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Abendmahl in Friedrichsthal
Bildrechte: Kerstin Wuestenhoefer

Andacht zum Sonntag Invokavit, 21.Februar 2021

Ev. Pfarrsprengel Sachsenhausen von Gemeindepädagoge Michael Wendt

"Spräche ich: Finsternis möge mich decken und Nacht statt Licht um mich sein, so wäre auch Finsternis nicht finster bei dir, und die Nacht leuchtete wie der Tag." Psalm 139

Lied: Ach bleib mit deiner Gnade bei uns (EG 347)
1. Ach bleib mit deiner Gnade bei uns, Herr Jesu Christ,
dass uns hinfort nicht schade des bösen Feindes List.
2. Ach bleibt mit deinem Worte bei uns, Erlöser wert,
dass uns sei hier und dorte dein Güt und Heil beschert.
3. Ach bleib mit deinem Glanze bei uns, du wertes Licht,
dein Wahrheit uns umschanze, damit wir irren nicht.

Psalm 91
Wer unter dem Schutz des höchsten Gottes lebt,
darf ruhen bei ihm, der alle Macht hat.
Er sagt zum Herrn: »Du bist meine Zuflucht, bei dir bin ich sicher wie in einer Burg.
Mein Gott, ich vertraue dir!«
Du kannst dich darauf verlassen: Der Herr wird dich retten
vor den Fallen, die man dir stellt, vor Verrat und Verleumdung.
Er breitet seine Flügel über dich, ganz nahe bei ihm bist du geborgen.
Wie Schild und Schutzwall deckt dich seine Treue.
Du musst keine Angst mehr haben vor Gefahren und Schrecken bei Nacht,
auch nicht vor Überfällen bei Tag, vor der Seuche, die im Dunkeln zuschlägt,
oder dem Fieber, das am Mittag wütet.

