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Ulrike Limbrecht,
Gemeindepädagogin in Grüneberg, Teschendorf und Liebenwalde

Wenn Gott den alltäglichen Lauf der Dinge durchbricht

04.09.2022 | 12. Sonntag nach Trinitatis | Gedanken zum Wochenende von Ulrike Limbrecht, Gemeindepädagogin in Grüneberg, Teschendorf und Liebenwalde

Das geknickte Rohr wird ER nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht nicht auslöschen. So steht es bei Jesaja. Dieser Bibelvers wird uns in der kommenden Woche begleiten.

Wenn ich an Schilf denke, fällt mir ein: Es säumt das Ufer eines Sees, es wiegt sich im Wind und es leuchtet in der Sonne. Einfach pure Idylle der Schöpfung! Auch wir Menschen erleben glückliche harmonische Zeiten. Im Schilf geht es aber auch anders zu: Es ist schutzlos Wind und Wetter ausgesetzt, Stürme schlagen Schneisen hinein, hier und da knickt ein Wanderer gedankenlos ein Rohr ab, manche hinterlassen ihren Müll am Ufer des Sees und Korbmacher werfen geknickte Rohre achtlos weg. Ein Rohr zerknickt, fällt ins Wasser und zerfällt. Wir können auch zerknicken und zerbrechen. Schweres macht uns zu schaffen, wir leiden und wissen nicht mehr ein noch aus.

Weiter geht es im Wochenspruch um den glimmenden Docht: Ein Raum leuchtet im schummrigen Kerzenlicht, wir zünden eine Kerze für jemanden an, wir genießen die Gemütlichkeit und wir fühlen uns geborgen. Aber die Kerze kann auch schnell von einer Windböe ausgeblasen werden, alles kann rund herum Feuer fangen, das Wachs schmilzt und der Docht ertrinkt darin.

Es gibt Zeiten, da verzweifeln wir und unsere innerlichen Kräfte versagen. Ein Rohr knickt ab und zerbricht, der Docht einer Kerze brennt ab und erlischt. Das ist der Lauf der Dinge. Der Wochenspruch ist aus dem Alltag genommen und macht damit deutlich, dass Gott eben diesen alltäglichen Lauf der Dinge durchbricht. Das geknickte Rohr wird ER eben nicht zerbrechen, und auch den glimmenden Docht nicht auslöschen. An diesen Worten können wir uns festhalten, wenn uns Verlorenheit und Dunkelheit bedroht. Viel mag zerbrechen und erlöschen im Leben, Gottes Liebe zu uns erlöscht und zerbricht nicht. Darauf will ich vertrauen.

Ulrike Limbrecht,
Gemeindepädagogin in Grüneberg, Teschendorf und Liebenwalde
erstellt von Stefan Determann am 02.09.2022, zuletzt bearbeitet am 14.01.2023
veröffentlicht unter: Andachten 2022