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31.07.2022 | "Es gibt nichts schöneres für mich, als den Beruf des Pfarrers"
Foto: KK-OHL / Stefan Determann

31.07.2022 | "Es gibt nichts schöneres für mich, als den Beruf des Pfarrers"

Nach 27 Dienstjahren im Pfarramt Menz verabschiedet sich Pfarrer Mathias Wolf in den Ruhestand.

Freude, Dankbarkeit und auch ein Stück Wehmut erfüllt die Menzer Dorfkirche am letzten Julitag, als Pfarrer Mathias Wolf nach 27 Dienstjahren von Superintendent Uwe Simon in den Ruhestand verabschiedet wird. Bis auf den letzten Platz sind die Kirchenbänke gefüllt. Und einige, die gut stehen können, folgen dem Gottesdienst gern vom Gang aus oder im Freien durch die geöffnete Kirchentür.
Festlich eröffnet der Bläserchor der Kirchengemeinden Rheinsberg und Menz unter Leitung von Vakanz7in Juliane Felsch-Grunow. Für weitere musikalische Momente sorgen Herbert Brauer mit dem Chor des Gemeinsam-Vereins und Organistin Victoria Czincel, die mit einer Interpretation des „Theme Amélie“ von Yann Tiersen die Magie des bekannten Films von 2001 in die Menzer Kirche holt.

Doch zuvor begrüßt Pfarrer Mathias Wolf seine (Abschieds-)Gemeinde mit dem Wochenspruch, der passender nicht sein kann: „So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürgerinnen und Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen.“ In diesem kurzen Vers aus dem Epheserbrief verdichtet sich das reiche Berufs- und Familienleben im Menzer Pfarrhaus der Wolfs wie unter einem Brennglas. Keine Fremden zu sein, sich heimisch zu fühlen, dazu zu gehören. Nach mehr als einem Vierteljahrhundert will man das fast voraussetzen. Doch lässt man die letzten drei Jahrzehnte mit all ihren Veränderungen Revue passieren, ist das nicht selbstverständlich.
Die ersten Schritte hin zum Pfarramt waren für Mathias Wolf von ganz anderen Umständen geprägt. Nach langen Berufsumwegen, von denen wir heute wie von Geschichten aus einem anderen Land erzählen, kam Mathias Wolf zum Theologiestudium. Das Abitur war ihm zu DDR-Zeiten ebenso wie seiner späteren Frau verwehrt. Über Berufe und Tätigkeiten wie Chemielaborant, Autowäscher, Hausmeister und Heizer – letzteres in Wittenberg im Predigerseminar – fand er dann doch über das Theologische Seminar Leipzig den Weg zum Studium. Eine „Insel im roten Meer“ wurde die akademisch-kirchliche Ausbildungsstätte – eine von drei in der damaligen DDR – später treffend genannt. Und so war auch das Kirchen- und Pfarrerbild damals gezeichnet: Inseln als Zufluchtsorte, die gleichzeitig Freiraum gaben.

„Die Pfarrer in der DDR waren arm aber frei. Sie haben den Verfolgten und Verzweifelten gedient. Sie waren wie eine Insel im roten Meer, und das wollte ich auch sein“, sagt Pfarrer Wolf rückblickend in seiner Predigt und stellt den Bezug zu Martin Luther her, dessen Werk ihn über alle Lebensjahre intensiv begleitet. In seiner Denkschrift „Von der Freiheit des Christenmenschen“ schreibt Luther 1520: „Ein Christenmensch ist eine freier Herr über alle Dinge und niemanden Untertan. Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann Untertan.“

So sieht sich Mathias Wolf bis heute im Beruf des Pfarrers als „dienstbarer Knecht und jedermann Untertan“. Auch wenn nach der Studienzeit alles anders wurde: Plötzlich gab es keine DDR mehr. Und auch das Bild vom roten Meer und der Insel passte nicht mehr. Aber Pfarrer zu sein, das war für Mathias Wolf schon immer das Ziel. Und auch die Insel sollte es geben. Beide Wünsche gingen in Menz in Erfüllung.

Das Menzer Pfarrhaus führten er und seine Frau Beate gemeinsam ganz im lutherschen Sinne: Ein offenes Haus, eine Herberge in der Not und mit einem zuhörenden Ohr und Rat für den, der Hilfe braucht. Eine Insel für die, die eine Zuflucht suchen in unruhigen Zeiten. Das haben sich die Pfarrersleute über all die Jahre bewahrt und damit auch den Ort und die Region geprägt, in der sie sich heute zuhause fühlen.

In nüchternen Zahlen heißt das: über 1000 Predigten, 170 Taufen, mehr als 60 Trauungen und Konfirmationsgottesdiensten. Verwaltungsarbeit für ein Pfarramt im stetes Wandel der Strukturen und Wechsel der Kirchenkreise. Aber auch: gerettete Kirchtürme, deren Wiederaufbau fast unmöglich schien, schmucke sanierte Kirchen, eine lebendige Gemeinde mit dankbaren Menschen und nicht zuletzt eine übervolle Kirche zum Abschiedsgottesdienst, der zugleich ein herzliches Willkommen für die Menzer Mitbürger ist, die Wolfs bleiben werden. Zwar nicht im Pfarrhaus, so aber doch in guter vertrauter Nachbarschaft.

Nach einer kurzen Vakanzzeit, in der Pfarrer Wilhelm aus Gransee für die Vertretung zuständig ist, wird Pfarrer Jens Jacobi ab 1. Oktober die Menzer Pfarrstelle übernehmen.
erstellt von Stefan Determann am 29.08.2022, zuletzt bearbeitet am 10.08.2023
veröffentlicht unter: Pressemitteilungen

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