Besuch in Siebenbürgen
Besuchsreise der Mitarbeitenden des Kirchenkreises Oberes Havelland nach Siebenbürgen zur Partnergemeinde Zeiden vom 24.4.-29.4. 2017
Rumänien. Wir kennen es meist aus unserer Jugend, wenn wir nach Bulgarien getrampt sind. Wir erinnern uns an den Hunger der Menschen, den Wahnsinn des Diktators Ceausescu, die blutige Revolution von 1989.
Seit vielen Jahren unterhält unser Kirchenkreis eine Partnerschaft mit der Kirchengemeinde Zeiden (Codlea) in Siebenbürgen. Ein bis zweimal im Jahr fuhren Transporter und vollbeladene PKWs mit Hilfsgütern dorthin, über Straßen, die bei uns nicht mal als Feldwege durchgehen würden. Durch Dörfer, in denen die Siebenbürger Sachsen sich Kirchen und Gehöfte als Burgen ausgebaut haben.
Das Krankenhaus in Zeiden hatte nicht mal Bettwäsche, die Landwirte hatten Maschinen, die noch aus der Zeit vor dem zweiten Weltkrieg stammten. Unsere Gemeinden in Oberhavel sammelten immer wieder Geld- und Sachspenden, doch das war oft nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Die meisten Siebenbürger Sachsen wanderten nach 1989 aus. Von den 115.00 Sachsen 1989 leben heute noch 15.000 in Siebenbürgen.
Doch wer Zerfall und Stillstand erwartet, wird eines Besseren belehrt.
Wir fahren über gut ausgebaute Straßen durch Dörfer und Städte mit vielen sanierten Häusern.
Es gab eine Vielzahl von Begegnungen – alles perfekt organisiert von der Evangelischen Akademie in Siebenbürgen. Mit dem Programmleiter Roger Parvu hatten wir einen kompetenten und auch witzigen Begleiter („Was machen Sie beruflich?“ – „Ich lebe in Rumänien, das ist ein Full-Time-Job!“).
Natürlich ist unsere Partnergemeinde das Hauptziel unseres Besuchs. Die evangelische Gemeinde mit der imposanten Kirchenburganlage Zeiden wird vom sympathischen Pfarrer Andreas Hartig geleitet. Ehrenamtliche Gemeindeglieder haben sich einen Tag freigenommen und besuchen mit uns die Einrichtungen der Gemeinde. Die von uns unterstützte Suppenküche ist längst ein hochprofessioneller Betrieb unter Leitung einer rumänischen Managerin geworden. Die Kirchengemeinde betreibt eine Art „Essen auf Rädern“ für die oft sehr armen Rentner ihrer Gemeinde, die Kosten dafür übernehmen wir.
Die deutschen Schulen in Siebenbürgen sterben nicht etwa aus, sondern haben Wartelisten. Viele junge Rumänen lernen schon ab dem Kindergarten Deutsch, um später in Deutschland studieren und arbeiten zu können.
So lösen sich die Grenzen zwischen den Siebenbürger Sachsen und den Rumänen immer mehr auf. Die Familien heiraten untereinander, die „deutsche“ Jugendarbeit wird zu fast 90% von rumänischen Jugendlichen besucht.
Der stellvertretende Bürgermeister erzählt, wie sich Herrmanstadt unter dem langjährigen Bürgermeister Klaus Johannis zu einer der reichsten Städte Rumäniens entwickelt hat (Arbeitslosigkeit unter drei Prozent) Heute ist Johannis Staatspräsident.
Friedrich Gunesch, Jurist des Konsistoriums der Siebenbürger Sachsen beschreibt uns den Wandel Siebenbürgens so facettenreich, dass uns immer wieder auch an Brandenburg erinnert fühlen. Auch bei uns ist nach einer langen Phase des Stillstandes oder gar des Rückschrittes nun die Talsohle durchschritten und Kindergärten und Schulen füllen sich wieder. Und wie bei uns profitieren die Siebenbürger von einer Öffnung für andere Menschen und Kulturen.
Rumänen halten nun das Siebenbürger Erbe hoch, in Brandenburg sind es die Zugewanderten, die wieder Leben bringen. Nicht nur diese Ähnlichkeiten sind es, die uns das Gefühl geben, nicht in der Fremde, sondern wie zu Hause zu sein.
Überwältigt von den vielen Eindrücken, von der warmherzigen Gastfreundschaft der evangelischen Akademie und auch von der spektakulären Landschaft Transsilvaniens und der Karpaten machen wir uns auf den Heimweg. Die meisten von uns mit dem festen Wunsch, den nächsten Urlaub dort zu verbringen.
