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Das Gedenken zum Umdenken machen
Foto: KK-OHL / Stefan Determann

Das Gedenken zum Umdenken machen

13.11.2022 | vorletzter Sonntag im Kirchenjahr (Volkstrauertag) | Gedanken zum Wochenende von Pfarrer i.R. Christoph Poldrack aus Leegebruch |

In unserer Region ist der “Volkstrauertag” immer noch etwas fremd. Trauern wir wirklich alle um die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft, wie es offiziell heißt? Ich habe eher den Eindruck, dass es sich um einen Pflichttermin für Politiker und Traditionsverbände handelt, wenn Kränze niedergelegt oder an Soldatengräbern mit militärischem Zeremoniell gedenkend das Haupt gesenkt wird.

Mich stört bei diesen Trauer- und Gedenkakten, dass Reservisten oder aktive Soldaten mit präsentiertem Gewehr stramm stehen. Werden die Opfer nicht geradezu verhöhnt, wenn sie, die angeblich auf dem Feld der Ehre fielen und durch Krieg und militärische Gewalt ihr Leben lassen mussten, nun mit aufgepflanztem Bajonett geehrt werden sollen? Sollten die Soldaten nicht in einer menschlicheren Weise Trauer zeigen, statt so zu tun, als ginge selbst das nicht ohne militärische Rituale?

Wir alle dürfen die vielen Opfer nie vergessen, die in den Kriegen grausam ums Leben kamen, die verhungerten oder lebenslang verstümmelt wurden. Sie verdienen unser ehrendes Gedenken. Aber auch und ganz besonders unser Umdenken. Denn diese Trauer ist nur glaubwürdig, wenn wir alles tun, um gegenwärtige Kriege zu beenden und künftige zu verhindern.

Damit es nie wieder solche Opfer gibt, ist neues Suchen nach friedlichen Lösungen erforderlich. Anfangen können wir damit, indem wir der Toten ohne militaristische Rituale gedenken.



erstellt von Stefan Determann am 12.11.2022, zuletzt bearbeitet am 14.01.2023
veröffentlicht unter: Andachten 2022

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