Schäm dich nicht
Andacht von Nele Poldrack, Pfarrerin in Leegebruch
Ich sitze in der S- Bahn. Ich werde Zeugin eines Ehekrachs, erfahre, was es in einem 5 Personen-Haushalt heute Abend zu essen gibt, und dass Heinz nun doch Prostatakrebs hat. Über alles, selbst über Sex, wird heute öffentlich geredet, per Handy oder live. Im Fernsehen breiten Leute ihre Beziehungskisten aus, und die Scheinwerfer leuchten noch ins Klo. Gibt es Themen, bei denen man sich schämt – und sie lieber für sich behält?
Ich habe den Eindruck, dass es für viele Christen der eigene Glaube ist. „Ja, ich glaube schon an Gott – aber das muss ja nicht jeder wissen“, sagt mir eine Patientin im Krankenhaus bei meinem Besuch. Natürlich hat sie recht – Religion ist Privatsache und man will sich anderen nicht aufdrängen – und doch frage ich mich manchmal, was das eigentliche Problem ist. Vielleicht dass „Glaube“, Vertrauen zu Gott, nie fertig ist? Dass ich immer am Zweifeln und Suchen bin? Dass ich Glauben nie wirklich „haben“ kann? Grade deshalb kann es wichtig sein, darüber zu sprechen, miteinander zu ringen und zu suchen, in aller Offenheit. Erst im Gespräch wird Glaube wirklich lebendig. Egal ob Christ, Muslim oder Atheist, niemand lebt ohne Hoffnung, oder wenigstens ohne die Suche nach Hoffnung. Manche sehnen sich regelrecht danach zu erfahren, was andere trägt und stärkt. Paulus, der Missionar, schreibt seinem Mitarbeiter Timotheus: „Schäme dich nicht der guten Nachricht von Jesus Christus.“ Nein, wir müssen uns nicht schämen. Im Gegenteil. Wir können miteinander überlegen, was sich hinter der Chiffre „Jesus Christus“ verbirgt. Der Eine sagt: Er bringt uns Gott nahe. Die Andere: Er hat den Tod überwunden. Eine: Er ruft uns in seine Nachfolge. Ein Anderer: Er holt Ausgestoßene in die Gemeinschaft zurück. Wie lautet Ihre Antwort? Aus der entstehen wieder neue Fragen: Was ist ewiges Leben? Was heißt: Tod überwinden? – und so immer weiter. Glaube wird reich und kräftig im Austausch – wenn wir uns nicht schämen, darüber zu reden. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich meine nicht, dass wir unseren Glauben laut tönend vor uns her tragen sollen. Das nervt nur. Aber ich finde, dass wir offener miteinander sein könnten, persönlicher. Was hilft dir, was hilft mir, den Mut zu behalten und immer wieder Hoffnung zu haben? Schäm dich nicht zu sagen was dich trägt – es wird reich gesegnet sein! Es kann uns stark machen gegen Schwarzmalerei und Weltuntergangsstimmung.
Ich wünsche Ihnen ein Mut machendes Wochenende –
Nele Poldrack
Ich habe den Eindruck, dass es für viele Christen der eigene Glaube ist. „Ja, ich glaube schon an Gott – aber das muss ja nicht jeder wissen“, sagt mir eine Patientin im Krankenhaus bei meinem Besuch. Natürlich hat sie recht – Religion ist Privatsache und man will sich anderen nicht aufdrängen – und doch frage ich mich manchmal, was das eigentliche Problem ist. Vielleicht dass „Glaube“, Vertrauen zu Gott, nie fertig ist? Dass ich immer am Zweifeln und Suchen bin? Dass ich Glauben nie wirklich „haben“ kann? Grade deshalb kann es wichtig sein, darüber zu sprechen, miteinander zu ringen und zu suchen, in aller Offenheit. Erst im Gespräch wird Glaube wirklich lebendig. Egal ob Christ, Muslim oder Atheist, niemand lebt ohne Hoffnung, oder wenigstens ohne die Suche nach Hoffnung. Manche sehnen sich regelrecht danach zu erfahren, was andere trägt und stärkt. Paulus, der Missionar, schreibt seinem Mitarbeiter Timotheus: „Schäme dich nicht der guten Nachricht von Jesus Christus.“ Nein, wir müssen uns nicht schämen. Im Gegenteil. Wir können miteinander überlegen, was sich hinter der Chiffre „Jesus Christus“ verbirgt. Der Eine sagt: Er bringt uns Gott nahe. Die Andere: Er hat den Tod überwunden. Eine: Er ruft uns in seine Nachfolge. Ein Anderer: Er holt Ausgestoßene in die Gemeinschaft zurück. Wie lautet Ihre Antwort? Aus der entstehen wieder neue Fragen: Was ist ewiges Leben? Was heißt: Tod überwinden? – und so immer weiter. Glaube wird reich und kräftig im Austausch – wenn wir uns nicht schämen, darüber zu reden. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich meine nicht, dass wir unseren Glauben laut tönend vor uns her tragen sollen. Das nervt nur. Aber ich finde, dass wir offener miteinander sein könnten, persönlicher. Was hilft dir, was hilft mir, den Mut zu behalten und immer wieder Hoffnung zu haben? Schäm dich nicht zu sagen was dich trägt – es wird reich gesegnet sein! Es kann uns stark machen gegen Schwarzmalerei und Weltuntergangsstimmung.
Ich wünsche Ihnen ein Mut machendes Wochenende –
Nele Poldrack