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7. Die Dornenkrönung (Matth. 27,28-30 ; Mark.15,16-20)
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7. Die Dornenkrönung (Matth. 27,28-30 ; Mark.15,16-20)

Gedanken von Pfarrer Ralf-Günther Schein

Von ähnlich inhaltlicher Intention wie die Geißelung ist auch die Dornenkrönung Jesu geprägt. Das Matthäusevangelium berichtet: „Sie (die Soldaten) legten ihm einen Purpurmantel an und flochten eine Dornenkrone und setzten sie ihm aufs Haupt und gaben ihm ein Rohr in die Hand und verspotteten ihn: gegrüßet seiest du, der Juden König.“
Die Gestaltung und Rahmung jener Szene hat in der Darstellung Cranachs etwas Eigenwilliges.
Jesus thront in der Mitte, bekleidet mit einem Mantel. Kriegsknechte betätigen sich fast tänzerisch mit über-Kreuz-ten Stangen, um sich beim Aufsetzen der Dornenkrone nicht die Finger schmutzig, bzw. blutig zu machen. Vor ihm kniet ein Soldat mit herausgestreckter Zunge und drückt Jesus einen Stock als Zepter in die Hand. Jesus erscheint innerlich ganz unbeteiligt. Voller Würde schaut Christus aus dem Bild heraus und nimmt uns als Betrachter in den Blick. Es ist als wollte er uns sagen:
Schaut genau hin, wo ihr mich mit Äußerlichkeiten und der Abwesenheit eures Herzens als König verehrt, da spottet ihr auch meiner.
Die Rahmung jener Dornenkrönung in der Bildgestaltung Cranachs scheint es anzudeuten. Hinter Jesus diskutieren selbstgefällig und innerlich abwesend Kriegsknechte und Beamte über das Geschehen. Vorn im Bild liegt ein Mann am Boden, auf dessen Schoß sich Hunde anknurren. Gleichgültig sieht dieser Mann sich das Schauspiel an. Ihm gegenüber, ganz oben im Bogenfeld der Tür liegt in ähnlicher Manier ein nackter Satyr oder ein sogenannter wilder Mann mit seiner nackten Familie.
Sind all diese Figuren zusammen mit den spottenden Soldaten ein Spiegelbild dessen, wie Menschen Christus zu allen Zeiten begegnen?
Und doch, in ihrer spöttischen Huldigung bekennen die Soldaten ungewollt, wer Jesus ist. Nämlich, der König der Juden, der Herr und Heiland aller Völker.
Nur der Glaubende sieht hinter der Torheit des Kreuzweges den Weg der Erlösung und hinter dem Spott der Dornenkrönung die königliche Würde des Gottessohnes.
Auch Worte aus Jesaia 50 oder aus dem Psalter spiegeln sich in dieser Szene. Man könnte u.a. an den 22. Psalm denken, den Jesus dann auch am Kreuz gebetet hat. Darin heißt es:
Vers 7f: Ich bin...ein Spott der Leute und verachtet vom Volk. Alle, die mich sehen verspotten mich, sperren das Maul auf und schütteln den Kopf...
Vers 17: Denn Hunde haben mich umgeben und der Bösen Rotte hat mich umringt ...
Vers 28: Es werden aber gedenken und sich zum Herrn bekehren aller Welt Enden und vor ihm anbeten alle Geschlechter der Heiden.
erstellt von Mathias Wolf am 12.02.2015, zuletzt bearbeitet am 13.02.2015
veröffentlicht unter: Passionsandachten zu Holzschnitten von Lucas Cranach