
Jesus Christus spricht: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.
01.01.2022 | Andacht zur Jahrslosung 2022 von Superintendent Uwe Simon
Wenn alles Selbstverständliche fragwürdig wird, entsteht Unruhe, nicht nur in Pandemiezeiten. Es gibt empfindsame Tage im Jahr, da lassen sich Fragen und Sehnsüchte schlecht verdrängen. Der Jahreswechsel ist solch ein Augenblick. Die Last des alten Jahres, die schmerzvollen Erfahrungen, die Enttäuschungen, die Verluste, auch das eigene Versagen würden wir gerne einfach abstreifen und im neuen Jahr so anfangen, als wäre alles wieder offen und alles möglich.
Einen Augenblick lang scheint es möglich, dass Wünsche und Hoffnungen in Erfüllung gehen, dass Glück und Gesundheit mir beschieden sind, ehe sich dann doch wieder die Sorgen und Befürchtungen dazugesellen:
• Wird mir gelingen, was ich anfange?
• Bleibe oder werde ich wieder gesund?
• Wir die Pandemie endlich ihren Schrecken und ihre Bedrohung verlieren?
• Wird es den Menschen, die mir wichtig sind auch gut gehen?
• Bleibt der Friede im Land und wächst der Friede in der Welt?
• Reicht, was ich habe, zum Leben und nicht nur zum Überleben?
• Treffe ich die richtigen Entscheidungen und begegne ich den richtigen Menschen?
• Gelingt es mir meine Zeit sinnvoll zu füllen und nicht nur totzuschlagen?
• Und: kann ich die Beziehungen heilen, die in den letzten Jahren Schaden genommen und mich einsam gemacht haben?
Die Hoffnungen und Ängste teilen alle Menschen, auch wenn das Glück an den verschiedenen Orten unserer Welt mit unterschiedlichem Maß gemessen wird. Sie scheinen uns alle nicht loszulassen – weder im alten noch im neuen Jahr. Und wenn ich die Jahreslosung aus dem Johannesevangelium, diesen Satz, der bedeutungsschwer so nebenbei nach Speisung der Fünftausend, den Begegnungen am See Tiberias am Tage und am Abend und dem Aufbruch der Menge auch nach Kapernaum fällt, dann geht es darum, dass ER mich bei meinem Suchen, Hoffen, Träumen, aber auch Sorgen und Ängstigen nicht loslässt: wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen (übersetzt Luther), den werde ich nicht abweisen (übersetzt die Einheitsübersetzung).
Jesus greift erschütternde Erfahrungen auf, die lebenslang prägen:
• Hinausgestoßen und abgewiesen zu werden,
• des Hauses verwiesen zu werden oder verschlossenen Türen zu stehen,
• keine Antworten auf die Bitten, das Flehen, die ausgestreckten Arme zu erhalten.
• In kalte, verachtende Augen zu schauen, die keine Nähe, Wärme und Liebe zulassen und dulden.
So kann ich nicht leben. Und erst recht nicht lieben, wenn mein Selbstwertgefühl so erschüttert und mir signalisiert wird, nichts wert zu sein. So kann ich nicht Mensch werden und Mensch sein. Wir wissen was fehlende Liebe aus Kinder- und Erwachsenenseelen machen kann.
Aber wir können uns auch kaum noch vorstellen, wie es sich anfühlt, wenn der Hunger und die Angst vor dem Morgen, die Verzweiflung angesichts von Katastrophen und Kriegen, die wirtschaftliche Ausweglosigkeit Menschen einen Neustart fern der eigenen Heimat und Familie suchen lässt und sie dann nur Abweisung, Ablehnung und Misstrauen aus Verlustängsten begegnen. Sie werden so ihrer Würde als Menschen, als Geschöpfe, als Brüder und Schwestern beraubt – so wie all die, die ablehnen, ausgrenzen, ausweisen und hinausstoßen , argwöhnisch und misstrauisch sind, zeigen, wie sie ihre Menschlichkeit und Würde irgendwo im Leben verloren oder vergessen haben.
