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Immer wieder das Kreuz
Andacht zum Karfreitag von Pfarrer Gernot Fleischer, Pfarrsprengel Lychen und Bredereiche
Wenn in diesen Frühlingstagen die Sonne auf den Berliner Fernsehturm am Alexanderplatz scheint, dann ist es wieder deutlich zu erkennen: das Kreuz. Durch Spiegelungen auf der Außenhaut des ehemals sozialistischen Wahrzeichnes wird es sichtbar. „Die Rache des Papstes“ oder „das Kreuz von Sankt Walter“ spottete damals der Westen in Richtung Osten, der für Kirche nicht viel übrig hatte. Die politischen Trennungen sind Geschichte, doch auch heute ist die Frage erlaubt, ob wir das Kreuz gerne ansehen und ob wir noch fragen, was es uns sagt.
Ob unter dem Fernsehturm oder anderswo freuen wir uns lieber schon am warmen Wetter und an blühenden Blumen. In Geschäften und Gärten hängen schon bunte Plastikostereier. Vorfreude auf Ostern! Kann ich verstehen, spüre ich auch. Und doch steht da vor dem Ostertag das Kreuz: kalter, dunkler Karfreitag. Und das Kreuz sagt uns: Halt! Halte inne! Denn es ist nicht einfach alles gut! Unter dem Fernsehturm nicht und anderswo auch nicht. Da sitzen Abgehängte und Ausgestoßene. Unter Brücken mit der Pulle am Hals oder der Nadel im Arm. Nicht alle haben dieses Schicksal selbst gewählt. Und wenn schon. Jetzt sitzen sie da. So. Und auch du, ja, du, läufst über Straßen und Plätze ungesehen und selber blind an anderen vorbei oder ziehst durch dein einsames Dorf, mit Sorgen und Schmerzen deines Lebens im Gepäck. Die ganze Schöpfung ächzt und stöhnt doch, jeder Mensch, jedes Tier auf eigene Weise. Und wir sehen einander nicht an in unserer Not. Sehen im Anderen nicht den Mitmenschen, das Mitgeschöpf, sehen nicht mehr das Angesicht Gottes im Gegenüber. Im Kleinen, im Dorf, sogar in der Nachbarschaft nicht und im großen Weltgeschehen erst recht nicht. Beklagen wir das nicht selbst? Dabei war da einer, der hat es anders versucht. Doch den haben sie ans Kreuz geschlagen. Damals. Und wir tun es heute immer wieder. In jedem, den wir mißachten, schlagen wir ihn ans Kreuz.
„Happy easter, happy spring, happy, happy everything!“ Eine solche Grußpostkarte habe ich einmal aus Amerika bekommen. Alles ist happy, alles ist gut. Vielleicht ist das typisch amerikanische Mentalität. Aber so ist es nicht. Es ist nicht alles gut. Nicht, solange wir den Blick aufs Kreuz nicht ernstnehmen.
von Pfarrer Gernot Fleischer,
Pfarrsprengel Lychen und Bredereiche
Ob unter dem Fernsehturm oder anderswo freuen wir uns lieber schon am warmen Wetter und an blühenden Blumen. In Geschäften und Gärten hängen schon bunte Plastikostereier. Vorfreude auf Ostern! Kann ich verstehen, spüre ich auch. Und doch steht da vor dem Ostertag das Kreuz: kalter, dunkler Karfreitag. Und das Kreuz sagt uns: Halt! Halte inne! Denn es ist nicht einfach alles gut! Unter dem Fernsehturm nicht und anderswo auch nicht. Da sitzen Abgehängte und Ausgestoßene. Unter Brücken mit der Pulle am Hals oder der Nadel im Arm. Nicht alle haben dieses Schicksal selbst gewählt. Und wenn schon. Jetzt sitzen sie da. So. Und auch du, ja, du, läufst über Straßen und Plätze ungesehen und selber blind an anderen vorbei oder ziehst durch dein einsames Dorf, mit Sorgen und Schmerzen deines Lebens im Gepäck. Die ganze Schöpfung ächzt und stöhnt doch, jeder Mensch, jedes Tier auf eigene Weise. Und wir sehen einander nicht an in unserer Not. Sehen im Anderen nicht den Mitmenschen, das Mitgeschöpf, sehen nicht mehr das Angesicht Gottes im Gegenüber. Im Kleinen, im Dorf, sogar in der Nachbarschaft nicht und im großen Weltgeschehen erst recht nicht. Beklagen wir das nicht selbst? Dabei war da einer, der hat es anders versucht. Doch den haben sie ans Kreuz geschlagen. Damals. Und wir tun es heute immer wieder. In jedem, den wir mißachten, schlagen wir ihn ans Kreuz.
„Happy easter, happy spring, happy, happy everything!“ Eine solche Grußpostkarte habe ich einmal aus Amerika bekommen. Alles ist happy, alles ist gut. Vielleicht ist das typisch amerikanische Mentalität. Aber so ist es nicht. Es ist nicht alles gut. Nicht, solange wir den Blick aufs Kreuz nicht ernstnehmen.
von Pfarrer Gernot Fleischer,
Pfarrsprengel Lychen und Bredereiche