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Der Balken im eigenen Auge
5. Juli 2020 | 4. Sonntag nach Trinitatis | Gedanken zum Wochenende von Gernot Fleischer, Pfarrer in Lychen und Bredereiche
Wer meint, die Bibel sei etwas Antiquiertes und hätte in der heutigen Zeit keinen Belang mehr, der sollte seine Meinung alleine schon deshalb überdenken, weil die Bibel eine nahezu unerschöpfliche Quelle für Redensarten und Sprichwörter ist, die bis heute in unserer Sprache vorkommen und die so unser Denken und Handeln im Alltag prägen. Hunderte, wenn nicht gar Tausende solcher Redensarten benutzen wir tagtäglich, und so spricht die Bibel -uns bewusst oder unbewusst- immer wieder in unser Leben hinein.
Wer an diesem Sonntag einen Gottesdienst besucht, der wird in der Lesung des Evangeliums aus Lukas 6 an Folgendes erinnert: „Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge und nimmst nicht wahr den Balken in deinem Auge? Oder wie kannst du sagen zu deinem Bruder: `Halt, ich will dir den Splitter aus deinem Auge ziehen“, und siehe, ein Balken ist in deinem Auge. Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge; danach sieh zu, wie du den Spitter aus deines Bruders Auge ziehst.“
Kritische Blicke gegenüber anderen Menschen bei gleichzeitiger Großzügigkeit eigenen Fehlern gegenüber ist ein weit verbreitetes Charakteristikum unserer Gesellschaft. Wie selbstverständlich nimmt man sich z. B. das Recht, Vorschriften großzügig auszulegen, bei anderen aber kleinste Überschreitungen anzuzeigen. Eine Haltung, die zwar schon in biblischer Zeit weit verbreitet gewesen zu sein scheint, sonst würde Jesus sie in seiner Bergpredigt nicht rügen. Das aber ist kein Grund, sich heute nicht diesen Worten Jesu auszusetzen und das eigene Verhalten daraufhin neu auszurichten. So hat jede und jeder von uns sicherlich genug vor der eigenen Tür zu kehren, Versäumnisse einzugestehen, Fehler einzuräumen oder Schwächen zuzugeben. Es ist häufig nur ein Ablenken von den eigenen Defiziten, wenn wir stattdessen sogleich versuchen, den anderen in seinem So-Sein oder So-Handeln abzuwerten. Gehen wir doch lieber positiv aufeinander zu, indem wir demütig sind, was unsere eigenen (vermeintlichen) Stärken angeht und aufhelfend im Blick auf die (vermeintlichen) Schwächen anderer. Es würde dem Klima unserer Zeit gut tun - und dem Geist der Bibel entsprechen.
von Pfarrer Gernot Fleischer,
Pfarrsprengel Lychen und Bredereiche
Wer an diesem Sonntag einen Gottesdienst besucht, der wird in der Lesung des Evangeliums aus Lukas 6 an Folgendes erinnert: „Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge und nimmst nicht wahr den Balken in deinem Auge? Oder wie kannst du sagen zu deinem Bruder: `Halt, ich will dir den Splitter aus deinem Auge ziehen“, und siehe, ein Balken ist in deinem Auge. Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge; danach sieh zu, wie du den Spitter aus deines Bruders Auge ziehst.“
Kritische Blicke gegenüber anderen Menschen bei gleichzeitiger Großzügigkeit eigenen Fehlern gegenüber ist ein weit verbreitetes Charakteristikum unserer Gesellschaft. Wie selbstverständlich nimmt man sich z. B. das Recht, Vorschriften großzügig auszulegen, bei anderen aber kleinste Überschreitungen anzuzeigen. Eine Haltung, die zwar schon in biblischer Zeit weit verbreitet gewesen zu sein scheint, sonst würde Jesus sie in seiner Bergpredigt nicht rügen. Das aber ist kein Grund, sich heute nicht diesen Worten Jesu auszusetzen und das eigene Verhalten daraufhin neu auszurichten. So hat jede und jeder von uns sicherlich genug vor der eigenen Tür zu kehren, Versäumnisse einzugestehen, Fehler einzuräumen oder Schwächen zuzugeben. Es ist häufig nur ein Ablenken von den eigenen Defiziten, wenn wir stattdessen sogleich versuchen, den anderen in seinem So-Sein oder So-Handeln abzuwerten. Gehen wir doch lieber positiv aufeinander zu, indem wir demütig sind, was unsere eigenen (vermeintlichen) Stärken angeht und aufhelfend im Blick auf die (vermeintlichen) Schwächen anderer. Es würde dem Klima unserer Zeit gut tun - und dem Geist der Bibel entsprechen.
von Pfarrer Gernot Fleischer,
Pfarrsprengel Lychen und Bredereiche
Andacht zum Hören und Sehen