
Foto: pivat
Bildrechte: privat
Ein anderer sein
Andacht von Tobias Ziemann, ordinierter Gemeindepädagoge in Gutengermendorf
„Und was machen Sie beruflich?“ Im Urlaub kommt man ja so ins Gespräch. Meine Frau ist Internistin im Krankenhaus, ich bin Pfarrer. Da kann es passieren, dass man die eine oder andere Geschichte hört im Urlaub und die Arbeit plötzlich wieder im Mittelpunkt steht. Obwohl man von der Arbeit ja eigentlich verreist ist. Schnell geht es für meine Frau beim Abendessen um die Magenbeschwerden, die der andere Urlaubsgast schon so lange hat. Oder um diese komischen Schmerzen da im Bein. Und ich muss am Strand nach der obligatorischen Frage – evangelisch oder katholisch? – mit einem freundlichen Hinweis auf Frau und Kinder erklären, dass der Papst von der andern Fraktion stammt und dass wir Christen in Brandenburg eher eine kleine Randgruppe sind, keine dominante Staatskirche.
Was könnten wir denn so alternativ beruflich machen, haben wir uns neulich mal gefragt. Man könnte ja für zwei Wochen im Urlaub jemand ganz anderes sein und eine Phantasiegeschichte erzählen. Einfach mal ausprobieren, wie das ist: ein anderer sein und so richtig schön spinnen.
„Steuerfander“ sagt meine Frau und guckt mich fröhlich an. Da werden manche vielleicht ganz still. Oder Bestatter. Oder wir tauschen unsere Rollen, denn wir wissen ja ziemlich viel über den Beruf des anderen. Dann wäre ich der Arzt und sie die Pastorin. Auch nicht schlecht.
Die Idee ist lustig. Gemeinsam mit der Heimat auch die angestammten Rollen zu verlassen und jemand ganz anderes zu sein, wenigstens für zwei Wochen. Dann wird der Krankenpfleger zum Gitarristen in einer Band, um nicht über das Gesundheitssystem zu reden. Oder der Fleischer macht sich zum Sachbearbeiter, um im Urlaub nicht mit Vegetariern oder gar mit Veganern streiten zu müssen.
Klar kenne ist Pastoren, die auch im Urlaub predigen und missionieren müssen. Jesus hat sich ja auch nicht einfach mal als Zimmermann ausgegeben. Und ein Christ ist immer Dienst, auch im Urlaub, sagen einige. Aber Pfarrer sind eben nicht immer im Dienst. Die könnten auch mal was Neues ausprobieren.
Machen sie natürlich nicht, keine Angst, bevor Sie jetzt den Stift zum Leserbrief zücken oder empört die Kirche verlassen wollen. Natürlich machen wir das nicht. Meine Frau und ich stehen fröhlich auch im Urlaub für medizinische Beratungsgespräche und Seelsorge zur Verfügung. Und ich erkläre gerne das Leben als Christ in Brandenburg, und verteidige die Kirchenmitgliedschaft, das Kirchensteuersystem und die Kindertaufe auch am Mittelmeer. Jawohl!
Aber Spaß muss auch mal sein. Dafür hat man doch den Urlaub. Und was machen Sie beruflich?
Ihr Tobias Ziemann, ordinierter Gemeindepädagoge in Gutengermendorf
Was könnten wir denn so alternativ beruflich machen, haben wir uns neulich mal gefragt. Man könnte ja für zwei Wochen im Urlaub jemand ganz anderes sein und eine Phantasiegeschichte erzählen. Einfach mal ausprobieren, wie das ist: ein anderer sein und so richtig schön spinnen.
„Steuerfander“ sagt meine Frau und guckt mich fröhlich an. Da werden manche vielleicht ganz still. Oder Bestatter. Oder wir tauschen unsere Rollen, denn wir wissen ja ziemlich viel über den Beruf des anderen. Dann wäre ich der Arzt und sie die Pastorin. Auch nicht schlecht.
Die Idee ist lustig. Gemeinsam mit der Heimat auch die angestammten Rollen zu verlassen und jemand ganz anderes zu sein, wenigstens für zwei Wochen. Dann wird der Krankenpfleger zum Gitarristen in einer Band, um nicht über das Gesundheitssystem zu reden. Oder der Fleischer macht sich zum Sachbearbeiter, um im Urlaub nicht mit Vegetariern oder gar mit Veganern streiten zu müssen.
Klar kenne ist Pastoren, die auch im Urlaub predigen und missionieren müssen. Jesus hat sich ja auch nicht einfach mal als Zimmermann ausgegeben. Und ein Christ ist immer Dienst, auch im Urlaub, sagen einige. Aber Pfarrer sind eben nicht immer im Dienst. Die könnten auch mal was Neues ausprobieren.
Machen sie natürlich nicht, keine Angst, bevor Sie jetzt den Stift zum Leserbrief zücken oder empört die Kirche verlassen wollen. Natürlich machen wir das nicht. Meine Frau und ich stehen fröhlich auch im Urlaub für medizinische Beratungsgespräche und Seelsorge zur Verfügung. Und ich erkläre gerne das Leben als Christ in Brandenburg, und verteidige die Kirchenmitgliedschaft, das Kirchensteuersystem und die Kindertaufe auch am Mittelmeer. Jawohl!
Aber Spaß muss auch mal sein. Dafür hat man doch den Urlaub. Und was machen Sie beruflich?
Ihr Tobias Ziemann, ordinierter Gemeindepädagoge in Gutengermendorf