krause
"Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von dem Menschensohn." (Lukas 18,31)
Lied: Wir gehn hinauf nach Jerusalem (EG.E 3,1-4)
1. Wir gehn hinauf nach Jerusalem in leidender Liebe Zeiten und sehen, wie einer für alle stirbt, um uns einen Platz zu bereiten.
2. Wir gehn hinauf nach Jerusalem. Wer will bei dem Herren bleiben und kosten von einem so bittern Kelch? Die Angst soll uns nicht von ihm treiben.
3. Wir gehn hinauf nach Jerusalem, das Opfer der Welt zu sehen, zu spüren, wie unsere Not vergeht, und unter dem Kreuze zu stehen.
4. Wir gehn hinauf nach Jerusalem, zur Stätte der ewigen Klarheit. Wo Leiden und Ohnmacht in unsrer Welt, da finden wir Christus in Wahrheit.
(Text: Karl-Ludwig Voss 1970 nach dem schwed. Original von Paul Nilsson 1906)
Psalm 31
HERR, auf dich traue ich,
lass mich nimmermehr zuschanden werden,
errette mich durch deine Gerechtigkeit!
Neige deine Ohren zu mir, hilf mir eilends!
Sei mir ein starker Fels und eine Burg, dass du mir helfest!
Denn du bist mein Fels und meine Burg,
und um deines Namens willen
wollest du mich leiten und führen.
In deine Hände befehle ich meinen Geist;
Du hast mich erlöst, HERR, du treuer Gott.
Meine Zeit steht in deinen Händen.
Lass leuchten dein Antlitz über deinem Knecht;
hilf mir durch deine Güte!
Amen.
Gedanken zum Predigttext für den Sonntag – Jesaja 58, 1-9a
Liebe Leserinnen und Leser!
„Noch dreimal Lockdown und dann ist Weihnachten.“ Diese Nachricht landete vor einiger Zeit weitergeleitet auf meinem Handy. Und ja, ich schmunzelte und deshalb ließ ich mit ein paar Klicks einige meiner Kontakte auch an dem Spaß teilhaben. Das macht man ja häufiger mal. „Klick“ - und wieder vergessen. Wieso muss ich nun gerade daran denken? Vielleicht, weil mich diese Worte in einer bestimmten Stimmung erwischt haben? Oh ja, wie hat es in mir rumort, als es im Frühjahr vergangenen Jahres hieß, viele Freiheiten sollen eingeschränkt werden. Oh ja, wie hat es mich bewegt, als ich von den vielen Künstlern hörte, die von jetzt auf gleich ohne Auskommen zu Hause auf bessere Zeiten hoffen mussten. Oh ja, wie sehr machte sich da dann Unmut in mir breit, als ich von Milliardenunterstützungen für Großkonzerne hörte. So viel Bewegung in allen gesellschaftlichen Bereichen, da musste der Kopf erstmal sortieren. Und nun? Nach einem Jahr „Ausnahmezustand“ weckt eine solche humorvolle Nachricht bei mir nur noch ein kurzes Schmunzeln? Manches kann man nur mit Humor ertragen? Man richtet sich eben mit der Zeit ein. Was soll man auch sonst machen, als auf andere Zeiten hoffen? „Rufe laut, halte nicht an dich! Erhebe deine Stimme wie eine Posaune und verkündige meinem Volk seine Abtrünnigkeit und dem Hause Jakob seine Sünden!“ Dieser erste Satz des Predigttextes zum Sonntag hat bei mir gesessen! Und die diesen Worten folgende Rede des Propheten mahnt dazu, sich nicht einzurichten und stehen zu bleiben bei dem, wie es jetzt eben gerade ist. Ja, das Fasten und Einschränken mag ein gutes Gefühl hervorrufen: Siehe Gott, was wir nicht alles tun! Aber da, wo Unrecht und Not ist, schaut keiner genau hin. Stattdessen ertönt der Ruf: „Warum fasten wir und du [Gott] siehst es nicht an?“
