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Karfreitag
Andacht von Beate Wolf, Pfarrerin in Menz
Misstrauisch hört die Mutter ihrem Sohn zu. „Alles toll, alles prima!“ Was verschweigt der schon wieder?
Misstrauisch hören die Trauergäste dem Nachruf für den Verstorbenen zu. „Er war immer freundlich!“ Das ist doch bloß die Hälfte der Wahrheit.
Misstrauisch hören die Bürger die Nachrichten über den BER. „Wir haben alles im Griff, der Eröffnungstermin steht fest!“. Schönfärberei, das glaubt doch niemand mehr.
Wer das Versagen und die Probleme verschweigt, dem glaubt man auch das Gewinnen und die Lösung nicht.
Aber wer traut sich schon von seinem eigenen Fehlern zu erzählen? Wer traut sich, Schwäche einzugestehen?
Dabei sind sie die Glaubwürdigsten: Der Sozialarbeiter, der früher selber auf der Straße lebte, kann ganz anders mit seinen Klienten reden. Der hat weniger Mitleid, dafür mehr Mitgefühl. Das ist ein himmelweiter Unterschied.
Die pummelige Ärztin kann mit der Diabetikerin viel humorvoller über gescheiterte Diäten reden. Die Patientin wird ihr vertrauen, wo sie vorher nur verschlossen war.
Wer aus den eigenen Fehlern gelernt hat, ist klüger als die, die nie Fehler gemacht haben.
Deswegen bewundere ich die Bibel für die vielen Geschichten, in denen Menschen nicht als strahlende Helden dastehen. Das wird ihr oft vorgeworfen. Die Bibel sei voller Wiedersprüche. Hm, stimmt!
Genau wie das Leben! Ich finde es stark, dass man diese Geschichten im Laufe der Jahrhunderte nicht wegretuschiert hat.
Karfreitag und Ostern ist so ein Geschichten-Zyklus, wo es um bitteren Verrat, Feigheit und Lüge geht. Wo der gefeierte Jesus zum Verbrecher erklärt wird und wo kein Gott gerade noch rechtzeitig eingreift.
Im wahren Leben passieren nun mal Katastrophen und es gibt immer den Morgen danach.
Wie geht es weiter, wenn du schuldig geworden bist? Wenn du dich nicht mehr unter die Leute traust? Wie geht es weiter nach der Scheidung, nach dem Verlust, nach dem Rausschmiss?
Ostern ist die Geschichte von dem, was danach kam.
Von Jüngern, die sich erst schämten und dann wieder aufrichteten. Von Versagern, die sich nicht hängen ließen. Von verängstigten Frauen, die endlich den Mund aufmachten. Von einem, der tot war und dann wieder lebte.
Ostern ist die Geschichte, die Karfreitag nicht verschweigt – und deswegen für mich so glaubwürdig ist.
Ihre Beate Wolf, Pfarrerin in Menz
Misstrauisch hören die Trauergäste dem Nachruf für den Verstorbenen zu. „Er war immer freundlich!“ Das ist doch bloß die Hälfte der Wahrheit.
Misstrauisch hören die Bürger die Nachrichten über den BER. „Wir haben alles im Griff, der Eröffnungstermin steht fest!“. Schönfärberei, das glaubt doch niemand mehr.
Wer das Versagen und die Probleme verschweigt, dem glaubt man auch das Gewinnen und die Lösung nicht.
Aber wer traut sich schon von seinem eigenen Fehlern zu erzählen? Wer traut sich, Schwäche einzugestehen?
Dabei sind sie die Glaubwürdigsten: Der Sozialarbeiter, der früher selber auf der Straße lebte, kann ganz anders mit seinen Klienten reden. Der hat weniger Mitleid, dafür mehr Mitgefühl. Das ist ein himmelweiter Unterschied.
Die pummelige Ärztin kann mit der Diabetikerin viel humorvoller über gescheiterte Diäten reden. Die Patientin wird ihr vertrauen, wo sie vorher nur verschlossen war.
Wer aus den eigenen Fehlern gelernt hat, ist klüger als die, die nie Fehler gemacht haben.
Deswegen bewundere ich die Bibel für die vielen Geschichten, in denen Menschen nicht als strahlende Helden dastehen. Das wird ihr oft vorgeworfen. Die Bibel sei voller Wiedersprüche. Hm, stimmt!
Genau wie das Leben! Ich finde es stark, dass man diese Geschichten im Laufe der Jahrhunderte nicht wegretuschiert hat.
Karfreitag und Ostern ist so ein Geschichten-Zyklus, wo es um bitteren Verrat, Feigheit und Lüge geht. Wo der gefeierte Jesus zum Verbrecher erklärt wird und wo kein Gott gerade noch rechtzeitig eingreift.
Im wahren Leben passieren nun mal Katastrophen und es gibt immer den Morgen danach.
Wie geht es weiter, wenn du schuldig geworden bist? Wenn du dich nicht mehr unter die Leute traust? Wie geht es weiter nach der Scheidung, nach dem Verlust, nach dem Rausschmiss?
Ostern ist die Geschichte von dem, was danach kam.
Von Jüngern, die sich erst schämten und dann wieder aufrichteten. Von Versagern, die sich nicht hängen ließen. Von verängstigten Frauen, die endlich den Mund aufmachten. Von einem, der tot war und dann wieder lebte.
Ostern ist die Geschichte, die Karfreitag nicht verschweigt – und deswegen für mich so glaubwürdig ist.
Ihre Beate Wolf, Pfarrerin in Menz