Was in Jesu Worten durchklingt sind die vielen Formen von Unbarmherzigkeit, die sich in Abweisung und Verstoßen ausdrücken. So soll es nicht sein, so soll auch kein neues Jahr daherkommen und so will er nicht sein, so ist er nicht. Im Gegenteil: er ist der
Mensch, wie Gott ihn gedacht, gewollt und in aller Freiheit und Verantwortung in diese Welt gestellt hat. Er ist Bild Gottes und des Menschen, Vor-Bild:
• Er nimmt auf, wer sich zu ihm aufmacht und zu ihm kommt – ohne Unterschiede. So wünsche mir unsere Gemeinde und auch die Gesellschaft: alle dürfen kommen, ohne sich erklären zu müssen und ohne Vorleistung, die erbracht werden muss.
• Er nimmt an und mir ab, was ich loswerden möchte und was mich belastet: Vorurteile, Verletzungen, Versagen und Schuld, Enttäuschungen und spricht mir zu, dass ich es wert bin, zu suchen und neu anzufangen.
• Er ist da, wenn ich ihn brauche. Er schenkt mir sein Ohr und sein Herz, wenn ich reden, teilen, weinen oder schweigen möchte.
• Er nimmt mich an der Hand, wenn ich den Weg aus den Augen verloren habe, wenn mir die Kraft ausgegangen ist, mich allein durchzuschlagen und durchzuboxen.
• Er nimmt mich, wie ich bin: jung oder alt; introvertiert oder aufgeschlossen, offen und furchtlos; fragt und beurteilt nicht zuerst, wie ich lebe und liebe, sondern sieht wie ich mich nach Leben und Liebe sehne und begegnet mir mit Leben und Liebe.
• Er hält die Wegstrecken aus, wo ich allein aufbreche und eigene Wege gehen und wartet auf mich, wenn ich zurückkomme.
• Er sieht die Menschen in ihrer bunten Vielfalt und Einzigartigkeit, jeden einzelnen ohne Unterschied sieht er liebevoll an.
• Und er traut jedem unendlich viel zu: den eigenen Weg zu finden, in Freiheit und Würde zu leben, den Mitmenschen wahrzunehmen, die Kostbarkeit des Lebens zu schmecken und sich nach der Ewigkeit zu sehnen.
• Er hat einen Platz für mich im Leben. Er braucht gerade mich und dich. All das klingt durch, wenn er, mein Menschenbruder und Gottessohn, sagt: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.
Gott schenke uns ein Jahr, durch das uns diese Erfahrung trägt: einer da, der mich sieht, hört, annimmt, begleitet, tröstet und braucht. Bei ihm bin ich willkommen und zu Hause. Gott schenke uns ein gesegnetes und behütetes Jahr.
Gebet:
Ein neues Jahr öffnet sich vor mir.
In seinem Beginn suche ich dich,
wunderbarer und heiliger Gott.
Licht du! Ewiger Glanz! Schaffende Kraft!
Ich danke dir für jeden deiner Tage.
Du schaffst Licht in der Finsternis,
Friede in den Traurigen,
Trost in den Schwermütigen,
Klarheit in den Verwirrten,
Leben in den Schwachen.
Schaffe Licht auch in mir.
Vor mir liegt ein Jahr.
Ich weiß nicht, ob ich erfüllen kann,
was es von mir fordert.
Aber gib du mir den Mut und den Willen,
es zu bestehen.
Geleite uns, segne uns.
Du, Gott, gibst den Morgen, meine Stunden, meine Jahre.
Du gibst mir viel Zeit.
Sie liegt hinter mir. Sie liegt vor mir.
Sie war mein. Sie wird mein sein.
Ich danke dir für jeden Schlag der Uhr.