Liebe Leserinnen und Leser,
ich bin mir sicher, es gibt die, die jetzt gerade genug Grund hätten, unter dem Gegenwärtigen zu stöhnen. Es gibt die in den letzten Monaten Vereinsamten. Es gibt die, die kaum noch wissen, wie sie Homeoffice und Kinderbetreuung unter einen Hut bekommen sollen und dazu noch den restlichen Kram irgendwie am Laufen halten. Es gibt die Traurigkeiten, die aus fehlender Nähe zu lieben Menschen entstehen. Ja, und es gibt die, deren Klage irgendwann einfach in Resignation verebbt und dann in ein bitteres Schweigen mündet. Auch in der Enttäuschung kann man sich einrichten. „Entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut!“, so erhebt der Prophet seine Stimme. Und weiter verkündet er: „Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte, und deine Heilung wird schnell voranschreiten, und deine Gerechtigkeit wird vor dir hergehen, und die Herrlichkeit des HERRN wird deinen Zug beschließen.“ Mit dem Aschermittwoch beginnt die Passionszeit. Wir denken daran, wie Jesus seinen Weg bis ins persönliche Leiden hinein einsam gehen musste. Wenn wir darauf blicken, dann können wir nicht an denen vorbeischauen, die auch jetzt gerade leiden. Auch eigenes Leiden braucht einen Ort. Es sind gerade schwierige Zeiten. Zeiten, die viel abverlangen. Nicht jedes Leid ist zu lindern oder zu verhindern. Aber es muss sein dürfen. Wir brauchen auch und gerade jetzt Orte, wo das Schwere gehört wird und wo wir Lasten teilen und gemeinsam tragen. Ich bin mir sicher, da ist dann auch Gott zu finden. Und mit ihm Hoffnung, Heilung und eine Zukunft im Licht.
Lied: Da wohnt ein Sehnen (SJ 128, 1-4)
Da wohnt ein Sehnen tief in uns, o Gott, nach dir, dich zu sehn, dir nah zu sein. Es ist ein Sehnen, ist ein Durst nach Glück, nach Liebe, wie nur du sie gibst.
1. Um Frieden, um Freiheit, um Hoffnung bitten wir. In Sorge, im Schmerz, sei da, sei uns nahe, Gott.
2. Um Einsicht, Beherztheit, um Beistand bitten wir. In Ohnmacht, in Furcht, sei da, sei uns nahe, Gott.
3. Um Heilung, um Ganzsein, um Zukunft bitten wir. In Krankheit, im Tod, sei da, sei uns nahe, Gott.
4. Dass du, Gott, das Sehnen, den Durst stillst, bitten wir. Wir hoffen auf dich, sei da, sei uns nahe, Gott.
Da wohnt ein Sehnen tief in uns, o Gott, nach dir, dich zu sehn, dir nah zu sein. Es ist ein Sehnen, ist ein Durst nach Glück, nach Liebe, wie nur du sie gibst.
(Originaltext: Anne Quigley. Deutsch: Eugen Eckert.)
Gebet:
Gott, ein Herz, das warm und empfänglich auch für andere bleibt, das wünsche ich mir.
Gott, ein Empfinden, das unterscheiden kann zwischen gerecht und ungerecht, das wünsche ich mir. Gott, einen Mund und Hände, die geben können, das wünsche ich mir.
Gott, den nötigen Mut zu haben hinzuschauen, wo es nicht leicht ist, das wünsche ich mir.
Gott, ich bitte dich, gib mir die nötige Stärke und Kraft dazu!
Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Segen:
Mit seinem Segen begleite uns Gott:
Der Vater, der uns das Leben schenkt,
der Sohn, der Tod und Angst besiegt hat,
der Heilige Geist, der tröstet und aufrichtet.
Mit seinem Segen begleite uns Gott: Er, der Treue und Barmherzige,
der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.
Amen.
