Gott mag Abwechslung
Andacht von Pfarrerin Michaela Jecht aus Liebenwalde
Gott mag Abwechslung. Davon bin ich überzeugt. Ich auch. Wenn ich essen gehe, blättere ich durch die Speisekarte. „Wissen Sie schon, was Sie trinken wollen?“, höre ich am Nebentisch. Wer die Wahl hat, hat die Qual. Er gehört zu den Daheimgebliebenen. Sie halten alles am Laufen, wenn andere sich entspannen und Urlaub machen. Das Paar nebenan blättert durch die Speisekarte. Fleisch und Fisch. „Bitte beachten Sie auch unser Tagesangebot.“ Das Paar dreht den Kopf zur Seite. Die Daheimgebliebenen zeigen ihr Können. Wählen die Zutaten aus. Schmecken ab. Sie machen Lust auf Neues. Auch an die Vegetarier und Veganer wird gedacht. Und „Für die Kleinsten“ gibt es Schnitzel mit Pommes oder Milchreis. Als Vorspeise habe ich die Wahl zwischen Suppe und Salat. Da hat sich einer Gedanken gemacht. Für jeden ist etwas dabei. Ich will am liebsten alles probieren, muss mich aber entscheiden. Leibgericht oder etwas Neues. „Eine lernende Zunge, ein lernendes Herz für den Geschmack Gottes in der Welt.“ Mal serviert mir Gott Schokoladenpudding. Ein anderes Mal den bitteren Chicoree. „Ich will das, was sie hat“, zeigt der Mann auf meinen Teller. Die Bedienung notiert die Nummern. Am Herd entstehen dann Gerichte, mit denen mehr verbunden wird als satt zu werden. Ein Gefühl von Heimat. Der Geschmack der Kindertage. Die Gerichte werden zu Leibgerichten. Unsere Zeit lebt von Vielfalt. Reichtum an Abwechslung. Beständiger Veränderung. So gestaltet sich das Leben. Sie können Nudeln und Tomatensauce nehmen. Das, was Sie schon kennen. Das, was Ihnen schmeckt. Und sonst? Probieren Sie etwas Neues. Ihr Leibgericht ist aus? Nehmen sie doch mal Käse mit Früchtebrot und Senfeis. Das ist anders. Schmeckt aber auch. Es gibt vieles auf der Speisekarte meines Glaubens: Bekanntes und Exotisches. Das Standardmenü sonntags um zehn, aber auch frei beten und im Namen Gottes Alufolie sammeln.
Pfarrerin Michaela Jecht aus Liebenwalde
Pfarrerin Michaela Jecht aus Liebenwalde