Er ist ein Schritt auf deinem Weg mit mir.
Ich bitte dich nicht um mehr Zeit,
als du mir beschieden hast.
Ich bitte aber um Achtsamkeit für die Tage des Jahres und dass du mein Begleiter,
mein Licht
und mein Weg sein mögest.
Sei und bleibe bei mir mit dem Segen und Beistand - Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Amen
Einen Augenblick lang scheint es möglich, dass Wünsche und Hoffnungen in Erfüllung gehen, dass Glück und Gesundheit mir beschieden sind, ehe sich dann doch wieder die Sorgen und Befürchtungen dazugesellen:
• Wird mir gelingen, was ich anfange?
• Bleibe oder werde ich wieder gesund?
• Wir die Pandemie endlich ihren Schrecken und ihre Bedrohung verlieren?
• Wird es den Menschen, die mir wichtig sind auch gut gehen?
• Bleibt der Friede im Land und wächst der Friede in der Welt?
• Reicht, was ich habe, zum Leben und nicht nur zum Überleben?
• Treffe ich die richtigen Entscheidungen und begegne ich den richtigen Menschen?
• Gelingt es mir meine Zeit sinnvoll zu füllen und nicht nur totzuschlagen?
• Und: kann ich die Beziehungen heilen, die in den letzten Jahren Schaden genommen und mich einsam gemacht haben?
Die Hoffnungen und Ängste teilen alle Menschen, auch wenn das Glück an den verschiedenen Orten unserer Welt mit unterschiedlichem Maß gemessen wird. Sie scheinen uns alle nicht loszulassen – weder im alten noch im neuen Jahr. Und wenn ich die Jahreslosung aus dem Johannesevangelium, diesen Satz, der bedeutungsschwer so nebenbei nach Speisung der Fünftausend, den Begegnungen am See Tiberias am Tage und am Abend und dem Aufbruch der Menge auch nach Kapernaum fällt, dann geht es darum, dass ER mich bei meinem Suchen, Hoffen, Träumen, aber auch Sorgen und Ängstigen nicht loslässt: wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen (übersetzt Luther), den werde ich nicht abweisen (übersetzt die Einheitsübersetzung).
Jesus greift erschütternde Erfahrungen auf, die lebenslang prägen:
• Hinausgestoßen und abgewiesen zu werden,
• des Hauses verwiesen zu werden oder verschlossenen Türen zu stehen,
• keine Antworten auf die Bitten, das Flehen, die ausgestreckten Arme zu erhalten.
• In kalte, verachtende Augen zu schauen, die keine Nähe, Wärme und Liebe zulassen und dulden.
So kann ich nicht leben. Und erst recht nicht lieben, wenn mein Selbstwertgefühl so erschüttert und mir signalisiert wird, nichts wert zu sein. So kann ich nicht Mensch werden und Mensch sein. Wir wissen was fehlende Liebe aus Kinder- und Erwachsenenseelen machen kann.
Aber wir können uns auch kaum noch vorstellen, wie es sich anfühlt, wenn der Hunger und die Angst vor dem Morgen, die Verzweiflung angesichts von Katastrophen und Kriegen, die wirtschaftliche Ausweglosigkeit Menschen einen Neustart fern der eigenen Heimat und Familie suchen lässt und sie dann nur Abweisung, Ablehnung und Misstrauen aus Verlustängsten begegnen. Sie werden so ihrer Würde als Menschen, als Geschöpfe, als Brüder und Schwestern beraubt – so wie all die, die ablehnen, ausgrenzen, ausweisen und hinausstoßen , argwöhnisch und misstrauisch sind, zeigen, wie sie ihre Menschlichkeit und Würde irgendwo im Leben verloren oder vergessen haben.
