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Gedanken zum Reformationsfest 2020

Gedanken zum Reformationsfest 2020

31. Oktober 2020 | von Superintendent Uwe Simon

„Durch Deutschland muss ein Ruck gehen“ forderte 1997 der damalige Bundespräsident Roman Herzog und kritisierte die fehlende Veränderungsbereitschaft im Land. „Alle müssten Opfer bringen, alle müssten mitmachen.“ Ich möchte ergänzen: es müssen aber auch alle die Chance erhalten mitzukommen oder mitgenommen zu werden, um nicht auf der Strecke zu bleiben. Reformen haben ja mittlerweile einen schlechten Ruf!

„Durch Kirche und Gesellschaft muss ein Ruck gehen“ meinte wohl der Reformator Martin Luther, als er die Geschäftemacherei mit der Angst und Sorge der Menschen angesichts von allgegenwärtiger Krankheit und Tod anprangerte und darauf verwies, dass man die wichtigen Sachen im Leben nicht kaufen kann: weder Seelenheil noch körperliche Unversehrtheit, weder Gesundheit noch langes Leben, Freunde und Glück, Erfüllung im privaten und beruflichen Alltag auch nicht. Auch von Schuld, die jeder in seinem Leben irgendwie und irgendwann auf sich lädt, kann man sich nicht loskaufen, von Schuldgefühlen erst recht nicht. Die wahren Schätze und Reichtümer im Leben sind alle Geschenk oder besser: sie sind Gnade. Für den großen Schenker, den Verschwender von wunderbaren Dingen wie Leben, Zeit, Sommer, Frühling, Herbst und Winter, für den Bewahrer und Versöhner, für den gnädigen Gott wollte er die Augen öffnen und Vertrauen wecken. Zum Glauben wollte er verlocken.
Mit der Angst jedenfalls spielt man nicht. Man nimmt sie ernst und versucht ihr zur begegnen. Das erwarte ich von den politisch Verantwortlichen.

Menschen, die von Krankheit, Tod, Schuld und Unglück betroffen sind und keine lautstarken Fürsprecher haben, benötigen Beistand und Unterstützung. Das erhoffe ich mir auch von meiner Kirche, von allen, die in ihr arbeiten und sich in ihr zu Hause fühlen.

„Durch Herz und Kopf der Menschen muss ein Ruck gehen“. Lange schon war der Reformationstag nicht mehr so aktuell. Es ist Zeit für die andere Perspektive: gesund und sicher alt werden zu können ist keine Selbstverständlichkeit. Gegenseitig Rücksicht zu nehmen, um sich und andere vor Ansteckung und Krankheit zu schützen, ist praktische Nächstenliebe ebenso wie die Schwachen und Risikogruppen zum Maßstab des Handelns zu machen. Sich dabei trotz allem an dem zu freuen, was das Leben an Schönem bereithält und Gott dafür zu danken, ist Glaube, der Angst nimmt und hilft, diese Zeit gut zu durchleben.
Bleiben Sie also behütet und gehen sie mit offenen Augen und offenem Herzen durch diese Tage.
Andacht zum Sehen:
erstellt von Stefan Determann am 30.10.2020, zuletzt bearbeitet am 08.01.2021
veröffentlicht unter: Andachten 2020