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Pfarrer verabschiedet sich aus Mildenberg
Ein Artikel aus der Gransee-Zeitung von Martin Risken
Mildenberg (MOZ) Es gab immer nur das Gefühl: Hier bis du richtig", kam für Pfarrer Günther Schobert in den 39 Jahren, in denen er Seelsorger in Mildenberg war, nie darüber nachzudenken, anderswo als Pfarrer tätig zu werden. Doch irgendwann geht auch ein erfülltes Arbeitsleben zu Ende. Am 31. Juli ist es soweit: Mit 65 Jahren und sieben Monaten geht Schobert in den Ruhestand. Aber nicht, ohne sich vorher gebührend von seinen Gemeindegliedern zu verabschieden, die ihren Pfarrer ins Herz geschlossen haben. Am Sonnabend, 27. Juli, findet ab 14 Uhr der Verabschiedungs-Gottesdienst in der Mildenberger Kirche statt.
In den 39 Jahren hat sich vieles verändert, aber nicht alles zum Guten. Was am 1. August 1980 mit Mildenberg, Badingen, Ribbeck und Zabelsdorf begann, würde durch verschiedene Strukturreformen immer mehr. Heute betreut Schobert sechs Gemeinden mit 18 Dörfern. Vier Gottesdienste an Heiligabend: Für den Pfarrer nichts Besonderes, auch wenn’s anstrengend war. Wäre da nicht die überbordende Bürokratie: Für Schobert wäre die Tätigkeit als Pfarrer noch immer der schönste Beruf der Welt.
Schon jetzt ist klar, wenn er in Rente geht, wechseln Seilershof und Altlüdersdorf zum Pfarrsprengel Gransee. Und auch das Mildenberger Pfarramt wird aufgegeben und das in Tornow wiederbelebt. "Es gibt finanzgetriebene Zwänge, die nicht unbedingt zukunftsweisend sein müssen", kritisiert er die eine oder andere Entscheidung, die in der Vergangenheit auf Ebene des Kirchenkreises Oberes Havelland getroffen werden musste.
Wie fast überall schrumpft die Bevölkerung. Als er 1980 die Pfarrstelle in Mildenberg antrat, lebten hier noch rund eintausend Menschen. Jetzt sind es weniger als siebenhundert. Klar, dass auch die Kirchengemeinden schrumpfen und mit ihnen die Einnahmen für die Kirchen. Und dann gebe es da noch das Desinteresse an kirchlichen Veranstaltungen. Maximal zehn Prozent der Gemeindeglieder besuchten noch einen Gottesdienst. Somit fehlten auch die Einnahmen aus den Kollekten. Themen, mit denen sich Schobert am 1. August nicht mehr beschäftigen muss. Dann verlässt er Mildenberg und bezieht eine Wohnung in Babelsberg. Eine neue Bleibe, ebenerdig, seniorengerecht und was für ihn noch viel wichtiger ist: Alle wichtige Einrichtungen lassen sich zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen. "Ich möchte nicht halb blind und halb taub noch mit 90 Jahren mit dem Auto fahren müssen", begründet er seine Entscheidung für das Angebot aus Babelsberg. Der Kirche bleibt er natürlich gewogen.
Zu sehr hatte er dafür gekämpft, in der DDR Theologie studieren zu dürfen. Was aus einem Acht-Klassen-Schüler alles werden kann: Weil er sich der FDJ verweigerte, durfte er nicht die erweiterte Oberschule besuchen. Ab der neunten Klassen entschied er sich fürs sogenannte Pro-Seminar in einer kirchlichen Einrichtung, machte 1972 sein Abitur. Danach studierte er Theologie: Zuerst in Berlin, dann in Leipzig und in Naumburg. Mit bestandenem zweiten Examen hatte er 1980 die Befähigung für den Pfarrdienst erworben, in einer Zeit, in der Gemeindepfarrer dringend gesucht wurden. Schoberts Wahl fiel auf Mildenberg. Die Kirchenleitung war jedoch der Meinung, dass die Stelle dort zu gut sei für einen Anfänger: eine Dienstwohnung mit Zentralheizung. Zuviel Luxus. Schobert kam trotzdem nach Mildenberg und blieb. Bereut hat er das nie.
Die Welt zu bereisen, war dem gebürtigen Sachsen Günther Schobert praktisch in die Wiege gelegt. Die Großmutter mütterlicherseits wurde in Chicago geboren. Die Vorfahren väterlicherseits stammten aus dem Rheinland. Seit 1968 lebt er in Brandenburg.
Seine Liebe zu Neuseeland war groß, 16 oder 17 Mal verbrachte er dort, am anderen Ende der Welt, seinen Jahresurlaub.
Auszuwandern kam für ihn aber nicht in Frage. Schon der Sprache wegen. Zwar spreche er Englisch, aber mit allen sprachlichen Feinheiten sei er eben nicht vertraut. Und das eine oder andere Bibelwort könnte bei der Übersetzung schnell missverstanden werden.
