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Von Gott will ich nicht lassen

Von Gott will ich nicht lassen

15. November 2020 | Vorletzter Sonntag im Kirchenjahr | Gedanken zum Wochenende von Michael Wendt, Gemeindepädagoge in Oranienburg-Sachsenhausen

Manchmal denke ich: mein Gott warum hast du uns verlassen? Gerade in diesen Tagen, in denen sich die Zahl der Neuinfizierten an Covid19 fast täglich erhöht. Denn schon wieder machen Menschen die Erfahrung, dass ihr Leben bedroht ist, wirtschaftlich und gesundheitlich. Schon wieder breitet sich das Gefühl aus, einsam zu sein oder verloren zu gehen. Und was macht Gott dagegen? Wie kommt es, dass wir solch wüste Zeiten hineingeraten? Wie kann es geschehen, dass wir so hilflos, elend und angeschlagen sind. Warum werden wir in die Vereinzelung geschickt, wird die berufliche Existenz gefährdet und ist unsere Gesundheit bedroht. Fragen auf die wir keine schnelle Antwort wissen.

Ich kann es verstehen, wenn Menschen die gegenwärtigen Tage und Wochen, als düstere Zeiten ihres Lebens empfinden. Und ich kann es auch verstehen, wenn Menschen sich in diesen Lebenssituationen von Gott verlassen fühlen. Für sie ist Gott ist fern. Weit weg von der Realität. Aber es gibt auch andere. Die wollen nicht von Gott lassen. Menschen die ganz bewusst fragen: Wo ist Gott? Die ihren Blick von der eigenen Misere zum Horizont hin wenden. Die nach einem Hoffnungsschimmer, einem Licht in der Dunkelheit, nach Geborgenheit und Orientierung in unsicherer Zeit suchen. Zu ihnen möchte ich gern gehören. Denn sie glauben fest daran, wo wir auf Erden von allen guten Geistern verlassen sind, wo wir aus eigener Kraft nicht weiterkommen oder an unsere Grenzen stoßen, wo wir weinend auf die Trümmer unserer Existenz blicken, da ist bei allem Elend und bei aller Verlassenheit immer noch Gott. Gott will nicht von uns ablassen.

Gott will neu beginnen. Immer und immer wieder. So klingt ein Lied von Ludwig Helmbold in meinen Ohren: Von Gott will ich nicht lassen, denn er lässt nicht von mir, führt mich durch alle Straßen, da ich sonst irrte sehr. Er reicht mir seine Hand, den Abend und den Morgen tut er mich wohl versorgen, wo ich auch sei im Land.

Michael Wendt
Gemeindepädagoge in Oranienburg-Sachsenhausen
erstellt von Stefan Determann am 10.11.2020, zuletzt bearbeitet am 08.01.2021
veröffentlicht unter: Andachten 2020