Lied: Wir gehn hinauf nach Jerusalem (EG.E 3,1-4)
1. Wir gehn hinauf nach Jerusalem in leidender Liebe Zeiten und sehen, wie einer für alle stirbt, um uns einen Platz zu bereiten.
2. Wir gehn hinauf nach Jerusalem. Wer will bei dem Herren bleiben und kosten von einem so bittern Kelch? Die Angst soll uns nicht von ihm treiben.
3. Wir gehn hinauf nach Jerusalem, das Opfer der Welt zu sehen, zu spüren, wie unsere Not vergeht, und unter dem Kreuze zu stehen.
4. Wir gehn hinauf nach Jerusalem, zur Stätte der ewigen Klarheit. Wo Leiden und Ohnmacht in unsrer Welt, da finden wir Christus in Wahrheit.
(Text: Karl-Ludwig Voss 1970 nach dem schwed. Original von Paul Nilsson 1906)
Psalm 31
HERR, auf dich traue ich,
lass mich nimmermehr zuschanden werden,
errette mich durch deine Gerechtigkeit!
Neige deine Ohren zu mir, hilf mir eilends!
Sei mir ein starker Fels und eine Burg, dass du mir helfest!
Denn du bist mein Fels und meine Burg,
und um deines Namens willen
wollest du mich leiten und führen.
In deine Hände befehle ich meinen Geist;
Du hast mich erlöst, HERR, du treuer Gott.
Meine Zeit steht in deinen Händen.
Lass leuchten dein Antlitz über deinem Knecht;
hilf mir durch deine Güte!
Amen.
Gedanken zum Predigttext für den Sonntag – Jesaja 58, 1-9a
Liebe Leserinnen und Leser!
„Noch dreimal Lockdown und dann ist Weihnachten.“ Diese Nachricht landete vor einiger Zeit weitergeleitet auf meinem Handy. Und ja, ich schmunzelte und deshalb ließ ich mit ein paar Klicks einige meiner Kontakte auch an dem Spaß teilhaben. Das macht man ja häufiger mal. „Klick“ - und wieder vergessen. Wieso muss ich nun gerade daran denken? Vielleicht, weil mich diese Worte in einer bestimmten Stimmung erwischt haben? Oh ja, wie hat es in mir rumort, als es im Frühjahr vergangenen Jahres hieß, viele Freiheiten sollen eingeschränkt werden. Oh ja, wie hat es mich bewegt, als ich von den vielen Künstlern hörte, die von jetzt auf gleich ohne Auskommen zu Hause auf bessere Zeiten hoffen mussten. Oh ja, wie sehr machte sich da dann Unmut in mir breit, als ich von Milliardenunterstützungen für Großkonzerne hörte. So viel Bewegung in allen gesellschaftlichen Bereichen, da musste der Kopf erstmal sortieren. Und nun? Nach einem Jahr „Ausnahmezustand“ weckt eine solche humorvolle Nachricht bei mir nur noch ein kurzes Schmunzeln? Manches kann man nur mit Humor ertragen? Man richtet sich eben mit der Zeit ein. Was soll man auch sonst machen, als auf andere Zeiten hoffen? „Rufe laut, halte nicht an dich! Erhebe deine Stimme wie eine Posaune und verkündige meinem Volk seine Abtrünnigkeit und dem Hause Jakob seine Sünden!“ Dieser erste Satz des Predigttextes zum Sonntag hat bei mir gesessen! Und die diesen Worten folgende Rede des Propheten mahnt dazu, sich nicht einzurichten und stehen zu bleiben bei dem, wie es jetzt eben gerade ist. Ja, das Fasten und Einschränken mag ein gutes Gefühl hervorrufen: Siehe Gott, was wir nicht alles tun! Aber da, wo Unrecht und Not ist, schaut keiner genau hin. Stattdessen ertönt der Ruf: „Warum fasten wir und du [Gott] siehst es nicht an?“
Liebe Leserinnen und Leser,
