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Nicht in Schmerz und Wut verharren
6. September 2020 | 13. Sonntag nach Trinitatis | Gedanken zum Wochenende von Ulrike Limbrecht, Gemeindepädagogin im Löwenberger Land und in Liebenwalde
„Es tut mir leid. Wollen wir uns wieder vertragen?“ Mit freundlichem Blick und ausgestreckter Hand steht sie da und wartet. Wird ihr Gegenüber den Händedruck erwidern? Nach kurzem Zögern antwortet sie entgegenkommend: „Ja.“ Nun lächeln sich die beiden kleinen Mädchen an und… der Himmel geht auf. Dank sei Gott. Das erlebe ich in der Christenlehre.
Wo Menschen zusammenleben, entstehen Konflikte und daraus manchmal sehr schmerzvolle Verletzungen. Sie nagen in uns, lähmen uns und machen uns hilflos. Rachegefühle wühlen uns auf. Unsere Lebensfreude leidet. Wie können wir uns daraus befreien? Ich möchte nicht im Schmerz und in der Wut stecken bleiben. Ich möchte mich daraus befreien. So kann es nicht bleiben. Ich suche das Gespräch. Ich fürchte mich, ich habe Bauchschmerzen, aber ich suche das Gespräch. Nach langem nervenaufreibenden Hin- und Her folgt endlich die Versöhnung. … und der Himmel geht auf. Dank sei Gott.
Sicherlich ist vertragen nicht einfach und nicht immer möglich. Vielleicht wurde einem viel zu sehr zugesetzt. Wer mich tief beeindruckt hat ist Stanislawa Rachwal, eine ehemalige Häftlingsfrau aus dem Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Sie verzieh der ehemaligen Oberaufseherin Maria Mandl, verantwortlich für die Tötung tausender weiblicher KZ-Häftlinge, nicht nur in Ausschwitz, auch in Ravensbrück. Maria Mandl sagte langsam, tief nach Luft schnappend, mit großer Mühe und unter Tränen: „Ich bitte um Verzeihung.“ Frau Rachwals Träume nach Vergeltung zerplatzten in Nu, verschwanden, wurden unwichtig, sie weinte mit ihr zusammen um das unergründliche menschliche Herz, das über die schlimmsten Dinge bis hin zum Verlust der Menschlichkeit doch den Weg von Buße und Verständnis eingeschlagen hat. Sie ergriff die ausgestreckte flehende Hand und antwortete: „Ich verzeihe im Namen der Häftlinge.“ Was für eine Geste.
Ich weiß nicht, wie Frau Rachwal es geschafft hat diese Entschuldigung anzunehmen, aber ihr gebührt mein tiefster Respekt.
Ulrike Limbrecht,
Gemeindepädagogin im Löwenberger Land und in Liebenwalde
Wo Menschen zusammenleben, entstehen Konflikte und daraus manchmal sehr schmerzvolle Verletzungen. Sie nagen in uns, lähmen uns und machen uns hilflos. Rachegefühle wühlen uns auf. Unsere Lebensfreude leidet. Wie können wir uns daraus befreien? Ich möchte nicht im Schmerz und in der Wut stecken bleiben. Ich möchte mich daraus befreien. So kann es nicht bleiben. Ich suche das Gespräch. Ich fürchte mich, ich habe Bauchschmerzen, aber ich suche das Gespräch. Nach langem nervenaufreibenden Hin- und Her folgt endlich die Versöhnung. … und der Himmel geht auf. Dank sei Gott.
Sicherlich ist vertragen nicht einfach und nicht immer möglich. Vielleicht wurde einem viel zu sehr zugesetzt. Wer mich tief beeindruckt hat ist Stanislawa Rachwal, eine ehemalige Häftlingsfrau aus dem Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Sie verzieh der ehemaligen Oberaufseherin Maria Mandl, verantwortlich für die Tötung tausender weiblicher KZ-Häftlinge, nicht nur in Ausschwitz, auch in Ravensbrück. Maria Mandl sagte langsam, tief nach Luft schnappend, mit großer Mühe und unter Tränen: „Ich bitte um Verzeihung.“ Frau Rachwals Träume nach Vergeltung zerplatzten in Nu, verschwanden, wurden unwichtig, sie weinte mit ihr zusammen um das unergründliche menschliche Herz, das über die schlimmsten Dinge bis hin zum Verlust der Menschlichkeit doch den Weg von Buße und Verständnis eingeschlagen hat. Sie ergriff die ausgestreckte flehende Hand und antwortete: „Ich verzeihe im Namen der Häftlinge.“ Was für eine Geste.
Ich weiß nicht, wie Frau Rachwal es geschafft hat diese Entschuldigung anzunehmen, aber ihr gebührt mein tiefster Respekt.
Ulrike Limbrecht,
Gemeindepädagogin im Löwenberger Land und in Liebenwalde