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5. Christus vor Herodes (Lukas 23, 6-12)
Foto: gemeinfrei zeno.org
Bildrechte: gemeinfrei zeno.org

5. Christus vor Herodes (Lukas 23, 6-12)

Gedanken von Pfarrer Ralf-Günther Schein

In der bildenden Kunst ist diese Szene selten dargestellt worden.
Wie Jesus vor Herodes geführt wurde, berichtet nur Lukas. Er wird von Pilatus dorthin geschickt. Herodes Antipas ist der Sohn von Herodes dem Großen, den das Matthäusevangelium im Zusammenhang mit der Geburt Jesu erwähnt (Kap.2) Er ist der Provinzfürst von Galiläa, der einst Johannes den Täufer hinrichten ließ. Für Jesus ist er der Landesherr, den Jesus einmal als einen Fuchs bezeichnete. (Luk. 13,32) Herodes ist gespannt darauf, Jesus zu sehen. Er erhofft dabei für sich eine kleine Wundervorführung. Doch Jesus schweigt, als der schweigende Gottesknecht. Daraufhin verachten und verspotten Herodes und seine Soldaten Jesus.
Auf dem Cranachholzschnitt ist Jesus wieder die Figur der Mitte. Abwehrend, vielleicht auch sogar etwas verächtlich oder gleichgültig schaut er auf diesen merkwürdig dargestellten Fürsten.
Sein skurril wirkender Thron, von Kugeln oder Rädern umrankt, kennzeichnen ihn als Karikatur seines Amtes. Da hilft es auch nicht, dass er mit seinem Stab in der Linken und den überschlagenen Beinen die Pose eines königlichen Richters einnimmt. Vor solchen provinziellen Wichtigtuern kann man nicht anders als schweigen.
Zwar war Herodes Antipas nicht verantwortlich für den Kindermord von Bethlehem, den sein Vater befahl (Matth. 2), doch scheinen die Kinderdarstellungen auf seinem belaubten Thron daran zu erinnern, wie Kurt Locher vermutet. (Locher S. 24)
Herodes Antipas gehörte einer alten Herrscherfamilie an, auf die er seine Macht stützt. Seine Krieger sehen auf diesem Bild allerdings, entsprechend seiner wirklichen Macht, alt aus. (Herodes selbst muss seine letzten Lebensjahre im Exil verbringen).

Die „Vorführung“ Jesu vor all den vermeintlich Mächtigen seiner Zeit erinnert in der Darstellung Cranachs vielleicht auch an ein Wort aus Psalm 2 (V.2-4,10): „Die Könige der Erde lehnen sich auf, und die Herren halten Rat miteinander wider den Herrn und seinen Gesalbten: Lasst uns zerreißen ihre Bande und von uns werfen ihre Stricke.
Aber der Herr der im Himmel wohnt, lachet ihrer und der Herr spottet ihrer.....
So seid nun verständig, ihr Könige und lasst euch warnen, ihr Richter auf Erden.“
erstellt von Mathias Wolf am 12.02.2015, zuletzt bearbeitet am 13.02.2015
veröffentlicht unter: Passionsandachten zu Holzschnitten von Lucas Cranach