"Die Trauernden befinden sich wie in einer Warteschleife."
Die Arbeit in den Gemeinden ist anders geworden, besonders dort, wo Menschen Hilfe und Zuwendung brauchen. Bei der Seelsorge und in der Trauerbegleitung werden die aktuellen Einschränkungen besonders spürbar. Pfarrerin Nele Poldrack aus Leegebruch und Pfarrer Andreas Domke aus Zehdenick erzählen davon, wie sie den Alltag in den Gemeinden jetzt erleben:
Pfarrer Andreas Domke (Zehdendick): Die Trauergespräche finden aktuell vorwiegend telefonisch statt. Ich sitze am Schreibtisch und eine Kerze leuchtet. Es geht. Wir können gemeinsam auch gemeinsam beten. Für die Beerdigungsfeier kommt nur der engste Familienkreis zusammen. Da entsteht erst einmal ein Leerraum in der gemeinsamen Trauer, wo eigentlich die Familien enger zusammenrücken.
Wir gedenken der Verstorbenen in unseren Gottesdiensten, die nach wie vor jeden Sonntag in der Kirche stattfinden, allerdings ohne Gemeinde. Nicht ganz: wir feiern den Gottesdienst mit zwei Gemeindegliedern in der Kirche. Dort halten wir Fürbitte für jeden Verstorbenen und entzünden eine Kerze. Die Gemeinde bekommt den Gottesdienstablauf zum Mit- und Nachlesen nach Hause. Wenn die Glocken am Sonntag läuten und der Gottesdienst beginnt, können wir also auch hier in der Trauer vereint sein.
Der Wunsch nach einem gemeinsamen Gedenken ist groß. Wenn Zusammenkünfte und Gottesdienste in der Kirchen wieder möglich sind, werden wir zu einer solchen Gedenkfeier einladen. Da sollten wir nicht bis zum Ewigkeitssonntag im November warten. In den zurückliegenden Wochen, die von den Einschränkungen betroffen sind, gab es bisher vier Trauerfälle in den Gemeinden. Nein, Corona spielte dabei keine Rolle. Aber in allem, was wir derzeit tun, ist das Thema natürlich präsent.
Pfarrerin Nele Poldrack (Leegebruch): Gerade habe ich erlebt: Eine Beerdigung stand an und es war nicht richtig klar, ob sie nun stattfinden kann oder nicht. Man überlegt hin und her. Da kommen so viele Gedanken. Was mache ich, was rate ich den Hinterbliebenen? Der Bestatter sagt, nur die nächsten Angehörigen - so sieht es ja die Verordnung des Landes vor. Unter Umständen ist das aber nur eine Person. Das ist schwer zu entscheiden. Es ist eine Urnenbeisetzung, und am Ende wird sie verschoben. Der nächste Termin ist da, im Mai, aber ob dann die Feier stattfinden kann, wissen wir nicht. Die Trauernden befinden sich wie in einer Warteschleife. Es gibt keinen Ort für ihre Trauer. Aber der Abschied ist wichtig - und gemeinsames Trauern auch. Das fehlt jetzt alles. Ich bekomme Anrufe von Angehörigen, die einfach nur reden möchten. Da kommen dann auch Fragen, ob es denn in Ordnung sei, schon die Wohnung zu räumen, auch wenn die Trauerfeier erstmal verschoben wird.
Für die Seelsorge in der Gemeinde ist das persönliche Gespräch wichtig. Eigentlich könnte ich den ganzen Tag telefonieren. Das geht natürlich nicht. Aber ich nehme mir jetzt sehr viel Zeit dafür. Eine Frau sagt, dass für sie die wöchentliche Telefonandacht schön und tröstlich ist. Da kann man die anderen wenigstens hören und sprechen, das stärkt die Seele.
Seit 2009 gibt es in unseren Gemeinden eine Gruppe „Zeit zum Trauern“, die Menschen nach dem Abschied von lieben Menschen begleitet. Wir treffen uns eigentlich jeden Monat. Nun geht das natürlich nicht. Wir tauschen Telefonnummern aus und schreiben uns Nachrichten. Das Gespräch in der Gemeinschaft können wir damit nicht ersetzen. Aber wir halten den Kontakt und wissen voneinander.