Mathias Wolf
Pfarrer in Menz und Öffentlichkeitsbeauftragter des KK Oberes Havelland
Seit vielen Jahren unterhält unser Kirchenkreis eine Partnerschaft mit der Kirchengemeinde Zeiden (Codlea) in Siebenbürgen. Ein bis zweimal im Jahr fuhren Transporter und vollbeladene PKWs mit Hilfsgütern dorthin, über Straßen, die bei uns nicht mal als Feldwege durchgehen würden. Durch Dörfer, in denen die Siebenbürger Sachsen sich Kirchen und Gehöfte als Burgen ausgebaut haben.
Das Krankenhaus in Zeiden hatte nicht mal Bettwäsche, die Landwirte hatten Maschinen, die noch aus der Zeit vor dem zweiten Weltkrieg stammten. Unsere Gemeinden in Oberhavel sammelten immer wieder Geld- und Sachspenden, doch das war oft nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Die meisten Siebenbürger Sachsen wanderten nach 1989 aus. Von den 115.00 Sachsen 1989 leben heute noch 15.000 in Siebenbürgen.
Doch wer Zerfall und Stillstand erwartet, wird eines Besseren belehrt.
Wir fahren über gut ausgebaute Straßen durch Dörfer und Städte mit vielen sanierten Häusern.
Es gab eine Vielzahl von Begegnungen – alles perfekt organisiert von der Evangelischen Akademie in Siebenbürgen. Mit dem Programmleiter Roger Parvu hatten wir einen kompetenten und auch witzigen Begleiter („Was machen Sie beruflich?“ – „Ich lebe in Rumänien, das ist ein Full-Time-Job!“).
Natürlich ist unsere Partnergemeinde das Hauptziel unseres Besuchs. Die evangelische Gemeinde mit der imposanten Kirchenburganlage Zeiden wird vom sympathischen Pfarrer Andreas Hartig geleitet. Ehrenamtliche Gemeindeglieder haben sich einen Tag freigenommen und besuchen mit uns die Einrichtungen der Gemeinde. Die von uns unterstützte Suppenküche ist längst ein hochprofessioneller Betrieb unter Leitung einer rumänischen Managerin geworden. Die Kirchengemeinde betreibt eine Art „Essen auf Rädern“ für die oft sehr armen Rentner ihrer Gemeinde, die Kosten dafür übernehmen wir.
Die deutschen Schulen in Siebenbürgen sterben nicht etwa aus, sondern haben Wartelisten. Viele junge Rumänen lernen schon ab dem Kindergarten Deutsch, um später in Deutschland studieren und arbeiten zu können.
So lösen sich die Grenzen zwischen den Siebenbürger Sachsen und den Rumänen immer mehr auf. Die Familien heiraten untereinander, die „deutsche“ Jugendarbeit wird zu fast 90% von rumänischen Jugendlichen besucht.
Der stellvertretende Bürgermeister erzählt, wie sich Herrmanstadt unter dem langjährigen Bürgermeister Klaus Johannis zu einer der reichsten Städte Rumäniens entwickelt hat (Arbeitslosigkeit unter drei Prozent) Heute ist Johannis Staatspräsident.
Friedrich Gunesch, Jurist des Konsistoriums der Siebenbürger Sachsen beschreibt uns den Wandel Siebenbürgens so facettenreich, dass uns immer wieder auch an Brandenburg erinnert fühlen. Auch bei uns ist nach einer langen Phase des Stillstandes oder gar des Rückschrittes nun die Talsohle durchschritten und Kindergärten und Schulen füllen sich wieder. Und wie bei uns profitieren die Siebenbürger von einer Öffnung für andere Menschen und Kulturen.
Rumänen halten nun das Siebenbürger Erbe hoch, in Brandenburg sind es die Zugewanderten, die wieder Leben bringen. Nicht nur diese Ähnlichkeiten sind es, die uns das Gefühl geben, nicht in der Fremde, sondern wie zu Hause zu sein.
Überwältigt von den vielen Eindrücken, von der warmherzigen Gastfreundschaft der evangelischen Akademie und auch von der spektakulären Landschaft Transsilvaniens und der Karpaten machen wir uns auf den Heimweg. Die meisten von uns mit dem festen Wunsch, den nächsten Urlaub dort zu verbringen.
Mathias Wolf
Pfarrer in Menz und Öffentlichkeitsbeauftragter des KK Oberes Havelland