Was wir säen, ernten wir
Andacht von Rob Bauer, Kirchenmusiker in Gransee
Wenn Kinder heranwachsen, bestärken wir sie in ihrem Stolz, etwas selbst geschafft zu haben: Ein selbstgemaltes Bild, etwas Gebasteltes, ein nach Rezept gebackener Kuchen. Bei uns Großen kommt hoffentlich nach und nach etwas anderes dazu: Die Dankbarkeit. Erst einmal ist sie unbequem – wir sind viel lieber stolz als dankbar. Wenn wir Gott danken für das, was wir erreicht und geerntet haben, gestehen wir uns ein, dass wir trotz aller Mühe keinen Anspruch auf Erfolg haben. Es liegt in Gottes Hand, und gelegentlich bekommen wir das deutlich zu spüren. (Auch dafür ist es gut, dankbar zu sein.) Darum feiern wir Erntedank und nicht Erntestolz, und darum ist es eine Überlegung wert, das Wort „stolz“ in allen Zusammenhängen durch „dankbar“ zu ersetzen. Und wir ernten dennoch, was wir gesät haben, ob wir das wollen oder nicht: Wir säen Treibhausgase und ernten Trockenheit und Ernteausfälle. Unser Land sät Rüstungsexporte und erntet Kriegsflüchtlinge. Stolz sollten wir nicht sein. Aber dankbar.
Rob Bauer, Kirchenmusiker in Gransee
Rob Bauer, Kirchenmusiker in Gransee