An zwei Tagen in der Woche bin ich in der Klinikseesorge in Sommerfeld tätig. Ich empfinde es als Privileg, dass ich zu den Menschen gehen darf - natürlich immer mit Mundschutz-, denn sie dürfen sonst keinen Besuch empfangen. Als Seelsorgerin gehöre ich dann zum Klinikpersonal. Bei all den Einschränkungen ist es wichtig, dass diese Möglichkeit noch besteht, und ich bin dankbar dafür. Der Gesprächsbedarf ist auf jeden Fall da, und ich bin willkommen.
Wir gedenken der Verstorbenen in unseren Gottesdiensten, die nach wie vor jeden Sonntag in der Kirche stattfinden, allerdings ohne Gemeinde. Nicht ganz: wir feiern den Gottesdienst mit zwei Gemeindegliedern in der Kirche. Dort halten wir Fürbitte für jeden Verstorbenen und entzünden eine Kerze. Die Gemeinde bekommt den Gottesdienstablauf zum Mit- und Nachlesen nach Hause. Wenn die Glocken am Sonntag läuten und der Gottesdienst beginnt, können wir also auch hier in der Trauer vereint sein.
Der Wunsch nach einem gemeinsamen Gedenken ist groß. Wenn Zusammenkünfte und Gottesdienste in der Kirchen wieder möglich sind, werden wir zu einer solchen Gedenkfeier einladen. Da sollten wir nicht bis zum Ewigkeitssonntag im November warten. In den zurückliegenden Wochen, die von den Einschränkungen betroffen sind, gab es bisher vier Trauerfälle in den Gemeinden. Nein, Corona spielte dabei keine Rolle. Aber in allem, was wir derzeit tun, ist das Thema natürlich präsent.
Pfarrerin Nele Poldrack (Leegebruch): Gerade habe ich erlebt: Eine Beerdigung stand an und es war nicht richtig klar, ob sie nun stattfinden kann oder nicht. Man überlegt hin und her. Da kommen so viele Gedanken. Was mache ich, was rate ich den Hinterbliebenen? Der Bestatter sagt, nur die nächsten Angehörigen - so sieht es ja die Verordnung des Landes vor. Unter Umständen ist das aber nur eine Person. Das ist schwer zu entscheiden. Es ist eine Urnenbeisetzung, und am Ende wird sie verschoben. Der nächste Termin ist da, im Mai, aber ob dann die Feier stattfinden kann, wissen wir nicht. Die Trauernden befinden sich wie in einer Warteschleife. Es gibt keinen Ort für ihre Trauer. Aber der Abschied ist wichtig - und gemeinsames Trauern auch. Das fehlt jetzt alles. Ich bekomme Anrufe von Angehörigen, die einfach nur reden möchten. Da kommen dann auch Fragen, ob es denn in Ordnung sei, schon die Wohnung zu räumen, auch wenn die Trauerfeier erstmal verschoben wird.
Für die Seelsorge in der Gemeinde ist das persönliche Gespräch wichtig. Eigentlich könnte ich den ganzen Tag telefonieren. Das geht natürlich nicht. Aber ich nehme mir jetzt sehr viel Zeit dafür. Eine Frau sagt, dass für sie die wöchentliche Telefonandacht schön und tröstlich ist. Da kann man die anderen wenigstens hören und sprechen, das stärkt die Seele.
Seit 2009 gibt es in unseren Gemeinden eine Gruppe „Zeit zum Trauern“, die Menschen nach dem Abschied von lieben Menschen begleitet. Wir treffen uns eigentlich jeden Monat. Nun geht das natürlich nicht. Wir tauschen Telefonnummern aus und schreiben uns Nachrichten. Das Gespräch in der Gemeinschaft können wir damit nicht ersetzen. Aber wir halten den Kontakt und wissen voneinander.
An zwei Tagen in der Woche bin ich in der Klinikseesorge in Sommerfeld tätig. Ich empfinde es als Privileg, dass ich zu den Menschen gehen darf - natürlich immer mit Mundschutz-, denn sie dürfen sonst keinen Besuch empfangen. Als Seelsorgerin gehöre ich dann zum Klinikpersonal. Bei all den Einschränkungen ist es wichtig, dass diese Möglichkeit noch besteht, und ich bin dankbar dafür. Der Gesprächsbedarf ist auf jeden Fall da, und ich bin willkommen.