Gedanken zum Predigttext Joh.13,21-30

Liebe Gemeinde,
am Aschermittwoch hat sie begonnen, die Passionszeit. Vom Gefühl her würde ich denken, sie begleitet uns schon eine ganze Weile länger. Leid, Angst, Stress, Isolation, Schmerz und auch Tod, all das, was wir mit der Passion in Verbindung bringen, erleben wir schon seit Monaten. In weite Ferne sind sie gerückt, die Tage der Ruhe, der Lebensfreude, der Behaglichkeit oder des Frohsinns. Auch der Blick nach vorn, in die Zukunft, kann die Zeichen der Hoffnung noch nicht erkennen. Jetzt heißt es erst einmal die Situation annehmen, geduldig bleiben, die Hoffnung nicht verlieren. Wir müssen da durch und lernen damit umzugehen: mit den Ängsten und Sorgen, mit den Entbehrungen und Entsagungen, mit dem Schmerz und der Trostlosigkeit. Ja die Passion wird uns zugemutet, nicht nur als liturgische Zeit im Kirchenjahr, sondern als Erfahrung im wirklichen Leben. Denn das Leben ist nicht immer leicht. Das Leben ist nicht nur Freude. Es ist auch Kampf und Anstrengung. Viele erfahren es in diesen Zeiten auf sehr schmerzliche Weise. Die sichere Existenzgrundlage wackelt, die menschliche Nähe untereinander ist eingeschränkt, um den Erhalt der Familie oder der Beziehung wird gerungen. Wir hören von Menschen, die unter beruflichem und häuslichem Stress zusammengebrochen sind. Und wir wissen von Menschen, die mit ihrer Krankheit kämpfen. Manche betrauern auch das, was ihnen genommen wurde. Das alles ist Passion, das alles gehört zu unserem Leben dazu, ob wir das nun gut finden oder nicht.
Im heutigen Predigttext geht es um eine weitere Dimension von Passion. Da geht es um Beziehungsstress. Um Verrat und Enttäuschung, um Verunsicherung und Misstrauen. Jesus und seine Freunde sitzen beisammen, wie so oft. Aber diesmal ist ihnen nicht zum Feiern zu mute. Ein Schatten hat sich über ihre Gemeinschaft gelegt. Nach Jesus wird gesucht. Die Mächtigen stellen ihm nach. Er ist bedroht von Verhaftung und Tod. Und die Jünger fühlen: Wir gehören dazu. Es kann auch uns treffen. Zu einer festen Gemeinschaft sind sie zusammengewachsen. Zu einer kraftvollen Beziehung. Und in der Not, da rückt man noch enger zusammen. Da stärkt man sich gegenseitig und spricht sich Mut zu. Doch jetzt sagt Jesus einen Satz mit ungeheurer Sprengkraft: „Einer von euch wird mich verraten.“ Das reißt die Gemeinschaft auseinander. Zur Angst vor der Bedrohung kommt jetzt noch das Misstrauen hinzu. Einer von uns? Aus unserer verschworenen Gemeinschaft? Aber wer? Matthäus deutet an mit welchen Gedanken sie sich plagen. Kann ich es sein? Sie spüren dieses Misstrauen untereinander und wollen Klarheit. Judas, der Jesus am nächsten stand, sollte es erfragen. Doch Jesus schuf keine Klarheit. „Der ist’s, dem ich den Bissen eintauche“, sprach er und gab Judas das Brot. Für die anderen blieb alles im Zwielicht. Klarheit und Verdunkelung liegen oft nah beieinander. Und so konnten sie miteinander nicht deuten, was Jesus, an Judas gewandt, in den Raum stellte: „Was du tust, das tue bald“. Judas aber ging hinaus in die Nacht.
Liebe Gemeinde, so ist das im Leben. Verrat führt heraus aus der Gemeinschaft, führt direkt in das Dunkel von Misstrauen und Vereinzelung. Verrat führt hinein in die Einsamkeit der Nacht. Das ist auch die Nacht, die uns manchmal umgibt, wenn wir Dinge tun, von denen wir wissen, dass sie falsch sind und wir sie dennoch tun. Doch wir müssen nicht in dieser Nacht der Einsamkeit bleiben. Jesus gründet neue Gemeinschaft. Im Abendmahl werden wir zurück in seine Gemeinschaft geholt. Jesus erinnert an den Verrat in der Nacht. Er reicht uns den Bissen, der uns in unseren Verfehlungen entlarvt und gleichzeitig mit dem Kelch des Heils versöhnt. Jesus will uns nicht in die Nacht zwingen, sondern uns zum Bleiben einzuladen. Zum Bleiben in seiner Passion, in seiner Gemeinschaft. So können wir durch und mit ihm erfahren wie die Nacht erblüht. Denn bei Gott ist die Finsternis nicht finster und die Nacht leuchtet wie der Tag. Und der Tod ist nicht das Ende. Jetzt zu Beginn der Passionszeit können wir den Tag nach der Nacht nur erahnen. Es ist aber ein schöner und hoffnungsvoller Ausblick. Diesen Ausblick wünsche ich Ihnen, nicht nur für die Nacht des Verrats, sondern für alle Nächte und Dunkelheiten in die wir hineingeraten. Amen.

Lied: Ach bleib mit deiner Gnade bei uns (EG 347)
4. Ach bleib mit deinem Segen bei uns du reicher Herr,
dein Gand und alls Vermögen in uns reichlich vermehr.
6. Ach bleib mit deiner Treue bei uns mein Herr und Gott,
Beständigkeit verleihe, hilf uns aus aller Not.

Gebet
Treuer Gott, Menschen laufen Dir nach. So lange schon.
Hilf uns durch die Zeit. Du läufst mit ihr. Zeig´ uns, wie Leben geht. Leben mit dir.
Leben miteinander. Leben und Laufen mit immer geraderem Rücken.
Und sehnsüchtigem Herz.
Ach Gott, bleib bei uns.
Amen.

Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

Segen
Der Herr segne dich und behüte dich;
der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig;
der Herr hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.
Amen.




Andacht Invokavit, 21. Februar 2021
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erstellt von Peter Krause am 19.02.2021, zuletzt bearbeitet am 23.12.2021
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