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Ein „Du-kannst-das-Gott“ / Pfarrerin Michaela Jecht
Foto: privat

Ein „Du-kannst-das-Gott“

16. August 2020 | 10. Sonntag nach Trinitatis | Gedanken zum Wochenende von Pfarrerin Michaela Jecht aus Liebenwalde

Was war Ihr Satz, als Sie Kind waren? Wenn ich groß bin, werde ich… Und was die Sätze Ihrer Eltern, Lehrerinnen und Freunde? Was ist aus Ihrem Satz geworden und den der anderen? Kinder spüren, was ihren Träumen und Wünschen entgegengehalten wird. Was ist aus Ihren geworden? Und den Beurteilungen, die andere Ihnen gaben? Dem „das kannst du immer noch machen.“ Kinder merken. „Du bist nicht ok.“ Und „ich bin besser.“

Kinder bekommen Angst. Das wird ihnen beigebracht. Vom Beckenrand springen: „Da könntest du dir den Kopf stoßen.“ Vor der nächsten Klassenarbeit. „Ich kann das nicht.“ „Ich schaff das nicht.“ Weil ja klar ist: Mädchen sind schlecht in Mathe und Jungs können keine Gedichte interpretieren.

Der Prophet Jeremia ist auch jung. Das Leben und die Welt sind so groß und kompliziert.
Das macht klein. Auch als Prophet. Da antwortet Gott Jeremia: „Sage nicht: ,Ich bin zu jung‘, sondern du sollst gehen, wohin ich dich sende, und predigen alles, was ich dir gebiete.“
Klingt hart, Gottes Antwort. Jeremia: „Ich will nicht. Ich kann nicht.“ Gott: „Du sollst! Du gehst!“ Ich höre da: „Du schaffst das! Ich traue Dir das zu!“ Ein „Du-kannst-das-Gott“.
Ein „spring vom Beckenrand“, auch wenn es kalt ist. Du wirst auftauchen. Ein „du kannst was“ auch wenn andere was anderes sagen. Erfahrung und Alter: manchmal als Ausrede benutzt. Klein sein wird anerzogen. Weil es bequem ist, wenn alles so bleibt wie ist. Es einfacher ist zu drohen und Angst einzureden.

Gott redet weiter: „Fürchte dich nicht vor ihnen; denn ich bin bei dir.“ Er traut uns das zu. Den Jungen und Alten. Das macht stark. Die jungen Menschen sollen gehen. Eine neue Welt träumen. Von Beckenrändern springen. Sagen, was keiner hören will. In Bewegung setzen. Jung sein – gut sein dürfen. Menschen, die alt werden und jung bleiben.

Pfarrerin Michaela Jecht, Liebenwalde
erstellt von Stefan Determann am 14.08.2020, zuletzt bearbeitet am 08.01.2021
veröffentlicht unter: Andachten 2020

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