ich bin mir sicher, es gibt die, die jetzt gerade genug Grund hätten, unter dem Gegenwärtigen zu stöhnen. Es gibt die in den letzten Monaten Vereinsamten. Es gibt die, die kaum noch wissen, wie sie Homeoffice und Kinderbetreuung unter einen Hut bekommen sollen und dazu noch den restlichen Kram irgendwie am Laufen halten. Es gibt die Traurigkeiten, die aus fehlender Nähe zu lieben Menschen entstehen. Ja, und es gibt die, deren Klage irgendwann einfach in Resignation verebbt und dann in ein bitteres Schweigen mündet. Auch in der Enttäuschung kann man sich einrichten. „Entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut!“, so erhebt der Prophet seine Stimme. Und weiter verkündet er: „Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte, und deine Heilung wird schnell voranschreiten, und deine Gerechtigkeit wird vor dir hergehen, und die Herrlichkeit des HERRN wird deinen Zug beschließen.“ Mit dem Aschermittwoch beginnt die Passionszeit. Wir denken daran, wie Jesus seinen Weg bis ins persönliche Leiden hinein einsam gehen musste. Wenn wir darauf blicken, dann können wir nicht an denen vorbeischauen, die auch jetzt gerade leiden. Auch eigenes Leiden braucht einen Ort. Es sind gerade schwierige Zeiten. Zeiten, die viel abverlangen. Nicht jedes Leid ist zu lindern oder zu verhindern. Aber es muss sein dürfen. Wir brauchen auch und gerade jetzt Orte, wo das Schwere gehört wird und wo wir Lasten teilen und gemeinsam tragen. Ich bin mir sicher, da ist dann auch Gott zu finden. Und mit ihm Hoffnung, Heilung und eine Zukunft im Licht.
Lied: Da wohnt ein Sehnen (SJ 128, 1-4)
Da wohnt ein Sehnen tief in uns, o Gott, nach dir, dich zu sehn, dir nah zu sein. Es ist ein Sehnen, ist ein Durst nach Glück, nach Liebe, wie nur du sie gibst.
1. Um Frieden, um Freiheit, um Hoffnung bitten wir. In Sorge, im Schmerz, sei da, sei uns nahe, Gott.
2. Um Einsicht, Beherztheit, um Beistand bitten wir. In Ohnmacht, in Furcht, sei da, sei uns nahe, Gott.
3. Um Heilung, um Ganzsein, um Zukunft bitten wir. In Krankheit, im Tod, sei da, sei uns nahe, Gott.
4. Dass du, Gott, das Sehnen, den Durst stillst, bitten wir. Wir hoffen auf dich, sei da, sei uns nahe, Gott.
Da wohnt ein Sehnen tief in uns, o Gott, nach dir, dich zu sehn, dir nah zu sein. Es ist ein Sehnen, ist ein Durst nach Glück, nach Liebe, wie nur du sie gibst.
(Originaltext: Anne Quigley. Deutsch: Eugen Eckert.)
Gebet:
Gott, ein Herz, das warm und empfänglich auch für andere bleibt, das wünsche ich mir.
Gott, ein Empfinden, das unterscheiden kann zwischen gerecht und ungerecht, das wünsche ich mir. Gott, einen Mund und Hände, die geben können, das wünsche ich mir.
Gott, den nötigen Mut zu haben hinzuschauen, wo es nicht leicht ist, das wünsche ich mir.
Gott, ich bitte dich, gib mir die nötige Stärke und Kraft dazu!
Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Segen:
Mit seinem Segen begleite uns Gott:
Der Vater, der uns das Leben schenkt,
der Sohn, der Tod und Angst besiegt hat,
der Heilige Geist, der tröstet und aufrichtet.
Mit seinem Segen begleite uns Gott: Er, der Treue und Barmherzige,
der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.
Amen.
Andacht zum Sonntag Estomihi, 14. Februar 2021 Pfarrer Peter Krause
hochgeladen am: 12.02.2021
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