Was in Jesu Worten durchklingt sind die vielen Formen von Unbarmherzigkeit, die sich in Abweisung und Verstoßen ausdrücken. So soll es nicht sein, so soll auch kein neues Jahr daherkommen und so will er nicht sein, so ist er nicht. Im Gegenteil: er ist der
Mensch, wie Gott ihn gedacht, gewollt und in aller Freiheit und Verantwortung in diese Welt gestellt hat. Er ist Bild Gottes und des Menschen, Vor-Bild:
• Er nimmt auf, wer sich zu ihm aufmacht und zu ihm kommt – ohne Unterschiede. So wünsche mir unsere Gemeinde und auch die Gesellschaft: alle dürfen kommen, ohne sich erklären zu müssen und ohne Vorleistung, die erbracht werden muss.
• Er nimmt an und mir ab, was ich loswerden möchte und was mich belastet: Vorurteile, Verletzungen, Versagen und Schuld, Enttäuschungen und spricht mir zu, dass ich es wert bin, zu suchen und neu anzufangen.
• Er ist da, wenn ich ihn brauche. Er schenkt mir sein Ohr und sein Herz, wenn ich reden, teilen, weinen oder schweigen möchte.
• Er nimmt mich an der Hand, wenn ich den Weg aus den Augen verloren habe, wenn mir die Kraft ausgegangen ist, mich allein durchzuschlagen und durchzuboxen.
• Er nimmt mich, wie ich bin: jung oder alt; introvertiert oder aufgeschlossen, offen und furchtlos; fragt und beurteilt nicht zuerst, wie ich lebe und liebe, sondern sieht wie ich mich nach Leben und Liebe sehne und begegnet mir mit Leben und Liebe.
• Er hält die Wegstrecken aus, wo ich allein aufbreche und eigene Wege gehen und wartet auf mich, wenn ich zurückkomme.
• Er sieht die Menschen in ihrer bunten Vielfalt und Einzigartigkeit, jeden einzelnen ohne Unterschied sieht er liebevoll an.
• Und er traut jedem unendlich viel zu: den eigenen Weg zu finden, in Freiheit und Würde zu leben, den Mitmenschen wahrzunehmen, die Kostbarkeit des Lebens zu schmecken und sich nach der Ewigkeit zu sehnen.
• Er hat einen Platz für mich im Leben. Er braucht gerade mich und dich. All das klingt durch, wenn er, mein Menschenbruder und Gottessohn, sagt: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.
Gott schenke uns ein Jahr, durch das uns diese Erfahrung trägt: einer da, der mich sieht, hört, annimmt, begleitet, tröstet und braucht. Bei ihm bin ich willkommen und zu Hause. Gott schenke uns ein gesegnetes und behütetes Jahr.
Gebet:
Ein neues Jahr öffnet sich vor mir.
In seinem Beginn suche ich dich,
wunderbarer und heiliger Gott.
Licht du! Ewiger Glanz! Schaffende Kraft!
Ich danke dir für jeden deiner Tage.
Du schaffst Licht in der Finsternis,
Friede in den Traurigen,
Trost in den Schwermütigen,
Klarheit in den Verwirrten,
Leben in den Schwachen.
Schaffe Licht auch in mir.
Vor mir liegt ein Jahr.
Ich weiß nicht, ob ich erfüllen kann,
was es von mir fordert.
Aber gib du mir den Mut und den Willen,
es zu bestehen.
Geleite uns, segne uns.
Du, Gott, gibst den Morgen, meine Stunden, meine Jahre.
Du gibst mir viel Zeit.
Sie liegt hinter mir. Sie liegt vor mir.
Sie war mein. Sie wird mein sein.
Ich danke dir für jeden Schlag der Uhr.
Er ist ein Schritt auf deinem Weg mit mir.
Ich bitte dich nicht um mehr Zeit,
als du mir beschieden hast.
Ich bitte aber um Achtsamkeit für die Tage des Jahres und dass du mein Begleiter,
mein Licht
und mein Weg sein mögest.
Sei und bleibe bei mir mit dem Segen und Beistand - Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Amen