Schon früh nutze er die Reisemöglichkeiten, die sich den DDR-Bürgern boten: Campingurlaub in der Tschechoslowakei, in Polen und Ungarn, wo man Westflair schnuppern konnte.
Die DDR zu verlassen, das kam für Günther Schobert niemals in Frage. "Ich war nie ein Revolutionär", sagt er über sich selbst.
In den 39 Jahren hat sich vieles verändert, aber nicht alles zum Guten. Was am 1. August 1980 mit Mildenberg, Badingen, Ribbeck und Zabelsdorf begann, würde durch verschiedene Strukturreformen immer mehr. Heute betreut Schobert sechs Gemeinden mit 18 Dörfern. Vier Gottesdienste an Heiligabend: Für den Pfarrer nichts Besonderes, auch wenn’s anstrengend war. Wäre da nicht die überbordende Bürokratie: Für Schobert wäre die Tätigkeit als Pfarrer noch immer der schönste Beruf der Welt.
Schon jetzt ist klar, wenn er in Rente geht, wechseln Seilershof und Altlüdersdorf zum Pfarrsprengel Gransee. Und auch das Mildenberger Pfarramt wird aufgegeben und das in Tornow wiederbelebt. "Es gibt finanzgetriebene Zwänge, die nicht unbedingt zukunftsweisend sein müssen", kritisiert er die eine oder andere Entscheidung, die in der Vergangenheit auf Ebene des Kirchenkreises Oberes Havelland getroffen werden musste.
Wie fast überall schrumpft die Bevölkerung. Als er 1980 die Pfarrstelle in Mildenberg antrat, lebten hier noch rund eintausend Menschen. Jetzt sind es weniger als siebenhundert. Klar, dass auch die Kirchengemeinden schrumpfen und mit ihnen die Einnahmen für die Kirchen. Und dann gebe es da noch das Desinteresse an kirchlichen Veranstaltungen. Maximal zehn Prozent der Gemeindeglieder besuchten noch einen Gottesdienst. Somit fehlten auch die Einnahmen aus den Kollekten. Themen, mit denen sich Schobert am 1. August nicht mehr beschäftigen muss. Dann verlässt er Mildenberg und bezieht eine Wohnung in Babelsberg. Eine neue Bleibe, ebenerdig, seniorengerecht und was für ihn noch viel wichtiger ist: Alle wichtige Einrichtungen lassen sich zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen. "Ich möchte nicht halb blind und halb taub noch mit 90 Jahren mit dem Auto fahren müssen", begründet er seine Entscheidung für das Angebot aus Babelsberg. Der Kirche bleibt er natürlich gewogen.
Zu sehr hatte er dafür gekämpft, in der DDR Theologie studieren zu dürfen. Was aus einem Acht-Klassen-Schüler alles werden kann: Weil er sich der FDJ verweigerte, durfte er nicht die erweiterte Oberschule besuchen. Ab der neunten Klassen entschied er sich fürs sogenannte Pro-Seminar in einer kirchlichen Einrichtung, machte 1972 sein Abitur. Danach studierte er Theologie: Zuerst in Berlin, dann in Leipzig und in Naumburg. Mit bestandenem zweiten Examen hatte er 1980 die Befähigung für den Pfarrdienst erworben, in einer Zeit, in der Gemeindepfarrer dringend gesucht wurden. Schoberts Wahl fiel auf Mildenberg. Die Kirchenleitung war jedoch der Meinung, dass die Stelle dort zu gut sei für einen Anfänger: eine Dienstwohnung mit Zentralheizung. Zuviel Luxus. Schobert kam trotzdem nach Mildenberg und blieb. Bereut hat er das nie.
Die Welt zu bereisen, war dem gebürtigen Sachsen Günther Schobert praktisch in die Wiege gelegt. Die Großmutter mütterlicherseits wurde in Chicago geboren. Die Vorfahren väterlicherseits stammten aus dem Rheinland. Seit 1968 lebt er in Brandenburg.
Seine Liebe zu Neuseeland war groß, 16 oder 17 Mal verbrachte er dort, am anderen Ende der Welt, seinen Jahresurlaub.
Auszuwandern kam für ihn aber nicht in Frage. Schon der Sprache wegen. Zwar spreche er Englisch, aber mit allen sprachlichen Feinheiten sei er eben nicht vertraut. Und das eine oder andere Bibelwort könnte bei der Übersetzung schnell missverstanden werden.
Schon früh nutze er die Reisemöglichkeiten, die sich den DDR-Bürgern boten: Campingurlaub in der Tschechoslowakei, in Polen und Ungarn, wo man Westflair schnuppern konnte.
Die DDR zu verlassen, das kam für Günther Schobert niemals in Frage. "Ich war nie ein Revolutionär", sagt er über sich selbst.