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12. Die Beweinung Christi (Luk. 23 ,27 ff; Mark. 15 40 f; Joh. 19 ,39)
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12. Die Beweinung Christi (Luk. 23 ,27 ff; Mark. 15 40 f; Joh. 19 ,39)

Gedanken von Pfarrer Ralf-Günther Schein

Zwischen der im Neuen Testament beschriebenen Kreuzesabnahme und der Grablegung, ist im Rahmen üblicher Trauerriten die bildliche Darstellung der Beweinung Christi zur Tradition geworden. Das Weinen und Klagen muss in der Zeit der Trauer einen Raum haben.
Abgeleitet sein könnte diese Szene aus mehreren Versen des Lukas-Evangeliums. Z.B. heißt es im 23. Kapitel noch im Zusammenhang mit dem Weg nach Golgatha: „ Es folgten ihm aber eine große Volksmenge und Frauen, die klagten und beweinten ihn.“ (V.27) Und dann lesen wir im Zusammenhang mit der Kreuzigung und dem Sterben ab Vers 49: „Es standen aber alle seine Bekannten von ferne, auch die Frauen, die ihm aus Galiläa nachgefolgt waren und sahen das alles.
Und siehe, da war ein Mann mit Namen Josef, ein Ratsherr, der war ein guter, frommer Mann... und wartete auf das Reich Gottes, der ging zu Pilatus und bat um den Leib Jesu.... Es folgten ihm aber die Frauen nach, die mit ihm gekommen waren ...und beschauten das Grab und wie sein Leib hineingelegt wurde...“
Das Matthäus –und Markusevangelium nennt die Namen der Frauen. Im Johannesevangelium wird in diesem Zusammenhang (wie Cranach es darstellt) auch noch Nikodemus erwähnt, der „Myrrhe gemischt mit Aloe“ brachte (Joh. 19,39).
Auf dem Bild sehen wir neben den klagenden Frauen, wie Josef von Arimathäa um die Füße Jesu ein Tuch geschlungen hat um den Toten zu tragen. Er will vielleicht eine direkte Berührung des Toten vermeiden, denn dies machte nach damaligem Verständnis unrein. (Vgl. z.B. 4. Mose 19,11)
Auf der linken Bildhälfte sehen wir, wie wahrscheinlich Maria, die Mutter Jesu, den Kopf ihres Sohnes in ihren Schoß gelegt hat.
Maria Magdalena, die der Legende nach aus einem reichen Haus stammte, ist auch als reiche Frau mit aufwendigem Kopfschmuck dargestellt. Sie hat keine Scheu, in ihrer Trauer Jesus zu berühren. Sie scheint dabei sogar seine durchbohrten Hände zu küssen. Später darf sie den Auferstandenen nicht berühren (Joh. 20,16). Hier gibt sie ihrer Zuneigung und Verehrung noch einmal Raum und es ist wohl auch ein Zeichen ihres Dankes dafür, daß Jesu Hände sie einst aus den Händen dämonischer Mächte befreit haben (Luk. 8,2).
Neben der anderen Hand Jesu, ganz unten am Boden, liegt die Dornenkrone. Es ist das Zeichen seiner Königswürde, unter der er den Weg der Erniedrigung bis zum Sterben gegangen ist.
Die anderen Frauen um Jesus stellen in ihren Haltungen und Gesten verschiedene Formen der Trauer und des Entsetzens dar. Der Tod als Schlusspunkt stellt für die Nachfolger Jesu nun vieles in Frage.
Aber Cranach bietet auf seinem Bild, aller Trauer zum Trotz, dem Betrachter einen Ausblick.
Eine weite helle Landschaft und ein belaubter Strauch hinter dieser Szene der Trauer, deuten in ihrer Gestaltung die Hoffnung der Auferstehung und den Ostermorgen bereits an.
(Dass die symbolische Bedeutung von Pflanzen und Bäumen für Cranach immer wieder eine Rolle spielt, erscheint mir in vielen Werken des Künstlers ziemlich eindeutig. Ganz offensichtlich wird es dann in dem Lehrbild zum Thema „Gesetz und Evangelium“, das an einer anderen Stelle betrachtet werden soll.)
erstellt von Mathias Wolf am 12.02.2015
veröffentlicht unter: Passionsandachten zu Holzschnitten von Lucas Cranach