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Hoffnungen / Pfarrerin Michaela Jecht aus Liebenwalde
Foto: privat

Hoffnungen

28.03.2021 | Gedanken zum Wochenende von Pfarrerin Michaela Jecht aus Liebenwalde zum Sonntag Palmarum

Ich brauche Hoffnung. Davon kann ich nie genug haben. Ja, und ich meine auch im Alltag. Bei den einfachen Dingen. Die Hoffnung, dass St. Pauli aufsteigt, ich auch meine nächste Gürtelprüfung bestehe und keinen Drehwurm beim Pirouette drehen bekommen. Ich hoffe darauf, dass mein Auto bei 20 Grad Minus anspringt, das Geschenk gefällt und mir die richtigen Worte einfallen. Ich hoffe, dass mich niemand anlügt, die Antwort ein „Ja“ ist und es endlich Frieden auf der Erde wird. Ich hoffe, dass meine Tomatensamen aufgehen und die Ernte reichlich ist.

Ich habe gehofft, dass das Rote-Bete-Eis lecker ist, weil ich Rote Bete mag. Ok, diese Hoffnung hat sich nicht erfüllt. Und auch manch andere nicht. Meine Lieblingsjeans hielt nicht ewig. Ich passe heute nicht mehr in mein blau-weiß gestreiftes Lieblingskleid aus Kindertagen. Manchmal braucht es mehr als Hoffnung: Frau Glück oder Herrn Zufall. Manchmal ist das Leben, als würdest du auf der Autobahn eine Abfahrt zu früh oder zu spät rausfahren. Und das Leben befindet sich in einer Einbahnstraße, die nicht enden will. Du befindest dich in einer Sackgasse und es heißt „Bitte wenden Sie jetzt“. Manchmal reicht auch harte Arbeit nicht. Da helfen auch keine Besserwisser*innen und Schuldeinredner*innen. Sie reden der Hoffnung ein, dass es nichts mit Hoffnung zu tun hat, hoffnungslos ist oder nichts als Arbeit oder deine Schuld.

Ich brauche Hoffnung. Anders geht es nicht. Auch, dass Gott da ist. Und nein, er ist nicht für alles verantwortlich, hat nicht für alles eine Lösung. Hoffen muss ich schon selbst. Das kann anstrengend sein. Ich finde, es gibt ein ganze Menge Hoffnung in meinem Leben. Viel davon ist wahr geworden. Oder anders: „In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“ (Johannes 16,33)

Bleiben Sie behütet,
Pfarrerin Michaela Jecht aus Liebenwalde
erstellt von Stefan Determann am 27.03.2021, zuletzt bearbeitet am 14.01.2022
veröffentlicht unter: Andachten-2021

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