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Das Wort ist ganz nahe bei dir.

Denn es ist das Wort ganz nahe bei dir.

18. Oktober 2020 | 19. Sonntag nach Trinitatis | Gedanken zum Wochenende von Pfarrerin Yvonne Maßors aus Templin

Denn es ist das Wort ganz nahe bei dir, in deinem Munde und in deinem Herzen, dass du es tust.
Denn das Wort ist ganz nahe bei dir.

Das Wort ist ganz nahe bei dir. Inmitten der zahllosen Worte, die uns täglich in den Ohren klingen und um unsere Aufmerksamkeit buhlen – gesprochene Worte und geschriebene Worte. Welche Worte kommen uns in diesem Wortgedröhne noch nahe?

Welche dringen in unser Herz?

Am Dienstag war ich als christliche Vertreterin in Lychen zum interreligiösen Dialog eingeladen. Neben einem Rabbiner, einer buddhistischen Vertreterin einem Imam und einem Historiker, wurde das Wort Gottes bewegt.
Jeder und Jede in und aus seinem ganz eigenen religiösen Hintergrund. Mit allen Erfahrungen und dem eigenen Glauben. Es wurde debattiert und diskutiert.

Ich habe mich gefragt, welche Worte sind hängen geblieben?
Was hat mein Herz bewegt?
Es war ein Satz „die Christen müssen endlich anfangen christlicher zu sein“!

Darüber habe ich lange nachgedacht. Erst habe ich mich ein wenig geärgert. Und das wiederum, heißt es ist in mein Herz gedrungen.
Dann habe ich den Satz für mich weiter formuliert.
Die Christen müssen anfangen christlicher zu sein. Die Muslime müssen anfangen muslimischer zu sein, die Buddhisten buddhistischer, die Juden jüdischer…
und… endlich war ich zum Kern der Botschaft vorgedrungen… die Menschen müssen anfangen menschlicher zu sein.

Ja menschlicher. Nichts anderes sagt uns der Predigttext.
Denn es ist das Wort ganz nahe bei dir, in deinem Munde und in deinem Herzen, dass du es tust.

Es gibt Worte, die wir ersehnen.
Die wir aus dem Schwall der Worte heraushören und die uns einen Weg zu uns selbst, zu den Anderen und zu Gott erschließen.

Das Wort, von dem hier die Rede ist, ist nicht irgendein Wort, sondern es ist das Gebot, das ich dir heute gebiete.
Es ist das Wort, das Mose dem Volk Gottes bekannt macht, das er selbst von Gott gehört hat und das er weitergibt.
Es ist das Wort eines Menschen, in dem zugleich mehr gesagt ist, als ein Mensch zu sagen vermag.
Es ist Weisung in das Leben und für das Leben.

Denn es schärft meinen Blick für die Bedürftigkeit meines Nächsten.
Gott redet mit uns auf der Erde.
Trotz aller Gebrochenheit und Unschärfe.
Wir hören das Wort Gottes im Wort von Menschen.
Ja, und in einer anderen als einer menschlichen Gestalt können wir es überhaupt nicht hören.
Es ist diese letzte Gestalt, in der das Gebot oder das Wort Gottes uns nahe ist. Seine Nähe, seine Liebe manifestiert sich in seinem Wort.
Wann fangen die Menschen an, menschlicher zu werden?

Pfarrerin Yvonne Maßors
erstellt von Stefan Determann am 16.10.2020, zuletzt bearbeitet am 08.01.2021
veröffentlicht unter: Andachten 2020