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Buße ohne Bußgeld
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Buße ohne Bußgeld

18. November 2020 | Gedanken zum Buß- und Bettag von Pfarrer i.R. Christoph Poldrack aus Leegebruch

„Das wirst du büßen!“ drohten wir als Kinder mitunter beim Räuber-und-Gendarm-Spiel, wenn wir Revanche für eine Niederlage wollten. Aber Buße? Kommt das sonst bei uns vor? Wir kennen noch den Bußgeldkatalog, die Liste der Beträge, mit denen wir uns nach zu schnellem Fahren mit einer Geldzahlung von einer Strafe „freikaufen“ können. Das legt den Gedanken nahe: Buße heißt Zahlen!

Jesus, so erzählt die Bibel, sagt häufig: „Tut Buße!“ Also: Zahlt Gott gefälligst die Strafsumme für eure Verfehlungen!? Nein, das ist nicht gemeint. Gott ist kein eiskalter Gerichtsvollzieher, der unsere Bußzahlungen eintreibt. Er ist eher ein Wegweiser. Denn die Forderung Jesu „Tut Buße!“ meint: Denkt um, kehrt um, geht neue Wege. Und diese Wege weist Gott. Weg vom Egoismus, weg vom Durchsetzen allein der eigenen Wünsche und Vorstellungen, Hinwendung zu Mitmenschlichkeit, solidarischem Verhalten, nachhaltiger Lebensgestaltung. Neue Wege beschreiten, bisherige Fehler nicht schönreden, für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung zu wirken – das sind Forderungen nach Neuorientierung, die heute dringender sind denn je, egal, ob wir den Begriff Buße benutzen oder nicht.

Gott will von uns Menschen keine Bußzahlungen. Jesus sagt uns, dass Gott auf unser Umdenken hofft und sich darauf freut. Er sagt: „Gott wird sich mehr über einen Sünder freuen, der Buße tut, als über neunundneunzig Gerechte, die das Umkehren nicht nötig haben.“ Ihr müsst euch nicht aus Angst vor einer unkalkulierbaren Strafe von dieser loskaufen, eine Schuld begleichen. Ihr dürft in dem Vertrauen leben, dass Gott euch zutraut, euch ändern zu können, wo es erforderlich ist; dass Gott sich sogar darüber freut.

So erinnert uns der weitgehend aus der öffentlichen Wahrnehmung geratene Bußtag daran, dass wir begangene Fehler und unsolidarisches Verhalten nicht wegretuschieren müssen, und daran, dass wir nach Fehlern neu anfangen können, weil Gott nicht Bußgelder abkassiert, sondern uns einen neuen Weg weist. Gehen wir ihn – nicht nur am Bußtag!

Christoph Poldrack, Leegebruch
Andacht zum Sehen:
erstellt von Stefan Determann am 17.11.2020, zuletzt bearbeitet am 08.01.2021
veröffentlicht unter: Andachten 2020